Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
Bestehen wurde die Zisterne mehrfach repariert und restauriert, so zum ersten Mal im größeren Umfang 1723 unter
Ahmed III. Bevor sie zwischen 1985 und 1987 von 50 000 Tonnen Schlamm gesäubert und Besuchern zugänglich gemacht wurde, fand hier 1963 ein erbitterter Kampf zwischen sowjetischen
Agenten und James Bond im Film »Liebesgrüße aus Moskau« statt. Nach weiteren Reinigungsarbeiten wurden 1994 Fische eingesetzt,
und durch entsprechende Beleuchtung und Klassische Musik im Hintergrund schuf man ein für Besucher geradezu mystisches Ambiente;
auch wenn dies nicht seiner ursprünglichen Nutzung entspricht, ist es dennoch einfach schön …
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|56| Hagia Sophia
Der Prototyp
Weltberühmt und natürlich auch eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Istanbuls ist zweifellos die Hagia Sophia (türk.
Ayasofya
), die Kirche der »heiligen Weisheit«. Für rund 1000 Jahre war sie Hauptkirche und geistliches Zentrum des Byzantinischen
Reichs, bis sie nach der Einnahme Konstantinopels durch die Türken im Jahr 1453 zur wichtigsten Moschee der Osmanen umfunktioniert
wurde. Ihr Bau war für die frühe orthodoxe Christenheit und das Byzantinische Reich gleichermaßen von hoher symbolischer Bedeutung
und stellt zudem das erste Beispiel – gewissermaßen den »Prototyp« – einer spezifisch byzantinischen Architektur dar. Über
viele Jahrhunderte lang war die Hagia Sophia der größte kirchliche Sakralbau weltweit, der in den Augen vieler nicht einfach
durch Menschenhand errichtet worden sein konnte, sondern bei dessen Bau göttliche Hilfe mit im Spiel war. Auch in ihrer späteren
Bestimmung war sie unerreichtes Vorbild zahlreicher Moscheen im Osmanischen Reich.
Den byzantinischen Historikern Theophanes und Nikephoros zufolge soll mit dem Bau der Hagia Sophia bereits 325 unter Konstantin
I. begonnen worden sein. Die Kirche brannte jedoch im Juni 404 während eines Aufstands der Anhänger des Patriarchen von Konstantinopel,
Johannes Chrysostomos (347–404), vollkommen nieder, als dieser durch Kaiserin Eudoxia (395–404) abgesetzt worden war. Von
Kaiser Theodosius II. am gleichen Ort als fünfschiffige Basilika wiederaufgebaut, wurde sie bereits im Jahr 532, kurz nach
Beginn der Herrschaft Kaiser Justinians I., erneut Opfer eines verheerenden Brands, der im Zuge des sog. Nika-Aufstands gegen
den Kaiser entfacht worden war. Bereits wenige Wochen danach begann man mit der Errichtung einer neuen, weit mächtigeren Kirche,
deren Form Justinian im Traum offenbart worden sein soll; er wollte eine Kirche stiften, »wie sie seit Adam nicht existierte
und auch nicht mehr existieren würde«. Mehrere zehntausend Arbeiter standen daraufhin unter der Aufsicht des Architekten Anthemios
von Tralleis und des Mathematikers Isidoros von Milet; unzählige Säulen, Kapitelle, Marmorstücke und farbige Steine wurden
aus den Überresten zahlreicher antiker Stätten Anatoliens, des Libanon, Griechenlands und Italiens als Baumaterial für die
Hagia Sophia nach Konstantinopel gebracht, und innerhalb von nur fünf Jahren Bauzeit entstand der wohl prachtvollste Sakralbau
des Altertums. Am 26. Dezember des Jahres 537 wurde er festlich eingeweiht. Der schriftlichen Überlieferung zufolge konnte
der Kaiser seine Begeisterung bei den Feierlichkeiten kaum zügeln. Er fuhr angeblich mit einem von Pferden gezogenen Triumphwagen
in die Kirche ein, dankte Gott und rief laut aus, er habe selbst König Salomo, den Erbauer des jüdischen Tempels, übertroffen.
Ob ihm diese Worte nun nachträglich in den Mund gelegt worden sind oder nicht: In der Folgezeit |57| entstanden nur wenige Kirchenbauten, die in ihren Ausmaßen an die Hagia Sophia heranreichten oder sie gar an Größe übertrafen
– trotz des technischen Fortschritts.
Zwei Jahrzehnte später, am 7. Mai 558, wurde die Hagia Sophia durch ein Erdbeben stark in Mitleidenschaft gezogen, bei dem
u. a. die zentrale Kuppel einstürzte. In den darauffolgenden Jahren wurde sie von Isidoros dem Jüngeren wiedererrichtet, wobei
die Kuppel aus statischen Gründen um |58| 7 m erhöht wurde, und erlebte 563 eine feierliche Neueinweihung. Aber auch in der Folgezeit sollte es wiederholt statische
Probleme mit dem bis dahin beispiellosen Großbau geben: So stürzten in den Jahren 989 und 1346 der westliche und östliche
Kuppelbogen ein, woraufhin außen zahlreiche stützende Zusatzmauern angebracht wurden – die Kuppelkonstruktion als solche
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