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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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euch Geschichten über den Stadtpalast herumposaunt, dann lasse ich dem die Zunge abschneiden. Haben wir uns verstanden?«
    »Ja, Herr!«, bekam er beinah chorisch zur Antwort.
    »So, und jetzt wartet im Vestibül. Ihr könnt für meinen Kuvasz beten! Alle raus bis auf Eugenios.« Der genannte Diener wurde aschfahl. Das schlechte Gewissen, dachte der Fürst. »Willst du mir freiwillig alles sagen, was du weißt, dann lasse ich dich am Leben, oder soll ich dich hochnotpeinlich befragen lassen? Dann bleibt nichts von dir übrig!«
    Eugenios fiel auf die Knie. Er wimmerte. »Es tut mir leid, Herr, ich bin, ich weiß nicht …«
    »Vergeude nicht meine kostbare Zeit! Hör auf zu stammeln und rede!«
    »Eigentlich bin ich Seemann. Ich habe Andreas und Emilija in einer Hafenkneipe kennengelernt. Diese Frau hat mich in Raserei versetzt, Ihr wisst ja, Herr, wie gut sie das kann.« Eugenios grinste schief.
    Den Fürsten widerte die Vorstellung, mit dieser Kreatur die Frau geteilt zu haben, an. Dessen Hände berührten das gleiche Stück Haut wie seine, dessen Lippen küssten zuvor, was auch seine Lippen berührten, dessen … Alexios spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Wie tief war er bloß gesunken? Von einer gewöhnlichen Hafennutte hatte er sich im wahrsten Sinne des Wortes aufs Kreuz legen lassen. Mehr als nur seine Eitelkeit war verletzt. Er konnte froh sein, wenn er sich keine Krankheit eingefangen hatte.
    »Wo ist sie jetzt?«, fragte er dumpf.
    »Im Bordell ›Zum alten Bock‹ unterhalb des zweiten Hügels hat sie sich versteckt«, antwortete Andreas auf den Boden starrend.
    »Nimm dir zwei Leute, Photios, und schaff mir die Hure herbei!«, befahl Alexios. Dann wandte er sich wieder an Eugenios, wobei ihm ein böses Lächeln über die Lippen schlich. »Ich habe versprochen, dir das Leben zu schenken. Das tue ich, ich werde meine Hände nicht mit deinem Blut beflecken.«
    Eugenios atmete auf. »Danke, Herr, danke, Ihr, ich …«
    »Schweig!«
    »Ja, Herr, ich schweige schon!«
    »Bringt ihn zum Stadtpräfekten. Soll der Richter über ihn urteilen. Sagt dem Büttel, er habe versucht, den Fürsten Angelos mit Gift zu ermorden«, befahl er den Wachen.
    Eugenios erbleichte und warf sich auf den Boden. Tränen traten ihm aus den Augen. »Herr, bitte, bitte nicht! Nehmt mich in Eure Dienste. Alles, alles werde ich tun, was Ihr wollt. Ich werde Euch der treueste Diener sein, nur lasst mich am Leben, ich flehe Euch an!«
    Alexios hatte genug Zeit mit dem Mann verbracht. Ein Verräter blieb ein Verräter. Er gab seinen Leuten ein Zeichen. Zwei seiner Männer wollten den Diener hinauszerren. Eugenios, der wusste, was auf Giftmord stand, hielt sich an allem fest, was sich ihm bot, und klammerte sich schließlich an den Türrahmen. Die Bewaffneten machten nicht viel Federlesens, sondern traten einmal kräftig gegen die Hände, dass es knackte und Eugenios vor Schmerz aufheulte. Das war der letzte Laut, den Alexios von dem Seemann hörte.
    Die anderen Diener des Stadtpalastes, die in der Vorhalle warteten, ließ er wegschicken. Er hätte auch keinen von ihnen weiterbeschäftigen können, denn er wollte an diese Zeit nicht mehr erinnert werden. Mithilfe seines Kammerdieners suchte Alexios sein Bad auf, ein mit türkisfarbenen Mosaiksteinen verziertes Oval, das von einem Wasserbecken in der Mitte, in das aus einem steinernen Rohr von beträchtlichem Durchmesser erwärmtes Wasser strömte, beherrscht wurde. Der Diener half ihm beim Entkleiden und stieg mit ihm ins Wasser. Die Wärme, die ihn umgab, tat Alexios gut.
    Nachdem er massiert worden war, etwas Hühnerbrühe getrunken, die er Gott sei Dank nicht wieder ausspie, und ein wenig geschlafen hatte, wurde ihm am späten Nachmittag Emilija in dem kleinen Saal vorgeführt. Er schickte alle anderen hinaus. Sie trug ein schlichtes blaues Kleid, wahrscheinlich, um nicht aufzufallen. Ihr Gesicht verriet keine Regung. »Ich wollte dir das Herz rausschneiden und auf Îngers Grab verbrennen, aber ich zweifele, dass ich in deinem Busen fündig werde. Warum der Hund, Emilija?«
    »Das Risiko war zu groß. Er hätte alles versucht, um dich zu retten.«
    »Ja, das hätte er«, sagte Alexios für sich. Plötzlich ertrug er den Anblick dieser Frau nicht mehr, ihre allzu üppigen Brüste, den verschlagenen Blick, den er einmal für verführerisch gehalten hatte. Eine Hexe, dachte er, sie hatte ihn verhext, wie hätte er sonst in die Fänge dieses plumpen Weibes geraten können?
    »Photios!«,

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