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Byzanz

Byzanz

Titel: Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fleming
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Junge war sein Kapitän.
    Notdürftig legte er Loukas einen Leinenverband an und trug ihn dann in das zweifelhafte Haus. Zwar hätte der Kapitän niemals seinen Fuß in ein Bordell gesetzt, aber man konnte ihn auch nicht im Straßenschmutz liegen lassen. Rasch wurde in dem tavernenartigen Untergeschoss ein Tisch leergeräumt, abgewischt und dann ein Laken ausgebreitet, bevor man den Verwundeten darauflegte.
    Loukas kam kurz zur Besinnung. »Warum? Warum?«, flüsterte er fassungslos. Mit aufgerissenen Augen starrte er seinen Steuermann an. »Was tust du hier, Eudokimos?«
    Die Frage brachte den erfahrenen Seemann sichtlich in Verlegenheit. »Was man hier eben so tut, Herr.«
    In diesem Augenblick traf die Ärztin Martina Laskarina ein. Unbeeindruckt betrat sie den Ort, der ihr eigentlich verwehrt war. Ihr ärgerlicher Blick traf den Kapitän.
    »Das kommt davon, wenn man an einem Ort wie diesem verkehrt. Ihr Herren lasst es euch gut gehen, und ich kann sehen, wie ich euch wieder zusammengeflickt bekomme! Hauptsache, Ihr habt Euch bei dieser Gelegenheit nicht noch den Blumenkohl an die Stange geholt, Loukas Notaras!«, schimpfte die Ärztin.
    Loukas, der sich schämte, bemühte sich, alles zu erklären, doch seine Kraft ließ nach.
    »Besserung geloben könnt Ihr noch, wenn Ihr wieder bei Kräften seid«, sagte Martina eine Spur freundlicher. Eudokimos setzte der Ärztin umständlich den wahren Sachverhalt auseinander. Sie nahm die Erläuterung des Seemanns mit unbewegter Miene zur Kenntnis und konzentrierte sich auf die Behandlung des Patienten.
    »Bringen wir ihn nach Hause«, entschied sie schließlich.
    Einen der Seeleute schickte sie zum Spital, um wundsäubernde Mittel, Verbandsmaterial und ihren Kräuterkoffer zu holen, ihren Wunderkasten, wie sie ihn nannte.
    Nachdem Martina im Palast der Notaras die Wunde gereinigt und mit einem Verband aus Kräutersud versorgt hatte und Loukas eingeschlafen war, besprachen sich Nikephoros, Martina und Eudokimos. Thekla war bei ihrem Sohn geblieben, um Wache zu halten.
    »Vielleicht haben wir Glück im Unglück«, sagte Martina. »Die Klinge hat das Herz knapp verfehlt, aber natürlich zu schweren inneren Verletzungen geführt. Wir werden sehen, ob sein Körper stark genug ist. Er wird fiebern. Kühlt das Fieber mit Wadenwickeln. Gebt ihm stark gepfefferte Rinderbrühe und kräftig mit Ingwer gewürztes Huhn zu essen, viel Honig dazu.«
    Die Ärztin verabschiedete sich, sie wolle am nächsten Morgen wieder nach dem Patienten sehen. Doch Nikephoros flehte sie an, die Nacht im Palast zu verbringen. Schließlich willigte sie ein.
    Nachdem das vereinbart war, verfügte Nikephoros, dass der Steuermann sofort die kräftigsten Männer der »Nike« zusammentrommeln sollte. »Wähle nur Männer aus, Eudokimos, auf die du dich verlässt wie auf dich selbst. Ein Fehler, eine Vertrauensseligkeit kann uns alle töten«, fügte er warnend hinzu.
    Die Seeleute wurden zur Bewachung des Palastes eingeteilt, der sich in kurzer Zeit in eine Festung verwandelte. Außerdem wies der alte Notaras an, dass man die Galeere zum Auslaufen bereit machte. Er wollte auf alles vorbereitet sein, auch auf den unwahrscheinlichen Fall, dass es besser sein würde, seinen Sohn außer Landes zu bringen, nach Galata oder gar nach Genua. Wer sich mit Nikephoros Notaras anlegte, musste sich das auch leisten können, wenn er kein Selbstmörder sein wollte. Deshalb durfte er den Täter auch nicht zu tief in der Hierarchie des Reiches vermuten. Der Alte witterte mit seinem untrüglichen Instinkt, dass man seinen Sohn weder berauben wollte, noch eine Zufallstat vorlag. Irgendjemand hatte sich vorgenommen, Loukas zu töten. Wenn derjenige, schlussfolgerte Nikephoros weiter, erführe, dass Loukas noch lebte, würde er den Anschlag wiederholen. Deshalb musste der Palast gesichert werden, bis sie den Schurken hatten, der dafür die Verantwortung trug. Nikephoros schloss auch die Möglichkeit nicht aus, dass man auf den Sohn gezielt hatte, um den Vater zu treffen. Der Kaiserhof glich einer Schlangengrube, in der eine Natter über die andere herfiel, eine Intrige die nächste jagte. Höchste Vorsicht war geboten. Nur er allein würde darüber entscheiden, wer den Notaras-Palast betreten und wer ihn verlassen durfte.
    Und dann sandte Nikephoros Notaras seine Spitzel aus. Dank Eudokimos hatte man eine Beschreibung des Meuchelmörders. Jetzt galt es, keine Zeit zu verschwenden und den Hintergrund des Anschlages so schnell wie

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