Cachalot
sie das wirklich«, sagte Hwoshien. »Aber Sie haben das, was Sie geborgen haben, nicht gemeldet, wie es Vorschrift ist. Und die Bergegesetze gelten beispielsweise nicht für persönliche Habseligkeiten, die den überlebenden Verwandten zu übergeben sind, und die Sie, wie ich vermute, rücksichtslos verkauft haben.«
»Das können Sie nicht beweisen.«
»Das werden wir. Sie haben gerade zugegeben, daß Ihre Leute keinen Anlaß haben, uns zu belügen.«
Hazaribaghs Selbstbewußtsein schmolz zusammen wie ein Häufchen Sand auf einem Sieb.
»Sie bestehen immer noch darauf, nichts mit den Angriffen der Wale zu tun zu haben?«
»Ja«, murmelte er. Er blickte zu Mataroreva hinüber, fand dort aber keine Sympathie. »Das habe ich eben schon gesagt, wir sind die Opfer der Umstände.«
»Opfer eurer Habgier. Sie hätten den Tod vieler Menschen verhindern können. Was mit Ihnen geschehen wird, hängt von den Gerichten ab, aber von mir werden die nichts über mildernde Umstände hören.« Hwoshien wandte sich einem der Friedenshüter in der Nähe zu. »Schaffen Sie ihn auf das andere Fangboot und nehmen Sie die Logbücher und Bänder mit, die Sie finden!«
»Was geschieht mit meinem Schiff?«
»Im Augenblick nichts, aber wenn Sie eine so geringe Meinung davon haben, frage ich mich, weshalb Sie das interessiert. Es wird von Ihrer Mannschaft nach Mou’anui zurückgebracht werden, unter Überwachung von Friedenshütern. Die Gerichte werden entscheiden, was mit ihm und seiner Mannschaft geschehen soll.«
Hazaribagh und der hochgewachsene Mann, der ihn bewachte, ging auf die Reling zu.
»Einen Augenblick!« Der niedergeschlagene Schiffsmanager und sein wachsamer Begleiter blieben stehen. »Wenn Sie uns irgendeinen Hinweis geben könnten, wenn Sie auch nur die leiseste Ahnung haben, was die Bartenwale dazu veranlaßt, sich so unerklärlich aggressiv zu verhalten, so könnte das ein Beitrag zu Ihren Gunsten sein, den die Gerichte anerkennen würden.«
Hazaribaghs humorloses Gelächter hallte über das Deck. »Wenn ich das wüßte, und das zugeben würde, dann würde mich das zumindest teilweise dessen schuldig machen, was Sie mir vorher vorgeworfen haben, nicht wahr? Ein hübscher Trick!« Er hustete und fügte dann mit heiserer Stimme hinzu: »Ich habe nicht die leiseste Idee. Meine Meeresexperten auch nicht. Massenwahnsinn, der kommt und geht, und sich als Wut auf die ganze Menschheit manifestiert? Wer weiß? Vielleicht sind sie es endlich leid geworden, daß die Menschheit sich in ihrem Ozean aufhält.«
Cora war enttäuscht. Sie hatte keine Offenbarungen von Hazaribagh erwartet, aber zumindest erhofft. Der Schiffsmanager wurde über eine Leiter zum Tragflügelboot hinuntergeführt. Hwoshien trat wieder zu ihnen.
»Da ist noch etwas, das keinen Sinn ergibt«, meinte Cora zu ihm gewandt.
»Eigentlich suche ich Aufklärung und nicht weitere Verwirrung«, murmelte er.
»Bei dem Angriff, dessen Zeuge wir wurden«, fuhr sie fort, »sahen wir zwei Arten von Barten – Blauwale und Höckerwale. Latehoht und Wenkoseemansa wurden von Blauen gejagt und waren besorgt, es könnten auch Finnwale dabei sein. Nun sind das zwar alles Planktonfresser, aber soweit ich gelesen habe, halten sie sich stets getrennt. Ich weiß zwar, daß es nur sehr beschränkte Studien der Cetaceagemeinschaft von Cachalot gibt, aber bei meiner ganzen Vorbereitungslektüre vor unserer Ankunft hier bin ich nie auf ein Beispiel gemischter Herden gestoßen.«
»Das ist richtig«, sagte Dawn erregt. »Sie funktionieren nicht nur als Gruppe, sondern haben auch gemischt angegriffen.«
»Wir haben uns wochenlang bemüht, eine rein wissenschaftliche Erklärung zu finden«, sagte Merced. Alle wandten sich zu ihm um. »Vielleicht packen wir das völlig falsch an.«
»Wie meinen Sie das?« fragte Rachael voll Respekt, ohne dabei ihr Neurophon loszulassen. Sie hatte die Mannschaft des Friedenshüterbootes bereits nach Ersatzmodulen für ihr Instrument bedrängt.
Merced schien verlegen, wie er das immer war, wenn alle ihn ansahen. »Wir haben versucht, eine biologische Erklärung für die Angriffe zu finden. Nun beabsichtigen wir, uns auf die Cetacea zu konzentrieren. Wenn wir einmal von der Wahnsinnsthese abgehen und unterstellen, daß hinter all dem Intelligenz steckt, wie wollen wir dann den eigentlichen Grund ausfindig machen?«
»Ich bin immer noch nicht sicher, ob ich Ihnen folgen kann«, sagte Cora.
»Das liegt daran, daß Sie immer noch in
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