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Caesar erwacht!

Caesar erwacht!

Titel: Caesar erwacht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Mares
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Individuums? Und warum ist er schon so alt?“ Nicole war jetzt auch fassungslos. 
    „Er ist vor vielen Jahren aus dem Labor entwischt. Seitdem versuchen wir, ihn aufzuspüren. Bisher leider ohne Erfolg.“ Tiberius gestand sein Versagen offensichtlich nicht gern ein. Und schon wieder hatte er eine Entwicklungsphase übersprungen? Warum?
    „Sein Alter war Teil des Experiments. Ich wollte ihn zum Zeitpunkt seines ersten Aufmerksamkeit erregenden Strebens, Mitte dreißig, neu erschaffen.“
    Hoffentlich hat es ihm nicht auch geschadet, dachte Nicole.
    „Haben Sie Fotos von ihm?“ 
    „Nein, bei einem Laborbrand kam alles zu Schaden. Ich kann ihn nur beschreiben, wie er damals aussah. Aber ich fürchte, meine Angaben sind nicht sehr genau. Ich habe kein Geschick in solchen Dingen …!“ 
    „Oh, hört, hört! Geschick, Gott zu spielen, hatten Sie aber sehr, Professor! Und Sie wollen mir weismachen, Sie können keinen Mann beschreiben? Einen von Ihnen erschaffenen Mann! Wie gelangte er an seine Erinnerungen? Das stelle ich mir als den schwierigsten Teil vor. Er hat sicher alles über sein erstes Ich gelesen oder recherchiert?“ 
    „Nein! Er ist er! Er war sich seiner ersten Existenz voll bewusst. Wir haben da ein Verfahren entwickelt … Zu diesem Thema müssten Sie Genetik studiert haben und Neurowissenschaften. Das zu erklären, würde Bände füllen.“ Die angeborene Arroganz eines göttlichen Schöpfers.
    „Sorry, Darwin, dass ich solch ein Einfaltspinsel bin, der unvollkommene Menschen noch auf natürliche, urtriebliche Art selbst entwickelt!“ 
    Verächtlich spie Nicole Tiberius diesen Satz entgegen und wackelte dabei mit ihrem Unterkörper. Ihre beruflich professionelle Distanz und Objektivität waren momentan verschwunden. Kein Wunder! 
    Jean-Luc verzog die Mundwinkel und erntete dafür einen bösen Blick.
    Tiberius schaute Nicole bestürzt an. Er hatte sie zu sehr gereizt, als dass sie jetzt noch den Sinn seiner Forschung erkennen würde. Welche Möglichkeiten darin verborgen waren, entdeckten nur die wirklich Weitsichtigen und Eingeweihten: Organe in Hülle und Fülle! Keine Wartelisten mehr, auf denen die Namen von unheilbar kranken Patienten, in jeder Zeile um Eile bettelnd, geschrieben standen. In verzweifelter Erwartung eines baldigen Todes, wenn kein Wunder oder Unfall ihnen ein Herz, eine Niere, eine Lunge zuspielte. Das Wunder war geschehen! Hier in Johannesburg. Nach langjähriger Forschung war es geglückt, nicht nur Organe, sondern komplette Menschen zu erschaffen. Nun auch Gliedmaßen auf Abruf. Wandelnde, lebendige Ersatzteillager. Welch ein Triumph der Wissenschaft! 
    Kollateralschäden musste man schon in Kauf nehmen, wenn solche großartigen Ergebnisse locken. Andere bedeutende Forscher konnten auch ein Lied davon singen. Vor allem von den Vorwürfen. Nur zielstrebige Wissenschaftler verfügten über die Gabe, in die Zukunft zu blicken, um der Menschheit Entwicklung, Wohltaten und Erleuchtung zu schenken. Das Ergebnis rechtfertigte die Mittel. Schon bei einfachen Tierversuchen waren engstirnige Eiferer auf die Barrikaden gegangen. Nicht umsonst hatte der Professor sich mit seinem gesamten Wissenschaftsstab in den undurchdringlichen Busch verzogen! 
    Tiberius versprühte seine Rechtfertigungen wie Läusepulver auf Rosen, die danach zwar befreit, aber giftig in die Umwelt rankten, um ihre Opfer mit tödlich verunreinigten Dornen zu attackieren. 
    Es war nicht anders zu erwarten, dass Nicole ungerührt blieb. Sie stellte weitere Fragen nach seinem Klon. „Sehe ich das richtig? Er hat die kompletten Erinnerungen seines Vorgängers?“
    „Das ist korrekt. Der Stand seines gesamten Wissens, einschließlich Erinnerungen an die Art, wie er zu Tode kam!“ 
    Dem angehenden Paradoxum, Theo-Wissler Joachim, blubberte ein „Wow!“ aus seinem Munde. 
    Ist das Entsetzen oder Ehrfurcht? Diesmal bedachte Nicole Jo mit einem Seitenblick. Was mag an seiner Todesart so besonders gewesen sein?
    „Wie sieht es mit Fotos der Männer und Frauen aus, die Ihr unrühmliches Pendant erschuf, dieser Shibata?“, mischte sich nun Jean-Luc ein. 
    „Damit können wir dienen. Die Männer sehen alle gleich aus. Bei den Frauen nur jede fünfte.“ Er stand auf, führte die kleine Gruppe in ein Büro und stöberte eine ganze Zeit in Akten, die vorher verschlossen in einem Safe lagen. Dann reichte er Nicole die entsprechenden Fotos. Auf den Männerbildern erkannte sie sofort die Zeichnung von Gowan

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