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Byzanz - Konstantinopel - Istanbul

Titel: Byzanz - Konstantinopel - Istanbul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schweizer , Stephan W. E. Blum , Ruestem Aslan
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eingerichtet wurde, wofür Werkstatträume, ein Brennofen sowie ein Mühlwerk angelegt wurden. Hergestellt von Meistern, die
     aus den Iznik-Manufakturen hierhergebracht wurden, schmücken diese sog.
Tekfur Çinileri
(»Tekfur-Kacheln«) verschiedene Moscheen Istanbuls. Allerdings sollte die Werkstatt nicht lange Bestand haben. 1864 brach
     ein Brand in den hier angesiedelten »Judenhäusern« aus, wodurch auch wichtige Teile des Tekfur-Palastes zerstört wurden, so
     die reiche marmorne Innenausstattung und der Balkon. Später entstand an diesem Platz eine Glaswarenfabrik, die noch bis ins
     20. Jh. hinein in Betrieb war und durch deren Abfall sich das Bodenniveau bis zur Reinigung durch die Verwaltung des Hagia
     Sophia-Museums im Jahr 1955 deutlich nach oben verlagerte. Heute zeugen nur noch die lange Zeit sich selbst überlassenen Mauern
     von diesem einst so prächtigen Bauwerk.
    Wie viele Bauphasen in dem Palastgebäude stecken, lässt sich nur schwer ermitteln.

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    |67| Chora-Kirche
    Gottesdienst jenseits der Stadtmauer
    Sucht man nach den kunsthistorisch wertvollsten byzantinischen Mosaiken weltweit, so darf ein Besuch der Chora-Kirche (türk.
Kariye Camii
) nicht ausbleiben. Nicht zuletzt deswegen ist sie heute, neben den großen Moscheen und dem Topkapı-Palast, auch eine der
     touristischen Attraktionen Istanbuls. Kaum vorstellbar, dass sie bis in die frühen 1970er Jahre hinein fast nicht mehr betreten
     werden konnte und gänzlich zu zerfallen drohte. Bis man sich des Problems annahm und zunächst Teile der umgebenden Bebauung
     renovierte, stand sie inmitten eines verslummten Viertels mit baufälligen osmanischen Häusern und unbefestigten Gassen.
    Einst lag das Chora-Kloster außerhalb der Stadtgrenze.
    Mit Hilfe einer amerikanischen Stiftung konnten dann der Kirchenbau und insbesondere die Mosaiken aufwendig restauriert werden.
    Das griechische Wort
chóra
(»Dorf«) bedeutet ebenso wie das türkische Wort
Kariye
ursprünglich so viel wie: »außerhalb der Stadt, in den Feldern«. So erklärt sich der Name des Klosters, wenngleich wohl zumindest
     ab dem 14. Jh. diese Bezeichnung nicht mehr topographisch, sondern eher symbolisch verstanden wurde, zumal sich die Stadtgrenze
     zwischenzeitlich weit über dieses Gebiet hinaus verlagert hatte.
    Die heute sichtbare Form der Kirche entspricht dem Zustand des 14. Jhs., wie sie vom Stifter Theodoros Metokhites, |68| einem hohen Beamten unter Kaiser Andronikos II. (1282– 1328), erneuert und erweitert wurde. Sein Stiftermosaik, das ihn bei
     der Übergabe der Kirche an den Christus Pantokrator zeigt, prangt über dem Portal.
    Doch vermutlich kam dem Areal nördlich von Edirnekapı, wo sich die Chora-Kirche befindet, schon im 4. Jh. eine größere Bedeutung
     zu, da hier gemäß verschiedener Berichte der Märtyrer Babylas und seine Schüler bestattet lagen – was allerdings auch andere
     Orte für sich beanspruchen. Unterschiedliche Berichte und Quellen zeichnen für die Frühgeschichte des Klosters aber nach wie
     vor ein wenig eindeutiges Bild. So soll etwa um 536 ein Kloster mit mehreren Kirchen von einem historisch nicht belegten Onkel
     der Kaiserin Theodora am Stadtrand gegründet worden sein. Für das frühe 6. Jh. lässt sich zudem ein Michael-Kloster nachweisen,
     zu dem evtl. die unter dem heutigen Bau liegenden Reste aus dem 6. Jh. gehören. Im 8. Jh. wurde das bestehende Kloster jedenfalls
     als Verbannungsort für missliebige Geistliche genutzt, und Patriarchen fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Dem zerstörerischen
     Bildersturm der Ikonoklasten unter Konstantin V. entging die Chora-Kirche, wahrscheinlich weil der Abt des Klosters beim Konzil
     von Nikäa vertreten war. So konnte nach dem Ende des byzantinischen Bilderstreits Mitte des 9. Jhs., als der Hauptkirche noch
     drei weitere Kapellen hinzugefügt wurden, eine Blütezeit für das Kloster folgen.
    Gegen Ende des 11. Jhs. scheint der Bau dann jedoch zerstört gewesen zu sein, da Maria Dukaina, die Schwiegermutter Kaiser
     Alexios’ I., hier zwischen 1077 und 1081 eine kleine Kreuzkuppelkirche über Bauresten des 6. Jhs. errichten ließ. Der jüngere
     Bruder des Kaisers Johannes II., Isaak Komnenos, ließ die Kirche erneuern, nachdem sie vermutlich von einem Erdbeben in Mitleidenschaft
     gezogen worden war, wobei im Wesentlichen nur die Außenmauern stehen blieben. Die übrige Konstruktion erfuhr hingegen tiefgreifende
     Veränderungen, und seitlich wurde ein mit Mosaiken

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