Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
Mosaik
des Kaisers Johannes II. Komnenos (1118–1143) mit Kaiserin Irene und Kronprinz Alexios, die der Gottesmutter samt Kind das
Apokombion, den Beutel mit der Opfergabe, offerieren.
Das früheste der vier Minarette stammt bereits aus der Zeit Mehmeds II., das kannelierte Minarett ließ sein Sohn Bayazıt II.
errichten, die übrigen Selim II. im 16. Jh. Im Hof der Hagia Sophia befindet sich u. a. ein Baptisterium, ein Moscheebrunnen
aus der Zeit Mahmuds I. (1808–1839), eine Knabenschule, eine Armenküche, eine Bibliothek, die Hünkâr-Galerie (
Mahfel
) von Sultan Abdülmecid I. sowie vier Türben (Grabbauten), in denen Sultane, Prinzen, Prinzessinnen und Sultansgattinnen beigesetzt
wurden, darunter Selim II., Murad III., Mehmed III. (1595–1603), Mustafa I. (1617–1618, 1622–1623) und Ibrahim (1640–1648).
Die Hagia Sophia, gekrönt mit dem Halbmond, war lange Zeit für viele Westeuropäer
das
Symbol der Niederlage: Das Christentum hatte ein einzigartiges Gotteshaus an den Islam verloren. Mustafa Kemal Atatürk (1881–1938),
»Vater« der Republik Türkei, beschloss 1935 – sich der Kraft der Symbolik bewusst –, dieses Heiligtum in das bis heute bestehende
Hagia Sophia-Museum (
Ayasofya Camii Müzesi
) umwandeln zu lassen und so einen jahrhundertelang schwelenden Streit zu beenden. Durch diese Maßnahme wurde nicht zuletzt
auch die Freilegung der byzantinischen Mosaiken ermöglicht.
Die Hagia Sophia erhebt sich in ihrerer blockhaften Geschlossenheit über der Stadt.
Fragmentarisch erhaltenes byzantinisches Mosaik aus dem 14. Jh. Dargestellt ist der segnende Christus zwischen Maria und Johannes
dem Täufer.
Während der Regierungszeit von Murad III. gelangte das hellenistische Marmor-Gefäß aus Pergamon in die Hagia Sophia.
Vier markante Minarette an den Ecken des quadratischen Grundbaus und die Kupel der Hagia Sophia bilden die markante Silhouette.
Im Gegensatz zum Zentralraum der Hagia Sophia zeichnet sich der Narthex durch seine formale Schlichtheit aus; verwendet wurden
dennoch die edelsten Materialien.
[ Menü ]
|62| Hagia Eirene
Kriegsgerät statt Gebetsteppich
Ein Sakralbau mitten in Istanbul ohne Minarett – eigentlich kaum vorstellbar und doch ist die Hagia Eirene (oder Irenenkirche;
türk.
Aya Irini Kilisesi
) ein beeindruckendes, zugleich aber auch das einzige Beispiel eines christlichen Kirchenbaus, der nach der Eroberung 1453
nicht zur Moschee umgewandelt wurde. Sie war dem eher abstrakten Gedanken eines »heiligen Friedens« geweiht, doch gilt ebenso
als namensgebend die heilige Irene, die unter Licinius (308–314) das Martyrium erlitten haben soll und in Konstantinopel zur
Zeit der Errichtung eine besondere Verehrung erfuhr. Über |63| sie gibt es unterschiedliche Berichte bzw. Legenden, wovon die eine sie als Penelope nennt, die bei ihrer Taufe den Namen
Irene annahm. Aufgrund ihres Bekenntnisses zum christlichen Glauben und ihrem Bestreben diesen zu verbreiten wurde sie verfolgt,
überlebte jedoch alle Grausamkeiten, die sie erleiden musste. So soll sie etwa in eine Schlangengrube geworfen worden sein,
ohne dass eine Schlange sie berührte, und wilden Pferden vorgeworfen worden sein, die sie aber verschonten, woraufhin viele
Menschen sich zum Christentum bekehrten.
|62|
Die heute zum Museum ausgebaute Hagia Eirene zeigt im Wesentlichen die Form ihres Zustands im 18. Jh.
|63| Der rötliche Backsteinbau liegt an einem Hang im Südwesten des ersten Palasthofs, doch existierte bereits vor dem heute sichtbaren
Bau an dieser Stelle zunächst eine kleinere Kirche, die von Konstantin I. Mitte des 4. Jhs. um ein Wesentliches erweitert
wurde. 381 bildete sie den Rahmen des zweiten ökumenischen Konzils unter Theodosius I. (des ersten Konzils von Konstantinopel).
Bis zum Bau der Hagia Sophia war sie als
ecclesia antiqua
Hauptkirche der Stadt und Sitz des Bischofs, spielte aber auch danach noch eine bedeutende Rolle.
532 fiel die Hagia Eirene beim Nika-Aufstand, wie viele andere Gebäude der Stadt auch, den Flammen zum Opfer, wurde aber durch
Justinian in deutlich größerer Form als dreischiffiger Bau mit Kuppel über dem Zentralteil wiederhergestellt. Erneut stark
beschädigt wurde der Neubau 740 bei einem Erdbeben, durch das auch weite Teile der Stadtbefestigung zerstört wurden. Wohl
der gesamte Oberbau über der Empore sowie die Apsis stürzten hierbei ein. Konstantin V. ließ den Bau abermals erneuern, was
nahezu den
Weitere Kostenlose Bücher