Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
Vom Netzwerk:
bestechen ließ.
    Der päpstliche Legat Nikolaus von Kues indes saß am Krankenbett des Fürsten Alexios Angelos. Er grüßte den Befehlshaber von Seiner Eminenz Giuliano Cesarini. Der kleine Kardinal hatte nicht nur den Papst überzeugt, einen Kreuzzug gegen die ungläubigen Türken und zur Befreiung der unter muslimischem Joch lebenden Christen auszurufen, sondern auch Sigismund bewegt, die Herren Europas für den Heiligen Krieg zu gewinnen. Einen euphorischen Mitstreiter hatte er schon gewonnen, den mächtigen Herzog von Burgund, Philipp den Guten.
    »Jetzt müsst Ihr Euren Teil beitragen. Das Unionskonzil muss stattfinden.«
    »Kommt zu uns!«, schlug der Fürst vor.
    »Das geht nicht«, erwiderte Nikolaus von Kues. »Um endgültig das Konzil von Basel zu besiegen, benötigt der Heilige Vater ein erfolgreiches Unionskonzil auf italienischem Boden. Der Kaiser als Oberhaupt der orthodoxen Kirche, der Patriarch von Konstantinopel und andere große Kirchenfürsten und tonangebende Theologen müssen daran teilnehmen, sodass wir am Ende die Vereinigung der Kirche beschließen können.«
    Alexios dachte nach. Er ahnte, dass es nicht leicht werden würde, das durchzusetzen. »Ihr seht keine andere Möglichkeit?«
    »Bedaure, nein. Außerdem müssen wir auf der Hut sein, denn wie ich erfahre, hat auch das Konzil Gesandte geschickt, um den Kaiser nach Basel zu locken. Fürst, die Griechen sind das Zünglein an der Waage! Sowohl der Papst auf der einen Seite als auch das Konzil auf der anderen Seite brauchen den Erfolg.«
    »Ich kümmere mich darum, dass Euch eine Audienz gewährt wird. Seid dann überzeugend. Redet mit dem Patriarchen. Sphrantzes wird für Euch ein Treffen mit der Kaiserin Maria arrangieren. Sie hat großen Einfluss auf ihren Mann.«
    Um wie viel einfacher wäre das alles, dachte er, wenn er anstelle des unsicheren Johannes Kaiser wäre.
    *
    Schließlich hatte sie ihre Unsicherheit überwunden und angeklopft. Zu ihrer Enttäuschung blieb das erhoffte »Herein« aber aus. Der Legat schien sich nicht in seiner Unterkunft zu befinden. Sie wollte gerade unverrichteter Dinge aufbrechen, als ihr Nikolaus von Kues auf dem Gang entgegenkam, den Kopf gebeugt, tief in Gedanken versunken.
    Plötzlich bereute Anna ihren Entschluss. Noch hatte er sie nicht bemerkt, noch konnte sie in die Tiefen des Klosters verschwinden, um ihm auszuweichen. Innerlich schalt sie ihren Übermut. Der Legat war nicht nur ein fremder Mann, sondern auch ein Ketzer, wenn ihr Vater recht hatte. Auf alle Fälle war er jemand, der gegen die politischen Vorstellungen ihres Vaters arbeitete. Ihren Vater liebte sie, während sie der Fremde hingegen abstieß, wenngleich sie an ihm auch liebenswürdige und vor allem interessante Seiten entdeckt hatte. Also, wie nun? Bleiben oder gehen? Die Zeit zur Entscheidung verrann. Sie wandte sich in die entgegengesetzte Richtung, stürmte los, da hörte sie in ihrem Rücken fragend: »Anna?« Schon wollte sie schneller laufen, drehte sich aber doch zu ihm. Und wäre am liebsten im Erdboden versunken.
    »Anna«, strahlte jetzt der Gelehrte. »Welch schöner Zufall!« Er war klug genug, nicht zu fragen, ob sie zu ihm wollte. Damit hätte er sie nur noch mehr in Verlegenheit gebracht. Vielleicht kam es ihm auch nicht einmal in den Sinn, dass er der Grund wäre, weshalb sie hier stand.
    »Wie war die Lehrstunde?«
    »Lehrreich.«
    »Ah ja. Lehrreich. Ich hoffe doch sehr lehrreich.«
    »Ja, aber ja. Außerordentlich lehrreich.« Sie trat von einem Bein aufs andere und versuchte dabei noch, gelassen zu wirken.
    »Und Spaß? Hat es auch Spaß gemacht?«
    »Oh ja, sehr doch.«
    »So, so. Gut, gut, ich meine sehr gut. Bei dem Lehrer!«
    »Bei dem Lehrer sicherlich. Nun ja, mh, ich geh dann mal jetzt.«
    »Mhmh. Natürlich.« Anna setzte sich in Bewegung und befand sich jetzt auf seiner Höhe.
    »Habt Ihr etwas dagegen, dass ich Euch ein Stück begleite?«, preschte er hervor und schien selbst überrascht von seinem Angebot zu sein. Seine Unsicherheit verunsicherte sie vollends. »Nein! Ich meine, ja. Auf alle Fälle nur ein Stück, nicht mehr, schwört«, stotterte sie und hoffte, dass er den Eid ablegte, es wäre mehr als nur ein Schwur gewesen.
    »Sicher, nur ein Stück, ich schwöre, natürlich schwöre ich bei allem, was mir heilig ist, bei der Jungfrau Maria, bei unserem Herrn Jesus, bei der Weisheit, ja bei der Weisheit schwöre ich. Ich meine, ich kann Euch ja auch nur ein Stück weit begleiten, sonst würde ich

Weitere Kostenlose Bücher