Cachalot
Barten. Keiner hat sich um uns je gekümmert.
Wenn man uns einmal dabei entdecken sollte, wie wir die Überreste einer Stadt bergen, dann – und nur dann – werden wir unsere Aktivitäten einschränken müssen. Aber eine solche Operation würde schlimmstenfalls dazu führen, daß man uns wegen illegaler Bereicherung an privatem Eigentum anzeigt. Man würde uns eine Geldstrafe aufbrummen und uns verwarnen, aber das wäre alles.
Drei Monate noch«, erklärte er mit Bestimmtheit, »drei Monate bei der gegenwärtigen Rate der Zerstörung, und meine Leute und ich haben genug Credits verdient, um Cachalot für immer zu verlassen und uns gemeinsam auf irgendeiner der Erholungswelten, wie New Riviera, niederzulassen. Vielleicht«, fügte er nachdenklich hinzu, »werden wir das, was wir über die Barten wissen, melden. Auf die Weise werden wir nicht nur als wohlhabende Leute, sondern auch als Helden in den Ruhestand gehen.«
Cora stellte fest, daß sie auf perverse Weise enttäuscht war. Sie hatte damit gerechnet, irgendein außergewöhnliches Genie hinter all dem zu finden. Statt dessen hatten sich die einzigen Menschen, die bis jetzt eingeschaltet waren, als nichts anderes als kleine Gangster erwiesen.
»Wenn Sie ohnehin beabsichtigen, in drei Monaten Schluß zu machen«, bat Rachael, »warum wollen Sie uns dann nicht so lange festhalten und uns dann laufenlassen?«
»Tut mir leid«, sagte Hazaribagh aufrichtig, »ich glaube nicht, daß das geschäftlich ratsam wäre. Sie wissen jetzt alles über das, was wir tun. Und trotz aller Versprechen, die Sie uns vielleicht geben würden, bin ich nicht sicher, ob ich auf Ihr Stillschweigen vertrauen kann. Ich glaube, daß es sicherer wäre, Sie zu beseitigen, so sehr ich diese Notwendigkeit auch bedauere. Was die Art Ihres Todes angeht, glaube ich, daß man den auf die allgemeine Vernichtung von Vai’oire zurückführen wird.«
Zwei Posten stießen sie zur Reling und aufs untere Deck. Hazaribagh folgte ihnen. Ein Teil der Reling wurde nach unten geklappt, so daß sie mit dem Rücken zur See standen.
»Sie könnten uns drei Monate festhalten und dann entscheiden!« argumentierte Rachael verzweifelt. »Dann wären wir immer noch Ihre Gefangenen. Sie könnten uns dann jederzeit töten. Bis jetzt können Sie mit Recht behaupten, daß Sie niemanden ermordet haben – töten Sie uns hingegen, dann könnte irgendein eifersüchtiges Mitglied Ihrer Mannschaft Sie erpressen.«
»In unserer Mannschaft ist niemand eifersüchtig«, erklärte Hazaribagh. »Wir haben gemeinsam gelitten. Jetzt werden wir gemeinsam reich. Und wir werden alle in gleicher Weise schuldig sein.« Er trat zurück, während die Wachen – inzwischen waren es sechs geworden – ihre Waffen überprüften.
»Wir verfügen auf diesem Schiff über wirksame Anlagen, um große Mengen an Fleisch zu verarbeiten.« Er leerte seinen Becher und warf das Plastikglas über die Schiffswand. »Die Wale haben nie irgendwelche Leichen hinterlassen. Daran soll sich nichts ändern. Wir werden Sie so schnell verarbeiten, wie es geht.
Und was Ihren Vorschlag betrifft, Sie drei Monate festzuhalten und erst dann zu entscheiden – warum sollte ich so offensichtlich findigen Leuten wie Ihnen neunzig Tage Gelegenheit zur Flucht geben oder gar dazu, hier Zwietracht zu säen oder einen Hilferuf abzusenden? Wenn ich Sie jetzt töte, besteht diese Gefahr nicht, und ich habe diese unangenehme Geschichte hinter mir, das kann ich Ihnen sagen.«
Einer seiner Männer trat einen Schritt vor und hob die Waffe. Cora stellte fest, daß es sich um eine jener Waffen handelte, die Explosivmunition verschossen und spannte ihre Muskeln. Hazaribagh hatte offensichtlich vor, sie so schnell wie möglich zu erledigen. Der Mann richtete die Waffe auf Mataroreva und zielte.
Und da flog etwas Riesiges, Schnelles durch die Luft, gewaltig wie ein Shuttle, und verdeckte die Sonne.
13. Kapitel
Ein Flappen war zu vernehmen, und die obere Hälfte des Mannes mit der Schußwaffe flog davon, während der Rest des Körpers und die Beine übers Deck taumelten und niederstürzten, und überall spritzte Blut. Das ungeheure Gebilde landete auf den Planken und wäre beinahe durch das zähe Metall nach unten durchgebrochen. Ein zweiter Posten wurde von den Massen zermalmt. Die anderen flohen in Panik.
Hazaribagh taumelte nach rückwärts auf die nächste Treppe zu, die aufs Oberdeck führte, während viereinhalb Tonnen Mörderwal um sich schlugen und das Achterdeck, die
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