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Byzanz - Konstantinopel - Istanbul

Titel: Byzanz - Konstantinopel - Istanbul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schweizer , Stephan W. E. Blum , Ruestem Aslan
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gesamten Oberbau, die Apsis sowie die komplette Inneneinrichtung umfasste, doch machten wohl insbesondere die in
     dieser Region häufig auftretenden Erdbeben in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Ausbesserungs- oder Sicherungsarbeiten
     notwendig.
    In der zweiten Hälfte des 15. Jhs. wurde die Hagia Eirene in den Bereich des wachsenden Topkapı-Palasts mit einbezogen und
     – nachdem sie zunächst noch durch am Hofe angestellte Christen genutzt worden war – zum Arsenal hergerichtet. Aus diesem Grund
     wurde sie, anders als die meisten anderen Kirchen, auch nie zur Moschee umgebaut. Unter Ahmed III. wurde der Bau 1726 zum
     Zeughaus (
Dar-ül eslaha
) ausgebaut.
    Eine neuerliche Renovierung erfuhr das Gebäude Mitte des 19. Jhs., als man es unter Sultan Abdülmecid I. auf Betreiben des
     Artilleriegenerals Fethi Ahmed Paşa zum Museum umgestaltete. Heute ist sie eines der besterhaltenen Bauwerke in Istanbul,
     die noch aus altbyzantinischer Zeit stammen und ein frühes Beispiel, das den Übergang von der bis dahin vorherrschenden basilikalen
     Konzeption zum Zentralbau zeigt. Die reiche Dekoration, die die Wände, Pfeiler und Kuppel einst schmückte, ist heute jedoch
     verloren; dafür gibt die Kirche mit dem »rohen« Ziegelsteinmauerwerk und ihrer außergewöhnlichen Akustik zahlreichen klassischen
     Konzerten oder Jazz-Festivals einen besonderen Rahmen.

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    |64| Tekfur-Palast
    Von Kreuzträgern und Glashandwerkern
    Die Zwickel zwischen den Fensterbögen des Tekfur-Palasts sind mit unterschiedlichen Mustern geschmückt.
    Wenngleich die architektonischen Spuren aus byzantinischer Zeit in Istanbul nur noch äußerst spärlich sichtbar sind, so zeigen
     sie umso eindrücklicher, mit welcher Liebe zum Detail man nicht nur Wände dekorierte, sondern wie auch die Baukörper selbst
     durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien kunstvoll gegliedert wurden. Eines der wenigen noch erhaltenen Beispiele
     byzantinischer Baukunst und daher auch kunsthistorisch von großer Bedeutung ist der Tekfur-Palast (türk.
Tekfur Sarayı
).
    Vermutlich wurde er in Verbindung mit der Kaiserresidenz, die seit dem 11. Jh. im Blachernenviertel beherbergt war, am Nordende
     der Theodosianischen Landmauer zwischen |65| der Mauer selbst und ihrer Vormauer errichtet. Wer ihn bauen ließ und wie er ursprünglich hieß, ist allerdings aufgrund fehlender
     Inschriften und Aufzeichnungen noch immer nicht gesichert. Sicher ist jedenfalls, dass der Begriff
Tekfur
(»die Kreuz-Tragenden«) erst aus osmanischer Zeit stammt und die byzantinischen (sprich: christlichen) Herrscher bezeichnete.
    Bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen diente der Bau als Wohnsitz der byzantinischen Kaiser. In der zweiten
     Hälfte des 13. Jhs., in palaiologischer Zeit (bzw. während der Herrschaft von Manuel I. Komnenos, 1143– 1180), wurde der Palast
     umfangreich erweitert und erneuert, um als Sommerresidenz des Kaisers genutzt zu werden.
    Ziegelsteinbänder und Ziegelintarsien prägen das Äußere des byzantinischen Palastbaus.
    Nicht nur für Bauhistoriker interessant sind die Unterschiede in der Mauertechnik des Erdgeschosses und des Obergeschosses
     sowie der Gegensatz einer dreiteiligen Raumgliederung im Inneren und einer vierteiligen Gliederung der südlichen Außenwand,
     die zeigen, dass das Gebäude erst durch mehrere Bauphasen seine endgültige Form erhielt.
    |66| Wie viele Ausbaustufen der Palast letztendlich erfahren hat, ist jedoch nicht eindeutig zu sagen. Die durch Ziegelintarsien
     außerordentlich reich geschmückte Vorderfront öffnet sich zu einem langgestreckten Hof, der durch vier Torbögen betreten werden
     konnte. Horizontal gliedern zwei dicht gesetzte rundbogige Fensterreihen die Schaufassade mit unterschiedlich farbig gemusterten
     Bogenzwickeln.
    In der ersten Hälfte des 14. Jhs. diente der Bau Kaiser Andronikos III. (1328–1341) als Quartier und wurde 1328 nach Konstantin
     Palaiologos Porphyrogennetos (»der Purpurgeborene«), dem Sohn Kaiser Michaels VIII., »Konstantin Porphyrogennetos-Palast«
     genannt.
    Im 16. Jh. war das Gebäude bereits teilweise zerstört, diente aber dennoch dem Sultan als Menagerie (ebenso wie eine aufgelassene
     Zisterne, die sich in der Nähe befand) und so tummelten sich nun, dort wo früher höfisches Leben stattfand, teils exotische
     Tiere. Auf Initiative des Großwesirs Damad Ibrahim Paşa wurde eine Fayencefabrik gegründet, die 1719 im Hof des Tekfur-Palastes
    

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