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Cäsar läßt grüssen

Cäsar läßt grüssen

Titel: Cäsar läßt grüssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Fernau
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die Nachricht, daß Macedonien mit Rom Frieden geschlossen habe; oder die Nachricht, daß die Plänkeleien in Sardinien und Sizilien zu Ende und beide Inseln fest in römischer Hand seien. Dann die Nachricht, daß Hannibals jüngster Bruder Mago, der noch in Spanien gestanden hatte, das ganze Land aufgegeben habe und mit den Resten seines Heeres abgesegelt sei.
    Ganz gut, daß er nach Karthago zurückgekehrt ist, dachte Hannibal, wenigstens die Heimat ist in Sicherheit. Leider irrte er sich. Mago glaubte nichts Besseres tun zu können, als die Blockade um Italien zu durchbrechen und sich mit Hannibal zu vereinen.
    Die Historiker pflegen zu sagen, daß es Mago nur infolge einer Unachtsamkeit der römischen Flotte gelang, zu landen. Ich glaube, daß die Römer nichts dagegen hatten. Er vermehrte nur den Haufen der Notleidenden.
    Sie hatten recht.
    Es war Sommer 206. Um diese Zeit kehrte jener junge Mann namens Scipio nach Rom zurück, der nach dem Tode seines Vaters und seines Onkels den Befehl übernommen und Spanien von den Karthagern reingefegt hatte. Mit diesem Mann müssen wir uns einen Augenblick näher befassen.
    Er entstammte der hochpatrizischen Gens der Scipionen und hieß Publius Cornelius Scipio. Als Sechzehnjähriger hatte er die Reiterschlacht am Ticinus mitgemacht und dabei seinen Vater, den kommandierenden Konsul, herausgehauen und ihm das Leben gerettet. Seine militärische Befähigung war groß, er war ein kühler Kopf im Dienst, absolut furchtlos, sehr von sich überzeugt, ja geradezu manisch. Nicht wenige Quellen bezeugen, daß er immer wieder behauptete, mit Jupiter persönlich in Verbindung zu stehen. Übrigens scheint er äußerlich nicht sehr imponierend gewirkt zu haben. Sein Gesicht — sofern die Büste in Neapel authentisch ist — ist markant aber unsympathisch; ein kurz geschorener Schädel mit leicht glotzenden Augen, langer Nase, eingefallenem Oberkiefer und schmallippigem, verkniffenem Mund.
    Sicher verdankte er es zunächst nicht nur seiner auffallenden Begabung, sondern ebenso der Protektion seiner Adelsgenossen, daß man ihm, der damals erst fünfundzwanzig Jahre alt war und kein konsularisches Amt bekleidete, den Invasionsfeldzug in Spanien anvertraut hatte. Dank seinem Können und seiner Vertrautheit mit Jupiter hatte er die Aufgabe bis ins I-Tüpfelchen erfüllt. Nun kehrte er heim. Das war, wie gesagt, 206.
    205 wurde er Konsul. Er war jetzt einunddreißig Jahre alt. Hier schien dem Volk nun nach dem langweiligen Fabius Maximus Cunctator endlich der Mann da zu sein, der mit der ganzen leidigen Geschichte schnell Schluß machen würde. Aber ich sagte schon: im Dienst war er nüchtern. Er hielt sich an die Politik des Cunctators und rührte Hannibal nicht an.
    Statt dessen kam er dem Senat mit einem anderen Plan: Er wollte nach Afrika übersetzen und Karthago angreifen. Ach herrjeh, was für ewige neue Ideen! Scipio in Afrika und Hannibal in Italien! Schönes Abenteuer! Die Senatoren seufzten, das Volk schimpfte. Nach endlosen Debatten (nicht »Diskussionen«) siegte Scipio.
    Das blieb zunächst sein einziger Sieg. In Afrika konnte er Karthago nicht nehmen und die entscheidende Schlacht nicht schlagen. Immerhin siegte er theoretisch: Nach einem Jahr bat Karthago um Waffenstillstand.
    Die Sonne ging über Rom auf! Es war geschafft! Karthago forderte die ungehinderte Rückkehr Hannibals. Sie wurde bewilligt. Nur weg mit dem Mann.
    Als sie ihn wiederhatten, schlug die Stimmung in Karthago um. Trotz seiner Warnung zwang Karthago seinen unbesiegten Feldherrn, den Kampf wieder aufzunehmen. Das Heer, das man ihm gab, bestand aus den Resten seiner alten Armeen und zusammengewürfelten Afrikanern, die nicht rechts von links unterscheiden konnten. Die Vernünftigsten waren noch die Elefanten. Bei Zama, hundert Kilometer von Karthago landeinwärts, stellte ihn Scipio und zwang ihn zur Schlacht. Es war das Jahr 202.
    Scipio wandte Hannibals Taktik an. Der Karthager merkte es früh genug, er holte zum Gegenschlag aus, aber die Bewegungen seiner ungeschulten Truppen mißrieten, die Befehle kamen nicht durch, die Offiziere verstanden kein Wort. Die letzte Schlacht wurde seine erste Niederlage. Der Krieg war aus.
    Ein Jahr später wurde der Friedensvertrag beschworen. Das Diktat war sehr bitter, aber nicht wahnsinnig. Auf beiden Seiten standen harte, aber auch noble Männer, Scipio und Hannibal. Karthago trat sämtliche auswärtigen Besitzungen ab, gab das Hinterland Numidien auf, ließ alle

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