Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)
geschlossen hatten, grinste ich breit. Mensch! Mir ging es bombig! Das hätte ich schon vor langer Zeit tun sollen.
Doch dann überfiel mich unweigerlich ein Schuldgefühl und zerquetschte meine Freude, so wie eine Ausgabe von Vom Winde verweht eine Wanze zerquetscht hätte.
Ich war diejenige, die zurückkehrte … es war tatsächlich zu früh, um schon wieder Blutplättchen zu spenden, deshalb war Cadence lediglich ein paarmal um den Block getrabt und hatte sich ihrer Freiheit erfreut. Manchmal war sie ja so nett!
Auf meinem/unserem Schreibtisch wartete eine Notiz Michaelas mit der Bitte um baldige Besprechung. Was ich nach Cadence’ Wutausbruch auch erwartet hatte.
Dennoch musste ich mich um eine freundliche Miene bemühen, als ich Michaelas Büro betrat. »Was kann ich für Sie tun?«
Michaela stand auf und schloss die Tür hinter mir. Sie nahm sich Zeit, ging langsam um ihren Schreibtisch herum, setzte sich und sah mich an. »Haben Sie gewusst, dass Patrick im Gefängnis sitzt?«
Nichts. Stille. Nur diese beiden Worte: »im Gefängnis«. Ich spürte ihre folgenschwere Bedeutung beinahe körperlich.
Nein. Ich hatte es nicht gewusst. Aber ich würde mich darum kümmern. Unverzüglich. Ich stand auf, doch sofort hörte ich ein scharfes »Setzen Sie sich!«
Ich setzte mich.
»Ich muss mich entschuldigen. Dies ist tatsächlich die erste Gelegenheit, dass ich Sie darauf ansprechen kann. Ihr Freund ist gestern Abend verhaftet worden. Offenbar haben Sie gestritten … «
»Es war kein Streit.«
»… und Adrienne ist aufgetaucht. Sie hat beträchtlichen Sachschaden verursacht. Aus Gründen, die mir unerfindlich sind, hat Patrick die Schuld auf sich genommen, nachdem der Alarm ausgelöst wurde und die Polizei erschien. Patrick hat den Schaden gestanden, der eigentlich auf Adriennes Konto ging. Da sie jedoch bereits verschwunden und er zurückgeblieben war, um die Suppe auszulöffeln, wurde er verhaftet. Ich vermute stark, dass Adrienne nach Hause gegangen ist und sich schlafen gelegt hat. Um ein paar Stunden später als Cadence aufzuwachen. Den Rest kennen Sie.«
Ich spürte förmlich, wie mir die Augen aus dem Kopf quollen.
»Ich werde innerhalb der nächsten Stunde hinfahren. Patrick wird unter Vorbehalt eines späteren Gerichtstermins freigelassen. Sein Fall wird in wenigen Wochen verhandelt, es sei denn, mir gelingt es, den Bezirksstaatsanwalt von meiner Ansicht zu überzeugen. Und ich kann ziemlich überzeugend sein, wenn ich will.«
Zweifellos.
»Positiv ist, dass Patrick bereits eingewilligt hat, für den Schaden aufzukommen. Ich habe ihn auf einen niedrigen sechsstelligen Betrag geschätzt und Patrick mitgeteilt. Ihm war das gleichgültig.«
»Er ist reich«, murmelte ich mit tauben Lippen. Die Schuld auf sich genommen? Willens, für den Schaden aufzukommen? Was … wer … ?
»Ja. Ich habe mir gedacht, dass Sie gern über die Situation unterrichtet wären, bevor ich mich auf den Weg mache.«
Ich war verwirrter als je zuvor. In kürzester Zeit hatte ich eine Menge Informationen verarbeiten müssen, nicht nur über George Stinney. »Wie ist die Situation denn genau? Und woher wissen Sie über all das Bescheid?« Und warum weiß ich nichts davon, du heimtückisches Frauenzimmer?
»Weil er den ihm gesetzlich zustehenden Anruf dazu benutzt hat, mich zu kontaktieren.«
Ich schwieg und versuchte, mich zu erinnern. Es war möglich. Es war sogar plausibel. Patrick und Cadence hatten vor Kurzem erst ihre Adressbücher ausgetauscht. Er war ja geschäftlich viel auf Reisen, wollte jedoch immer für uns erreichbar sein. Cadence hatte gemeint, sich unbedingt revanchieren zu müssen, und mir war es absolut gleichgültig gewesen. So war Patrick an Michaelas Kontaktdaten gekommen.
Ich muss zugeben, dass ich ihn irgendwie bewunderte. Michaela anzurufen, zeugte von beträchtlichem Mut. Vor allem dann, wenn er sich stattdessen den besten Anwalt des Staates hätte leisten können und wenn er gar nichts getan hatte, außer mir Angst einzujagen. Und wessen Schuld war das? Ganz gewiss nicht seine. Nicht diesmal. Ich hatte befürchtet, Patrick wolle mich nicht mehr, und war geflohen, hatte ihn mit einer rasenden Adrienne allein gelassen.
Der Edelmut des Bäckers beschämte mich zutiefst.
»Patrick sagt, es sei seine Schuld gewesen, dass Adrienne den hiesigen PetCo zu Kleinholz gemacht habe.«
Ich fragte mich, ob Adrienne obendrein so dreist gewesen war, Olive zu ihrem Amoklauf mitzunehmen. Der arme Hund. Jede von
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