Cademar-Günstling der Magie
aßen und tranken sie, bis Flana schließlich sagte: »Das wird alles ein schreckliches Ende nehmen, nicht wahr?«
»Das fürchte ich auch«, gab Malkom zurück.
Am nächsten Morgen wurde Malkom von Cademar ausgesandt, einen Schmied zu holen, der die Rüstungen der Magier auf Vordermann bringen sollte. Er hatte ungefähre Richtungsangaben erhalten, wo er diesen finden konnte, aber in dem Durcheinander von Zelten, Soldaten und Pferden hatte er sich bald verlaufen. Da rief jemand seinen Namen.
Es war sein Vater.
Malkom hatte ihn zuletzt vor fast einem Jahr gesehen, als er geflohen war. Nun erschrak er, wie alt sein Vater geworden war. Es waren weniger die Falten in seinem Gesicht oder die grauen Haare – beides hatte sich vervielfacht –, sondern die gebückte Haltung, die ihn alt machte. Malkom hatte das Gefühl, seinen Vater plötzlich um eine Kopflänge zu überragen.
Sein Vater näherte sich ihm mit ungläubigem Blick, als zweifle er noch daran, wirklich seinen Sohn vor sich zu haben. Als er eine Armeslänge entfernt war, hielt er plötzlich inne, begutachtete seinen Sohn. »Bist du ein Magier?«, fragte er. »Du trägst keine Robe.« Malkoms Vater schien unentschlossen, ob er Haltung annehmen sollte oder nicht.
Malkom lachte auf. »Kein Magier«, sagte er, »nur dein Sohn.« Dann fiel er ihm um den Hals.
»Es tut mir Leid, was ich zu dir gesagt habe, als du gegangen bist.«
»Ich weiß«, erwiderte Malkom. »So hätte ich nicht gehen sollen.«
Sie konnten sich nicht lange austauschen, wie es ihnen im letzten Jahr ergangen war, denn Malkom musste sich beeilen. Sein Vater begleitete ihn, führte ihn zum Schmied und ging dann mit ihm zurück zum Wachhaus an der Brücke.
Malkom erfuhr, dass weder die Offiziere noch die Soldaten wussten, was der Plan der Magier war, und er musste sich auf die Lippen beißen, um nicht von dem Irrsinn zu erzählen, der bevorstand. Als sein Vater sich schließlich verabschiedete, weil er zu seiner Hundertschaft zurück musste, wirkte er glücklich, doch Malkom war traurig, weil er befürchten musste, dass es das letzte Mal gewesen war.
Malkom verbrachte den Rest des Tages damit, die Rüstungen der Magier zu polieren, die der Schmied bearbeitete. Seine ganze Ausrüstung war von Gehilfen herbeigeschafft worden. Es gelang Malkom, einen schlichten Dolch aus dem Repertoire des Schmieds zu stehlen und in seinem Hosenbund zu verstecken.
Von Cademar war den ganzen Tag über nichts zu sehen.
Flana war schweigsam und in sich gekehrt, und Malkom war es nur Recht. Alles in ihm drängte danach, über sein Vorhaben zu reden, doch wenn er mit Flana darüber sprach, würde sie es ihm vielleicht ausreden.
Es musste so schnell wie möglich geschehen. Am besten schon in der folgenden Nacht.
Malkom wusste nicht, ob es ihm überhaupt gelingen würde, auch nur in die Nähe von Cademar zu gelangen, aber auch der war nur ein Mann. Er musste schlafen, und schlief der Körper, ruhte auch die Magie.
In der Nacht kehrte niemals Ruhe ein. Metallisches Scheppern, laute Gespräche, Gelächter, das Bellen von Hunden – all dies drang ununter brochen hinauf zur Kammer, in der Malkom wach lag und in der Flana gleichmäßig atmend schlief. Er hatte das Gefühl, zu Hause in der kleinen Wohnung in Halburg zu sein, mitten in der Stadt.
Der Mond schien durchs Fenster herein, und es wurde bitterkalt. Zwar sammelten die Lavafelsen die Wärme des Tages, doch das Gestein kühlte nach Einbruch der Dunkelheit rasch ab. Trotzdem schwitzte Malkom. Leise, ganz leise zog er seine Jacke an, holte den Dolch hervor, den er unter seinem Bett versteckt hatte und schlich zur Tür.
Er lugte in den Flur. Niemand war zu sehen, kein Geräusch aus dem Gebäude zu vernehmen. Er warf noch einen Blick zurück zur schlafenden Flana und schluckte. Noch konnte er aufhören, noch hatte er nichts getan.
Aber es gab kein Zurück. Er schob sich hinaus in den Flur, schloss die Tür hinter sich und schlich zur Tür des Nebenzimmers. Keine der Türen hatte ein Schloss, und unendlich sanft drückte er die Tür auf, die sich widerstandslos öffnete und zum Glück nicht quietschte.
Cademars Raum war stockdunkel. Der Mond hing auf der anderen Seite des Gebäudes, vor dem Fenster war nur die Dämmerschlucht.
Malkom versuchte zu erkennen, wo das Bett stand und ob Hindernisse im Weg waren. Er wechselte den Dolch in seine rechte Hand, wobei er ihn fast fallen ließ, weil seine Hände zitterten. Ein leises Klicken erklang, als der Metallgriff
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