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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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wäre und ihm das Leben gerettet hätte. Man stelle sich einmal vor, der Mann hat buchstäblich sein Leben riskiert, denn der Mörder kam zurück, um sein Werk zu vollenden, stieß auf den Lateiner und wollte den auch töten.«
    »Und?«, fragte Anna, die von ihrem Stuhl aufgesprungen war.
    »Der Diener ist tot«, sagte Loukas mit einem Anflug von Bedauern in der Stimme.
    »Gott sei es gedankt!«, entfuhr es Mutter und Tochter gleichzeitig.
    »An Mitleid besteht bei euch kein Mangel«, stellte der Admiral mit leichter Missbilligung fest.
    »Wobei dir ein wenig mehr christliche Nächstenliebe nicht schaden könnte«, tadelte Eirene ihren Mann.
    »Das hätte ich ihm nun wirklich nicht zugetraut«, meinte Anna mit einem kleinen Leuchten in den Augen.
    »Wem?«, fragte ihr Vater verständnislos.
    »Nikolaus von Kues.«
    »Woher kennst du ihn denn?«, erkundigte sich Eirene leicht irritiert über den Umgang ihrer Tochter, von dem sie offensichtlich zu wenig wusste. Da erzählte Anna von der Begegnung am Nachmittag.
    »Ich fürchte, wir müssen die Philosophiestunden bei Bessarion einschränken«, befand nun Loukas. Und Eirene schaute ihren Mann mit einem Blick an, der sagen sollte, das habe ich ihr auch schon gesagt.
    »Ich werde dich morgen zur nächsten Philosophiestunde begleiten«, beschloss der Admiral. Bessarion sollte ihn darüber aufklären, wer dieser Nikolaus von Kues war und was er in Konstantinopel wollte, denn die Tatsache, dass der Lateiner bei Bessarion und bei Alexios Angelos verkehrte, beunruhigte ihn.

22
    Kaiserpalast, Konstantinopel
    Ihm war schlecht. Alexios fühlte sich schlapp und hundeelend, und er fragte sich, ob es unter diesen misslichen Umständen nicht besser sei, die Augen geschlossen zu halten, um nichts von der Welt zu sehen. Aber es gehörte sich für einen Angelos nicht zu kneifen, also öffnete er die Lider, schnell und energisch. Brennend wie Ameisensäure ergoss sich das Licht auf seine Netzhaut, dennoch kämpfte er darum, die Lider offenzuhalten. Der Fürst konnte an einer Hand abzählen, wie oft er sein Ehebett, das sich in seinem Palast in Blachernae befand und in dem er jetzt lag, in dem letzten Jahrzehnt aufgesucht hatte. Er drehte langsam den Kopf nach links zum Fenster und entdeckte eine stille, blasse Frau mit langen, aschblonden Haaren. Teint wie Haarfarbe waren ungewöhnlich für eine Palaiologina. Übernächtigt lächelte sie ihn an. An seinem Krankenlager saß seine rechtmäßige Ehefrau, Ioanna. Obwohl er sie all die Jahre nicht beachtet hatte, kümmerte sie sich um ihn. Das rührte ihn.
    »Ioanna, es …«, begann er.
    »Ist gut. Du lebst, und das ist wichtig«, sagte sie sanft.
    »Ich habe dich betrogen.« Er wunderte sich über die Worte, die über seine Lippen kamen.
    »Du hättest mich betrogen, wenn diese Frauen etwas taugen würden«, sagte sie freundlich, aber bestimmt. Da begriff er, dass der Adel ihrer Seele sie vor der Gemeinheit der Welt, vor seiner Gemeinheit schützte. »Ich weiß nicht, ob ich dich eines Tages lieben werde, aber ich habe dich gern und ich will mit dir leben.«
    »Ruh dich erst mal aus.« Das klang gut in seinen Ohren, aber dann setzte ihm die Erinnerung an Clara von Eger zu und dass er schon einmal leichtfertig Zeit verspielt hatte. »Mein Entschluss steht fest. Ich gebe den Stadtpalast auf und ziehe hier ein, wenn du mich aufnimmst.«
    »Es ist dein Palast.«
    »Nimmst du mich auf?«
    »Du bist mein Gemahl und der Herr.«
    »Nimmst du mich auf, Ioanna?«
    »Ich kenne dich kaum.«
    »Nimmst du mich auf, Ioanna?«
    »Ich weiß es noch nicht. Wenn du es wirklich ernst meinst, werden wir sehen.«
    »Was kann ich tun?«
    »Gib uns, nein, schenke uns Zeit.«
    Der Fürst wollte, erschöpft von der Anstrengung, wieder die Augen schließen, um sich auszuruhen, aber eine Frage schrillte überdeutlich in seinem Hirn. »Wo ist Înger?«
    »Ihm widerfuhr leider, was sie dir zugedacht hatten«, antwortete sie betroffen, nicht weil sie den Hund besonders gemocht hatte, sondern weil sie wusste, wie viel der Kuvasz Alexios bedeutete. Von Seelenqualen getrieben richtete sich der Fürst auf. »Sie haben ihn vergiftet?« Ioanna nickte. »Er ist tot?« Alexios konnte es nicht fassen, wie konnte denn Înger tot sein. Er sprang aus dem Bett, entschlossen, seinen Hund zu rächen, wollte zu seinem Säbel gehen, doch brach er zusammen.
    »Ruhe dich aus, du bist noch zu schwach«, sagt sie. Dann half sie ihm dabei, wieder ins Bett zu kommen. Zum ersten Mal kam er

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