Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
Verteidigung dienenden
Bollwerks wurde die Stadt nach Kanonenbeschuss durch Mehmed II. gestürmt, womit ein neuer Abschnitt in der Geschichte der
Stadt begann. Nach dem Fall Konstantinopels wurde auf Anordnung des Sultans die komplette Mauer einer gründlichen Renovierung
unterzogen.
Im gesamten Mauerverlauf kam es Anfang des 16. Jhs. zu erheblichen Zerstörungen, bei denen fast 50 Türme zum Einsturz kamen.
Ursache waren – wieder einmal – schwere Erdbeben. Zur Renovierung wurden Truppen sowie etwa 8000 Fronarbeiter aus dem Reichsgebiet
eingesetzt.
Im Laufe der folgenden Jahrzehnte scheint die Landmauer mehr und mehr vernachlässigt worden zu sein, bis sie 1635 nochmals
diverse Reparaturen erfuhr und zum Einzug von Sultan Murad IV. (1623–1640) strahlend weiß getüncht wurde.
Ab dem 19. Jh. machten der Mauer nun ganz andere Bedrohungen zu schaffen: Einerseits vernachlässigte die Administration die
Unterhaltung der Befestigung, andererseits machte sich die umliegende Bevölkerung daran, die Anlage als Steinbruch zu nutzen,
um an Baumaterial zu gelangen. Dies sollte 1870 sogar dazu führen, dass erstmals ein systematischer Abbau zur Gewinnung von
Baumaterial begann, der erst nach Einschreiten des Auslands beendet wurde. Dennoch schien das Ende dieses einmaligen militärhistorischen
Monuments im frühen 20. Jh. besiegelt zu sein, als Pläne zum Abbruch der Landmauer diskutiert wurden, um eine große Ringstraße
nach europäischem Vorbild zu bauen. Dies konnte jedoch glücklicherweise von türkischen und internationalen Archäologen verhindert
werden.
Heute trennt die Theodosianische Landmauer die Altstadt mit ihren Stadtteilen Eminönü und Fâtih von der modernen Bebauung
im Westen.
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|49| Markiansäule
Ehrenmahl und »Mädchenstein«
Eine der vier großen im heutigen Stadtbild noch gut auszumachenden Säulen Istanbuls, die namentlich zu benennen sind, ist
die von den Türken »Mädchenstein« (
Kıztaşı
) genannte Markiansäule. Ursprung der türkischen Bezeichnung war allerdings eine Verwechslung mit einer anderen Säule, die
in der Nähe stand und Mitte des 16. Jahrhunderts in einer Moschee verbaut wurde. Sie trug eine Venusstatue, die, so überlieferten
es frühe Geschichtsschreiber, die wundersame Kraft hatte, bei vorübergehenden Frauen mit fragwürdiger Moral unter den Kleidern
einen Wirbelwind zu platzieren, der diese in die Höhe wehte und die »Schändlichen« entblößte. Schon bald soll keine Frau mehr
gewagt haben den Platz mit der Säule zu überqueren. Wann Beiname und Legende auf die Markiansäule übergegangen sind, lässt
sich nicht feststellen, doch dürfte dies der Fall gewesen sein, nachdem man zwar noch die Erzählung kannte, die Säule jedoch
bereits verbaut worden war. So ließ man dann in Zweifelsfällen die Markiansäule bei jungen Frauen entscheiden, ob bei ihnen
eine »echte« oder »vorgetäuschte« Jungfräulichkeit vorlag …
Die etwa 17 m hohe Markiansäule war, bevor sie zum »Mädchenstein« wurde, zu Ehren des Kaisers Flavius Marcianus (450–457)
durch den Stadtpräfekten Tatianus errichtet worden. Die Inschrift, die dies belegt, ist im Sockel als Negativ noch weitgehend
erhalten. Tatianus wurde 450 zum Stadtpräfekten ernannt und als solcher letztmalig 452 erwähnt. Demnach dürfte die Säule wohl
zwischen 450 und 452 entstanden sein, möglicherweise auch noch kurz danach. In welchem räumlichen Zusammenhang sie mit dem
architektonischen Umfeld dieser Zeit stand, ist nicht mehr festzustellen. Anlass der Errichtung des Ehrenmahls war (anders
als bei den vielen anderen, die auf das Vorbild der Trajans- oder der Markussäule in Rom zurückgehen) jedoch kein bestimmter
Sieg auf einem Schlachtfeld; vielmehr sollte die Fähigkeit des Kaisers, die Stadt vor einem Angriff der gefürchteten Hunnen
zu bewahren, gerühmt werden.
Das Piedestal, der Sockel der Säule, ist mit Reliefarbeiten geschmückt, wovon drei jeweils ein Rundschild mit Christusmonogramm
zeigen und auf einer, der nach Norden weisenden, zwei Victorien einen Schild halten, über dem die ursprünglich mit Bronzelettern
eingelassene Inschrift prangte, wovon noch die Bettungen zeugen. Die beiden Victorien sind heute leider stark beschädigt und
lassen nur noch schwach die stürmische Bewegung der Figuren erkennen. Das ebenso nur noch in Teilen erhaltene korinthische
Kapitell auf der monolithischen Rosengranitsäule trägt einen Block, der
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