Byzanz - Konstantinopel - Istanbul
hat
jedoch im Wesentlichen bis heute überdauert. Vom Kreuz zum Halbmond Angeblich soll Mehmed II. unmittelbar nach der Eroberung
der Stadt als erste Amtshandlung der Hagia Sophia, die bei den Osmanen große Bewunderung hervorrief, einen Besuch abgestattet
haben. In den folgenden Jahren wurde die Kirche sukzessive zur Moschee umgestaltet, wobei man jedoch stets darauf bedacht
war, möglichst wenig Bausubstanz zu zerstören. Christliche Insignien wurden nach und nach durch muslimische ersetzt, die Ikonen
entfernt, die Mosaiken innerhalb der Kirche wegen des Bilderverbots im Islam verputzt und Kreuze gegen Halbmonde ausgetauscht;
der äußere Eindruck der Kirche wurde in erster Linie durch die vier neben dem Gebäude errichteten Minarette verändert. Mit
dieser Umwandlung begann der große Einfluss der Hagia Sophia auf die osmanische Sakralarchitektur. Die Ausbreitung der Kuppelmoschee
im Osmanischen Reich bis hin zu den großen Moscheen wie der Selimiye-Moschee in Edirne oder der |59| Istanbuler
Süleymaniye
des großen Architekten Sinan wären ohne das Vorbild der Hagia Sophia nicht denkbar. Sultan Abdülmecid I. (1839–1861) ließ
die Hagia Sophia von 1847–1849 durch die Schweizer Architekten Gaspare und Giuseppe Fossati aufwendig restaurieren, wobei
einige der zuvor übertünchten Mosaiken wieder zum Vorschein kamen. Aus dieser Zeit stammen auch die 7,50 m großen arabisch
beschrifteten Rundschilder im Inneren des Hauptraums, auf denen u. a. die Namen Muhammads und der ersten vier Kalifen Abu
Bekr, Omar, Osman und Ali zu lesen sind. Annähernd 500 Jahre – bis 1932 – diente die Hagia Sophia als Moschee. Die Grundfläche
des als Kuppelbasilika ausgelegten Baus bildet ein Rechteck von rund 70 × 75 m. Die gängige Bauform einer Basilika wurde mit
dem überkuppelten Zentralbau zu einer neuen Prägung kombiniert. Die Kirche verfügt über zwei hintereinander gelagerte Vorhallen
im Westen, den sog. inneren Narthex (Esonarthex) und den äußeren Narthex (Exonarthex), in dem noch einige nichtfigürliche
Mosaiken aus der Zeit Justinians erhalten sind. Fünf inzwischen vermauerte Tore führten aus dem Atrium in diese Halle, fünf
weitere von hier in den anschließenden Narthex. Oberhalb des mittleren Tors befindet sich ein wieder restauriertes Mosaik
aus dem 10. Jh., das die Kaiser Konstantin und Justinian zeigt, die der thronenden Maria mit dem Christuskind eine Stadt (Konstantinopel)
und eine Kirche (die Hagia Sophia) darbieten. Zu den beeindruckendsten Bildwerken des Narthex zählt ein über dem sog. Kaisertor
angebrachtes Mosaik. Dieses zeigt den thronenden Christus mit stigmatisierter rechter Hand und einem Buch in der Linken, das
die Aufschrift: »Friede sei mit Euch, ich bin das Licht der Welt« trägt. Zu seinen Füßen kniet Papst Leo IV. (780–797), während
dessen Amtszeit dieses Mosaik vermutlich angefertigt wurde. Die seitlich angebrachten Medaillons tragen Darstellungen Marias
und des Erzengels Gabriel. Der Hauptraum wird ganz und gar von der rund 56 m hohen Kuppel beherrscht, die sich in der Lichtfülle
unzähliger |60| Fenster wie schwebend über vier mächtigen Pfeilern erhebt. Ihre Grundfläche beträgt 7570 m 2 , was in etwa der Fläche eines Fußballfelds entspricht. In der Längsrichtung schließen sich an die zentrale Hauptkuppel zwei
Halbkuppeln an, die ihrerseits von drei halbrunden Nischen durchbrochen sind, deren mittlere im Osten in Richtung der Hauptapsis
ausgeweitet ist. In den Zwickeln sind sechsflügelige Engel dargestellt. Die Apsis verfügt über Mosaiken aus dem 9. Jh.: eine
thronende Muttergottes mit Kind, rechts davon der Erzengel Gabriel, links Michael. Die Hauptkuppel, die Halbkuppeln, die Gewölbe
des Narthex, die Seitenschiffe sowie die Emporen (was einer Gesamtfläche von nicht weniger als 10 000 m² |61| entspricht) waren ursprünglich deckend mit goldgrundierten Mosaiken bedeckt. Als osmanische Ausstattung findet sich im Süden
der Apsis der Mihrab (Gebetsnische), im Mittelschiff rechts vor der Apsis das Minbar (Freitagskanzel) sowie links von der
Apsis die achteckige, vergitterte Sultansloge aus dem 18. Jh. Auf den Emporen, die sowohl bei den Byzantinern wie auch den
Osmanen allein den Frauen vorbehalten waren, haben sich Reste der alten Mosaiken erhalten: auf der Nordempore das Bild Kaiser
Alexanders, auf der Südgalerie ein Mosaik mit Kaiserin Zoë und ihrem Gemahl Konstantin IX. Monomachos, daneben ein
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