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Cafe con Leche

Cafe con Leche

Titel: Cafe con Leche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agathe Hanses
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ist
trocken. Die Zunge klebt mir am Gaumen. „Wir müssen weiter”, krächze ich. Hier
gibt es kein Wasser.”
    Diesmal
frage ich: „Geht’s?”
    Sie
nickt und langsam trotten wir weiter.
    Gegen
zweiundzwanzig Uhr erreichen wir Zariquiegui. Am Ortseingang finden wir eine
Quelle. Sofort stürzen wir uns darauf, trinken wie Kühe an der Tränke, waschen
uns das heiße Gesicht und sind überglücklich, die Zivilisation erreicht zu
haben. Dann füllen wir unsere Flaschen mit Quellwasser auf. Mittlerweile ist es
dunkel. In der Ferne sehen wir die vielen Lichter von Pamplona. In Zariquiegui
herrscht Totenstille. Kein Hund ist zu hören, keine Katze streunt herum, keine
Menschenseele ist zu sehen. Nichts, aber auch gar nichts, ist zu hören oder zu
sehen! Nicht einmal ein offenes Fenster, aus dem Licht scheint. Auf einer
Kneipenterasse, nicht weit von der Quelle, finden wir ein paar Bänke, die
überdacht sind. Plötzlich Gebell und dann eine laute Männerstimme, von irgendwo
her. Oh, es gibt ja doch Hunde und Menschen hier!
    „Ich
gehe mal der Männerstimme nach und schaue, ob ich jemanden finde. Vielleicht
weiß der ja, wo wir schlafen können.”
    Christine
bleibt auf der Bank sitzen, ich stehe auf und folge der Männerstimme.
Tatsächlich! Auf einer Terrasse sitzt ein Mann.
    „Entschuldigung”,
beginne ich das nächtliche Gespräch. „Kann man hier irgendwo schlafen?
Dormire?”, betone ich.
    „No,
no!” Er zeigt in die Ferne.
    „Domire!?”,
frage ich noch mal.
    Er
schüttelt den Kopf und zeigt wieder in die Ferne, in die ich wohl weiterlaufen
soll.
    Was
denkt sich der Kerl eigentlich? Will der eine Frau so spät am Abend noch durch
die Felder schicken?
    „No,
no!”, sage ich diesmal bestimmt. „Hija y soy dormire”, was so viel wie Tochter
und ich müssen schlafen heißen soll.
    Hoffentlich
ist das auch richtig, was ich so rede. Hoffentlich versteht der Mann mich!
    Er
hat verstanden, steht auf, mir zuwinkend, ihm doch zu folgen. Aha, jetzt gibt
es eine Unterkunft, freue ich mich und laufe wie ein kleines Kind hinter ihm
her. Wir laufen durch das kleine Dörfchen und kommen zu der Kneipenterasse, auf
der Christine immer noch auf der Bank sitzt.
    „Hija?”,
fragt er.
    Ich
nicke. Dann zeigt er auf die Terrasse.
    „Dormire”,
sagt er. „Buenas noches!”, und weg ist er.
    „Gracias!”,
rufe ich fast ungläubig darüber hier draußen schlafen zu müssen.
    „Wenigstens
ist die Terrasse überdacht, dann werden wir nicht nass, falls es regnet”, sage
ich zu Chris.
    Wir
rollen unsere Isomatten aus und legen die Schlafsäcke darauf. An der Quelle
putzen wir uns die Zähne und dann geht es in die Schlafsäcke. Kaum dass
Christine liegt, schläft sie auch schon. Ich finde an der Wand eine
eingelassene Steckdose. Daran hänge ich das Akku für
die Kamera. Heute in der heißen Sonne zu laufen, war schon sehr anstrengend,
zumal wir gestern so viel gelaufen sind. Aber jetzt ist es mir kalt. Nachts
sinken die Temperaturen hier teilweise unter 10° Celsius. Dachte ich doch, in
Spanien ist es warm! Für die Tage stimmt es auch. Aber in den Nächten?! Mein
Schlaf-sack, der mich nach Aussage des Verkäufers bis minus sechs Grad wärmen
soll, lässt mich mal wieder frieren. Ganz schön gemein! Ich reibe meine Füße
gegeneinander, damit mir wärmer wird. Aber das nutzt nicht viel. Mir ist immer
noch kalt. Der Himmel ist sternenklar.
    Das
wird bestimmt morgen wieder ein heißer Tag. Wir müssen morgens einfach eher
aufbrechen! Dann schaffen wir in der Früh mehr und haben bis zum Mittag schon
einiges an Kilometer hinter uns.
    Die
Gedanken entschwinden, ich schlafe frierend ein.
     
     
     
    1. Juli 2008

Zariquiegui
— Puente la Reina
     
     
    „Mama, wach auf! Da
unten laufen schon die ersten Pilger!”, höre ich Christine sagen. Verschlafen
krieche ich aus meinem Schlafsack hervor. „Was ist? Wie spät ist es denn?”,
frage ich verstört und muss mich erst einmal zurecht finden.
    „Kurz
vor sechs Uhr. Lass uns die Sachen packen und dann gehen wir los!”
    „Ich
friere. Und dann brauche ich erst mal einen Kaffee”, sage ich zu ihr.
    Während
Chris den Gaskocher anwirft, putze ich mir die Zähne an der Quelle und kehre
wieder zurück zu unserer Schlafstätte. Die Zigarette, die ich morgens zum
Kaffee brauche, erwähne ich nicht. Ich hab keine Lust, darüber zu diskutieren.
Ich stecke sie mir einfach an. Christine brüht wortlos den Kaffee auf und dann
trinken wir einen heißen Schluck. Mir wird zwar nicht

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