Cäsars Druide
Mäusejagd.
»Herr, hast du nicht ein Mädchen bestellt?« scherzte Wanda, während sie sich zärtlich an mich schmiegte.
»Doch«, flüsterte ich, »aber meine Sklavin ist dagegen, und ich hab kein Geld mehr.«
»Das macht nichts«, hauchte mir Wanda ins Ohr, während ihre Zungenspitze meine Lippen suchte.
Am nächsten Tag ritten wir ins Lager zurück. Fufius Cita war wenig gesprächig. Ab und zu hielt er an und übergab sich am Wegrand. Er tat mir richtig leid. Gegen Mittag machten wir unter einem windgeschützten Felsvorsprung ein Feuer und kochten Wasser. Ich braute einen Sud und fügte, kurz bevor das Wasser kochte, ein paar getrocknete Kräuter hinzu. Als er abgekühlt war, füllte ich etwas davon in einen Becher und reichte ihn Fufius Cita.
»Das beruhigt den Magen«, sagte ich.
»Hast du auch etwas gegen Zahnschmerzen?« fragte Kretos. Er war ziemlich übel gelaunt. Ständig war er am Jammern und Meckern über alles und jedes. Ich sagte ihm, daß der Sud den Körper in den Schlaf wiege, ohne daß der Kopf dabei einschlafe. Kretos verstand kein Wort. Seine Zahnschmerzen waren aber so stark, daß er trotzdem seinen Becher in den Sud tauchte und trank.
Krixos kochte nochmals Wasser und bereitete mit gemahlenem Getreide und geräuchertem Speck einem Brei zu. Kretos meckerte, daß das Essen versalzen sei. Wanda und Krixos grinsten. Irgendwie mußte ich mein Salz ja loswerden.
»Der Körper braucht Salz«, murmelte ich.
»Wenn das ein Druide sagt, wird es wohl stimmen«, sagte Fufius Cita mit schwacher Stimme.
Wir ritten weiter durch die verschneite Landschaft. Die Bäume ließen ihre Äste unter der schweren Last des Schnees müde hängen. Die Wege waren von dicken, pulverartigen Schneemassen bedeckt. Ich liebte das knirschende Geräusch, das entsteht, wenn Hufe auf festgepreßten Schneedecken aufsetzen. Wanda und ich ritten wie zwei Frischverliebte nebeneinander und liebkosten uns mit den Augen. Sie war wirklich ein Geschenk der Götter.
Fufius Cita ritt mit einigen seiner Sklaven voran. Manchmal schaute er zur mir zurück, skeptisch, fast mißtrauisch. Er hatte sich wohl noch nie von einem Druiden behandeln lassen.
»Druide«, sagte er nach einer guten Stunde, »in Rom könntest du viel Geld verdienen. Ich fühle mich plötzlich so richtig wohl!«
»Du hast doch genug gekotzt!« stänkerte Kretos hinter uns. »Wenn der Magen leer ist, was willst du da noch rauskotzen?«
»Galle!« lachte ich. »Es ist nie zu spät, um noch ein bißchen Galle zu kotzen. Aber sag mal, Kretos, wie geht's deinem Zahn?«
»Die Schmerzen sind weg, aber das liegt vermutlich an der Kälte.«
Cita lachte leise vor sich hin. Schließlich rief er laut nach hinten: »Druide, kennst du ein Mittel, das griesgrämige alte Männer wie Kretos genießbar macht?«
»Ja«, scherzte ich, »das Schwert.«
Wir ritten über einen Hügel am Rande eines dichten Waldes entlang. In der Ferne sahen wir Rauch aufsteigen. Fufius Cita gab einem seiner Begleiter den Befehl vorauszureiten. Nach einer Weile kam er zurück und berichtete, daß ein paar Kelten ein Schwein am Spieß brieten und uns zum Essen einluden.
Wir berieten kurz das Für und Wieder und beschlossen, uns zu ihnen zu gesellen. Wir hatten ja nichts bei uns, das einen Überfall rechtfertigte. Die Kelten empfingen uns freundlich und boten uns Wein und Fleisch an. Fufius Cita befahl seinen Sklaven, Brot und Nüsse zu verteilen. Es waren junge Kelten, keiner war über fünfundzwanzig. Sie schienen auf jemanden zu warten und hatten es nicht eilig aufzubrechen. Sie unterhielten sich mit mir über das Wetter und über den Flug der Vögel. Wir Kelten sind – wie alle anderen Menschen rund ums Mittelmeer auch – ständig auf der Suche nach irgendwelchen Zeichen der Götter. Fufius Cita und Kretos schwiegen. Sie wollten sich offenbar nicht als Römer zu erkennen geben, obwohl es aufgrund ihrer Kleidung nicht schwierig war, sie richtig einzuordnen. Aber ich denke, daß sie nicht unnötig provozieren wollten. Und so lächelten sie bloß nett und höflich, wenn ein Kelte ihnen zulächelte. Ein gutes Dutzend Kelten entfernte sich schließlich und steckte ungefähr fünfzig Schritte von uns entfernt zwei Speere in den Boden. Beide Speere hatten ungefähr eine Speerlänge Abstand zueinander. Darüber befestigten sie mit Lederriemen einen dritten, querliegenden Speer. Ein Joch! Ich zweifle nicht daran, daß das Mittel, das ich Fufius Cita zur Beruhigung seines Magens gegeben hatte, seine
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