Cadence Jones ermittelt: Drei sind zwei zu viel (German Edition)
kleinen Bierbauch, der ihm im Alter vermutlich Probleme bereiten würde, falls er seinen Bierkonsum bis dahin nicht eingeschränkt hatte. Sein schwarzes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, und er hatte blaue Augen. Ein Gesicht, das eher markant als schön zu nennen war … breite Stirn, große Nase, vorstehendes Kinn. Nicht gerade gut aussehend, aber auch weit entfernt von unattraktiv.
»Haben Sie einen Haftbefehl?«, fragte er anstelle einer Begrüßung.
»Ooooh, Anfängerfehler. Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen«, George mimte Bekümmerung, wie es nur ein passionierter Soziopath vermag, »aber für einen freundschaftlichen Plausch brauchen wir keinen Haftbefehl. Außerdem hat Ihr kleiner Freund uns ja hereingelassen.«
»Wir sind keine Schwuchteln!«, blaffte Behrman. Wieder deutete er auf Emma Jan. »Werden wir mit der da wieder Probleme kriegen?«
»Wer wir ? Meine Partnerin hat sich doch mit dem Problem befasst, während Sie sich feige hinter dem Sofa verkrochen haben.«
»Das ist eine verdammte Lüge!«
»Ach, dafür muss man sich doch nicht schämen«, schaltete sich Emma Jan ein. »Es war ja auch eine wirklich irre, beängstigende und gefährliche Situation.«
Ja, diese drei Worte klangen wie eine zutreffende Beschreibung meiner Existenz.
»Wir haben Ihren Namen noch nicht vernommen, Großer Mann«, wandte sich George an den anderen Herrn.
»Philip Loun.«
»L-O-O-N?«
»Nein, wie loud ohne D. Und dafür ein N. Ich kenne Behrman von den Anonymen Alkoholikern.«
»Ihnen ist schon klar, dass Lügen erzählen nicht gerade zum Zwölf-Schritte-Programm gehört?«
»Hier lügt keiner.« Behrman schloss widerwillig die Tür.
»Wieder falsch, Mr. Behrman. Sie haben uns angelogen. Was Sie in die Bredouille bringt, denn jetzt interessiert uns zehnmal mehr als gestern, wo Sie wirklich gewesen sind.«
»Wovon zum Teufel reden Sie?«
»Von dem Film , Mr. Behrman. Dem Film, den Sie nicht gesehen haben.«
»Nicht in den Spiegel schauen!«, flüsterte ich Emma Jan zu, die mit weit aufgerissenen Augen in das Zimmer starrte.
»Ich weiß gar nicht, wo ich hinschauen soll .«
Das konnte ich gut verstehen. Über dem Fernseher hing eine Flagge der Konföderierten. Und die Wände waren mit Postern geschmückt, die einem suggerierten, wie großartig das Dritte Reich gewesen war.
Außerdem gab es eine beträchtliche Anzahl alter erkennungsdienstlicher Fotos, die ausgedruckt, gerahmt und aus unerfindlichen Gründen aufgehängt worden waren. Die Verdächtigen waren ausnahmslos schwarz und männlich … typische Bad-Guy-Aufnahmen grimmig dreinblickender Afroamerikaner mit besonders betonten Gesichtszügen, die sie noch bösartiger wirken ließen. Der Eindruck wurde durch die typischen gestreiften Sträflingshemden noch unterstrichen.
Die einzige Aufnahme anderer Art war die einer weißen Frau, die einen langen dunklen Rock und eine hübsche, bis zum Hals geschlossene Bluse trug. Sie machte den Eindruck, als sei sie geradewegs einem Casting für Unsere prüde Lehrerin entsprungen.
Ich stand zu weit entfernt, um die Namen auf den Fotos lesen zu können, aber die Aufnahmen waren auf jeden Fall älter. Ich schätzte sie auf Anfang bis Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts.
Behrmans sprudelndes Aquarium – es nahm die halbe Länge der Wohnzimmerwand ein – war so grün, dass ich kaum die Fische darin erkennen konnte … und sie sahen auch gar nicht wie Fische aus. Waren es vielleicht Schildkröten? Oder Leichenteile?
»Man kann sie nur sehen, wenn sie nah an der Wand schwimmen«, erklärte Behrman, der meinem Blick gefolgt war.
»Hey, bloß keine Angst, Officer«, sagte Loun zu Emma Jan. »Von uns Good Citizens haben Sie nichts zu befürchten.«
»Eigentlich lautet die Anrede Agent . Von Ihnen hab ich also nichts zu befürchten?«
Ich wollte zwar wissen, worum es ging, hatte aber kein Interesse daran, meine Unwissenheit zur Schau zu stellen. George wusste, dass ich keine Ahnung hatte, und konnte wie immer der Gelegenheit nicht widerstehen, mit seinem überlegenen Wissen zu prahlen. » The Good Citizen war eine monatlich erscheinende Heil, Faschismus !-Postille, die um 1933 eingestellt wurde.«
»Nun, das war nicht das Einzige, was diese Leutchen 1933 umgetrieben hat«, schaltete sich Emma Jan ein. »Wahrscheinlich haben sie irgendwann nicht mehr gewusst, was wichtiger war. Sollen wir aufhören, unsere Hypothek abzuzahlen, oder sollen wir lieber unseren krankhaften Hass stoppen, der hoffentlich auf
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