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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Lüge er ihm auftischen würde, denn der wachsame Eudokimos betrat mit den beiden Matrosen das Zimmer und hielt mit staunenswerter Schnelligkeit seinerseits dem Italiener das Messer an dessen Kehle.
    »Was soll das hier werden? Ihr beiden Galgenvögel lasst jetzt sofort meinen Herrn los und begleitet meine Freunde auf den Hof, denn sie möchten doch gar zu gern ein lieblich Wörtlein mit euch kosen.« Er verstärkte den Druck der Schneide auf den Hals, dass sich zwei winzige Blutströpfchen zeigten.
    »Au! Macht schon!«, zischte der Genuese in Todesangst. Schweiß tropfte in dicken Perlen von seiner Stirn. Die beiden Ganoven folgten mit unsicherem Gesichtsausdruck dem Befehl des Italieners. Unmerklich nickten die Matrosen dem Steuermann im Vorbeigehen zu. Loukas erhob sich und trat zu dem Kaufmann. »Ich kann mich nicht erinnern, Euch eingeladen zu haben, Giovanni Longo, Kaufmann aus Genua.«
    »Bitte«, deutete er mit den Augen auf das Messer an seiner Kehle.
    »Für wen arbeitet Ihr?«
    »Für …«
    »Keine Lüge. Andreas Kritobulos, Kaufmann aus Monemvasia, kennt die Handelshäuser von Genua.«
    »Doria, für Giannettino Doria.« Der mächtige Giannettino Doria stand einem der bedeutendsten Handelshäuser der ligurischen Stadt vor und engagierte sich gleichzeitig erfolgreich im Bankgeschäft. Man sagte ihm gute Beziehungen zu den Florentinern nach, sodass ihm die Pacht der Alaungruben mehr als gelegen kommen dürfte. Auch verfügte er über die Mittel, um Halil Pascha geneigt zu stimmen.
    »Was habt Ihr dem Pascha geboten?« Der Genuese schloss die Augen. Loukas Notaras gab dem Steuermann ein Zeichen. Der nahm die Klinge vom Kehlkopf. Giovanni Longo atmete erleichtert auf. Eudokimos wollte das Messer wegstecken, doch der Kapitän befahl ihm, es weiter in der Hand zu halten. Verunsicherung kehrte in das Gesicht des Genuesen zurück.
    »Reden wir vernünftig, Giovanni Longo. Du weißt doch gut genug, dass ich alle Möglichkeiten besitze. Ich kann dich töten oder foltern lassen. Ich weiß, es ist nicht schön, aber manchmal hilft es. Ich kann dich aus der Stadt vertreiben. Lügen über dich am Hof des Wesirs und in Genua verbreiten lassen. Glaubst du, dass Giannettino dich dafür lieben wird, wenn du das Geschäft verdirbst, das bis jetzt so sicher war? Wähle, mein Freund. Dass ich deiner Frau mitteile, wie du in der Fremde über sie redest, wie über eine Hure nämlich, wird dann wahrscheinlich dein geringstes Problem sein.« Der italienische Kaufmann blickte zu Boden. Er hatte offensichtlich keine Idee, wie er aus dieser Situation mit heiler Haut herauskommen sollte.
    »Halten wir es wie unter Ehrenmännern. Du sagst mir alles, was du weißt. Ich schließe das Geschäft ab und werde Giannettino beteiligen, sodass er nicht leer ausgeht, und du erhältst neue Aufgaben. Eine Lösung, die für alle gut ist.«
    Longo musste darüber nicht lange nachdenken, dieses Angebot konnte er nicht ablehnen. Und so weihte er Loukas in die Einzelheiten des Handels ein, in die Pachtsumme und in den Anteil des Wesirs.
    »Erzähl mir alles, mein Freund«, forderte Loukas sanft, wie es ein Vater mit dem Sohn machte, der einen Streich beichtete und dabei hoffte, mit der halben Wahrheit davonzukommen.
    »Giannettino will die Türken im Kampf gegen die Venezianer auf dem Epiros und vor allem in Ragusa unterstützen.«
    »Hilfe zur Selbsthilfe. Gut, Eudokimos wird in den nächsten Tagen dein ständiger Begleiter sein. Versuch nicht, ihn abzuschütteln. Tu am besten gar nichts, wenn du willst, dass die Geschichte für dich zum Guten ausschlägt.«
    »Danke, Herr!« Der Genuese verneigte sich und verließ das Zimmer.
    Am anderen Morgen stellte sich ein Bote vom Palast des Sultans ein und bat Loukas Notaras zur Audienz. Der Wirt hatte seine Aufgabe glänzend gelöst.
    Vor dem Palast drängte sich eine Traube von Menschen mit und ohne Pferde. Loukas kämpfte sich zum Eingang vor und betrat einen Saal, in dem sich zwanzig Militärsklaven mit Lanzen aufhielten, um die Tür zum zweiten Saal, die weit offen stand, zu bewachen. Der Kommandeur der Garde rief ihm und den anderen Männern etwas zu, das Loukas zwar nicht verstand, aber von dem er annahm, dass es die Aufforderung beinhaltete, sich in einer Reihe anzustellen. Diejenigen, die sich zum ersten Mal um eine Audienz bemühten, erkannte man an ihrer Unsicherheit. Die Erfahrenen nahmen sich ihrer an, um schneller voranzukommen. Durch Pfiffe wurden sie weitergeleitet.
    Endlich betrat er mit

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