Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)
nicht wahr? Also erzählt er uns, er wäre im Kino gewesen und hätte … was zum Teufel gesehen?«
» The Fast and the Furious, Teil VI «, las Emma Jan aus ihren Unterlagen vor.
»Achgott, achgott, achgott.« George schüttelte ungläubig den Kopf und strich seine Krawatte glatt (überfahrener Pudel vor schwarzem Hintergrund). »Lasst mich bloß nicht von diesen verdammten Fortsetzungen anfangen. The Fast and the Furious ist so gut gelaufen, dass es unbedingt noch einen sechsten Teil geben musste? Einen sechsten ? Wo es doch bloß einen Independence Day gibt? Jesus. Unglaublich. Was man so alles erfährt, wenn man zufällig keine Bombe zur Hand hat.
Aber egal … Wisst ihr, was in dem Kino an dem Tag, als Behrman dort gewesen sein will, passiert ist? Bei der letzten Morgenvorstellung sind gewaltige Probleme mit dem Projektor aufgetreten. Sie konnten ihn nicht reparieren, deshalb haben sie allen Besuchern den Eintritt zurückerstattet – was die Schwachköpfe, die so einen Schwachsinn glotzen, übrigens nicht verdient haben. Und für den Film, den Behrman angeblich gesehen hat, sind gar keine Tickets mehr verkauft worden. Das hätte er uns natürlich gleich erzählen sollen, aber er hat es nicht getan. Und zwar deshalb nicht, weil er gar nicht im Kino war. Kapiert?«
»Ich kapiere durchaus, dass er sich das falsche Alibi ausgesucht hat und einen schlechten cineastischen Geschmack besitzt, aber ... «
»Überlegt doch mal. Von einem solchen Schlamassel wird der Kinobetreiber doch niemandem was verraten, es steht in keiner Zeitung. Sie haben heimlich, still und leise ihren Projektor repariert, um wieder Eintritt für ihren beschissenen Film nehmen zu können. Ich gebe dir recht, Behrman hat sich das falsche Alibi ausgesucht, aber es kommt noch besser, denn er hat keinen Schimmer, dass wir wissen, dass er gelogen hat. Und so kriegen wir ihn. Damit kriegen wir ihn klein.«
»Klasse Analyse«, lobte ich und meinte es auch so. Shiro war, schon bevor wir angefangen hatten, unsere BH s zu tauschen, eine glatte Einser-Schülerin gewesen. Wir konnten darauf bauen, dass sie die Geschichte ausgraben und auf dem Tablett servieren würde. Und George hatte diesen Ho-ho-jagt-den-Fuchs -Blick in den Augen. »Oh, wow, ist ja klasse, dass du’s klasse findest.«
»Also!« Emma Jan war aufgesprungen. »Dann man los, auf zu Behrman. Wollt ihr auf dem Weg etwas über den Heiligen Antipas hören, der in einem Ofen ... «
»Nein, danke.«
31
»Ich will euch ja nicht kritisieren … «, begann ich.
»Gar nicht hinhören«, sagte George zu Emma Jan. »Das ist ein Trick. Wenn sie sagt, dass sie keine Kritik üben oder Wellen machen oder auf Ungerechtigkeiten hinweisen will, dann legt sie im nächsten Moment los.«
»Danke für die Warnung.«
»Es ist ja bloß, weil … ihr kennt doch diesen Spruch über die Definition von Geisteskrankheit: Dass man den gleichen Fehler ständig wiederholt und dennoch auf ein anderes Ergebnis hofft?«
»Ob wir den Spruch kennen ? Das ist das verdammte Motto von BOFFO ! Die Leute tragen es in Kreuzstich auf ihren Anzügen.«
»Ich sag das bloß, weil wir schon wieder zu den Heron Estates fahren. Und wieder in den Trailer wollen. Den mit der Spiegelwand. Und weil Emma Jan dabei ist, genauso wie voriges Mal.«
»Danke für das Update«, brummte George. Emma Jan lachte nur.
»Also bin ich die Einzige, die sich hier Sorgen macht.«
»Keine Sorge, Cadence. Der Waffenstillstand hält.«
»Waffenstillstand?« Ich stützte meinen Arm auf die Kopflehne, um mich nach hinten umdrehen und Augenkontakt mit Emma Jan halten zu können. »Welcher Waffenstillstand?«
»Zwischen mir und ihr. Der Frau im Spiegel.«
»Und … ?«
»Und dieses Mal werde ich sie nicht angreifen. Mein Arzt ist darauf gekommen, nachdem wir jahrelang alles Mögliche ausprobiert haben. Ich versuche einfach, nicht hinzusehen. Und wenn ich nicht hinsehe, greif ich auch nicht an. Heute Morgen bin ich als Allererstes in meine Hypnosesitzung gegangen. Die sollte ein Weilchen vorhalten.«
Hmmm. Hypnose. Da ich mich dieser Therapie ebenfalls unterzogen hatte, hegte ich großen Respekt vor ihr. Hypnose war die einzige Möglichkeit gewesen, um Erinnerungen aufzuschließen, die ich jahrzehntelang unterdrückt hatte. Es ergab durchaus Sinn, dass Hypnose bei dem Wahn Emma Jans nützlich sein konnte.
»Spielt ohnehin keine Rolle.«
»Nein?«, fragte ich.
»Im Grunde«, sagte sie bitter, während sie aus dem Fenster starrte (warum
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