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Cabal - Clive Barker.doc

Cabal - Clive Barker.doc

Titel: Cabal - Clive Barker.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Admin
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auch umarmte, hatte die Lippen auf sein Gesicht gepreßt. Das konnte sie jetzt nie wieder tun, da sie wußte, was hinter diesen Lippen, diesen Augen wartete. Sie konnte die Bestie niemals küssen.
    Aber warum ließ der Gedanke daran dann ihr Herz schneller schlagen?

    167

    XVI
    Jetzt oder nie
    l
    »Was wollen Sie mir eigentlich sagen? Daß noch mehr von diesen Leuten in die Sache verwickelt sind? Eine Art Kult?«
    Decker holte Luft, um seine Warnung hinsichtlich Midian noch einmal auszusprechen. Hinter seinem Rücken sprachen die Polizisten mit allen möglichen Namen von ihrem Chef, nur nicht seinem eigenen. Fünf Minuten in seiner Gegenwart, und Decker wußte warum; zehn Minuten, und er plante die Zerstückelung des Mannes. Aber nicht heute. Heute brauchte er Irwin Eigerman, und Eigerman brauchte ihn, auch wenn er es nicht wußte.
    Bei Tageslicht war Midian verwundbar, aber sie mußten sich beeilen. Es war bereits ein Uhr. Der Einbruch der Nacht mochte noch ein gutes Stück entfernt sein, aber das war Midian auch. Es wäre eine Sache von mehreren Stunden, die Polizeitruppe dorthin zu bringen und den Ort auszuräuchern; und jede Minute, die mit Argume nten vertan würde, ginge dem Handeln verloren.
    »Unter dem Friedhof«, sagte Decker und fing wieder genau an der Ste lle an, wo er schon vor einer halben Stunde angefangen hatte.
    Eigerman tat nicht einmal so, als würde er zuhören.
    Seine Euphorie war proportional zur Anzahl der Leichen gewachsen, die aus dem Sweetgrass Inn getragen worden waren und deren Zahl momentan bei sechzehn lag. Er hoffte noch auf mehr. Der einzige menschliche Überle -
    bende war ein einjähriges Baby, das im Wirrwarr blutiger 168

    Laken gefunden worden war. Er hatte es der Kameras wegen selbst aus dem Hotel getragen. Morgen würde das ganze Land seinen Namen kennen.
    Selbstverständlich wäre das alles ohne Deckers Tip überhaupt nicht möglich gewesen, daher gab er sich überhaupt mit dem Mann ab, aber der Teufel soll ihn holen, wenn er beim derzeitigen Stand der Dinge, wo Interviews und Blitzlichter auf ihn warteten, ein paar Freaks verfolgen würde, die sich gerne in Gesellschaft von Leichen herumtrieben, was Decker hier andeutete.
    Er holte einen Kamm hervor und fing an, sein schütteres Haar in der Hoffnung zu kämmen, er könnte die Kameras täuschen. Er war keine Schönheit, das wußte er.
    Sollte er sich je diesem Gedanken hingeben, hatte er immer noch Annie, ihn eines Besseren zu belehren. Du siehst aus wie eine Sau, pflegte sie mit Vorliebe zu sagen, besonders samstagsabends vor dem Zubettgehen. Aber die Leute sahen, was sie sehen wollten. Nach dem heuti-gen Tag würde er ein Held sein.
    »Hören Sie mir zu?« sagte Decker.
    »Ich habe zugehört. Da sind Burschen, die Gräber plündern. Ich habe Sie verstanden.«
    »Nicht Gräber plündern. Keine Burschen.«
    »Freaks«, sagte Eigerman. »Kenne ich.«
    »Solche nicht.«
    »Sie wollen doch nicht sagen, daß welche von ihnen im Sweetgrass waren, oder?«
    »Nein.«
    »Wir haben den Mann hier, der dafür verantwortlich ist?«
    »Ja.«
    »Hinter Schloß und Riegel.«
    »Ja. Aber in Midian sind noch andere.«
    »Mörder?«

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    »Möglicherweise.«
    »Aber Sie sind nicht sicher?«
    »Schicken Sie einfach ein paar Ihrer Leute dorthin.«
    »Weshalb die Eile?«
    »Das habe ich Ihnen schon ein dutzendmal erzählt.«
    »Dann erzählen Sie es mir noch einmal.«
    »Sie müssen bei Tageslicht überwältigt werden.«
    »Was sind sie? Eine Art Blutsauger?« Er kicherte in sich hinein. »Sind sie das?«
    »In gewisser Weise«, antwortete Decker.
    »Nun, dann werde ich Ihnen sagen, daß sie in gewisser Weise warten müssen. Draußen sind Leute, die mich interviewen wollen, Doktor. Kann sie nicht warten und flehen lassen. Das wäre unhöflich.«
    »Scheiß auf die Höflichkeit. Sie haben doch Deputies, oder nicht? Oder ist dies eine Stadt mit einem einzigen Polizisten?«
    Das tat Eigerman verächtlich ab.
    »Ich habe Deputies.«
    »Dürfte ich dann vorschlagen, daß Sie ein paar davon nach Midian schicken?«
    »Um was zu tun?«
    »Um zu graben.«
    »Das ist wahrscheinlich geweihter Boden, Mister«, antwortete Eigerman. »Der ist heilig.«
    »Was darunter ist nicht«, antwortete Decker mit einem Ernst, der Eigerman zum Schweigen brachte. »Sie haben mir einmal vertraut, Irwin«, sagte er. »Und Sie haben einen Killer verhaftet. Vertrauen Sie mir noch einmal. Sie müssen Midian auf den Kopf stellen.«

    170

    2
    Sie hatte das Grauen erlebt, ja,

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