Cafe con Leche
verschwitzten Sachen und gehen in den
Waschraum. Chris duscht, derweil ich die Wäsche wasche. Ich dusche, derweil
Chris die Wäsche aufhängt. Manchmal sind wir doch ein gutes Team! Im
Supermercado, so heißen hier die Supermärkte, kaufen wir etwas zu essen ein. In
vielen Herbergen gibt es Küchen, sodass wir dort unser Essen zubereiten können.
Heute Abend kochen wir uns Nudeln und dazu gibt es Apfelmus. Nach dem
Abendessen begebe ich mich in unser Sechsbettzimmer und lege mich hin.
Es
ist kurz vor zwanzig Uhr, da schlafe ich auch schon. Ein lauter Donnerschlag
und ich bin wach. Es gewittert und regnet. Chris und
die anderen unterhalten sich. Draußen ist es fast noch hell.
„Bei
diesem Wetter gehe ich nicht nach draußen”, sage ich, im Glauben, es sei schon
morgens.
„Da
fahre ich mit dem Bus weiter!”
Anke
und Gaby, die mit uns auf dem Zimmer schlafen, sagen zurück: „Nix, du fährst
nicht mit dem Bus! Du läufst schön!”
„Ich
laufe nicht!”, erwidere ich, immer noch im Halbschlaf auf dem Bett liegend. Da
werde ich noch vom Blitz getroffen, und wenn ich dann vor der Himmelstür stehe,
fragt mich der liebe Gott, warum ich so leichtsinnig durch die Berge gekraxelt
bin. Nee, bei dem Wetter fahr ich mit dem Bus!”
„Quatsch!
Du läufst, wie wir auch! Morgen scheint die Sonne bestimmt wieder”, sagt Gaby.
„Morgen?
Wie spät ist es denn?”, frage ich.
„Zweiundzwanzig
Uhr, Mama. Es ist noch nicht morgen.”
„Erst
zweiundzwanzig Uhr? Und ich dachte schon, der Morgen sei angebrochen und wir
müssten bei diesem Gewitter los!” Großes Gelächter! Da hat es doch schon etwas
gedauert, bis es mir endlich dämmerte, dass der neue Tag noch gar nicht
angebrochen war. Oh, welch eine Freude, noch schlafen zu können! Ich drehe mich
auf die andere Seite und weg bin ich.
Christine
hat noch an diesem Abend all unsere Wäsche von der Leine geholt und
zusammengefaltet.
Freude
über Freude! Ich liebe meine Tochter!
Gewitter über Puente
la Reina
2. Juli 2008
Puente
la Reina — Logroño
„Na, Agathe, heute mit
dem Bus?”, fragt Gaby mit ihrer dunklen Stimme und lacht.
„Ach
Gaby. Was sagt denn das Wetter?”
„Sieht
gut aus. Raus aus den Federn! Es ist schon sechs Uhr. Christine hat mir gestern
noch erzählt, dass ihr heute vielleicht bis Logroño wollt. Da müsst ihr euch
aber ranhalten. Ganz schönes Stück!”
„Ich
mache einen Kaffee. Wollt ihr auch eine Tasse?”, frage ich Gaby und Anke.
„Ihr
habt Kaffee dabei? Das ist ja super! Klar trinken wir einen mit.”
Christine
holt den Gaskocher heraus und dann gibt es erst mal eine Runde Kaffee.
„Vielleicht
fahren wir heute doch noch mit dem Bus. Zumindest bis Los Arcos”, sage ich.
„Von dort laufen wir dann nach Logroño. Mal sehen. Ich bin ziemlich geschafft
von den letzten zwei Tagen.”
Gaby
und Anke sind letztes Jahr das Stück von Burgos nach Santiago gelaufen. In
diesem Jahr gehen sie von St.-Jean-Pied-de-Port bis Burgos. Viele Pilger laufen
jährlich in Etappen den Camino. So, wie es ihre Zeit zulässt. Wir verabschieden
uns mit einem herzlichen „buen camino”, denn die beiden wollen schon los.
„Und
vergesst nicht, in Astorga Schokolade zu kaufen. Dort wird die Beste in ganz
Spanien hergestellt”, legt Gaby uns ans Herz.
Chris
und ich packen unsere Rucksäcke und frühstücken ausnahmsweise Mal in einem der
kleinen Cafés, die auf dem Camino schon früh morgens geöffnet haben. Was für ein
Glück, denn auf nüchternem Magen läuft’s sich nicht so recht.
„Mama,
das Wetter ist doch gut”, beginnt Christine das Gespräch.
Ah,
denke ich mir. Jetzt wird Überzeugungsarbeit geleistet.
„Lass
uns doch lieber mit dem Bus fahren, wenn es mal regnet. So heiß ist das doch
draußen gar nicht”, trällert Chris munter weiter.
„Nun,
so heiß ist es ja wirklich nicht. Aber ich habe einfach keinen Nerv, heute zu
laufen.”
Uff,
der innere Schweinehund hat gesprochen!
Sofort
hält meine liebliche, nette Stimme dagegen und zirpst: Sie hat ja recht! Du
kannst immer noch mit dem Bus fahren, wenn wirklich gar nichts mehr geht. Also,
gib dir einen Ruck!
Auf!
Ich gebe mir einen Ruck, aber so rechte Lust aufs Laufen habe ich trotzdem
nicht.
„Gut,
dann lass uns aber sofort gehen, sonst habe ich gleich gar keine Lust mehr.”
Chris,
die schon mit Frühstücken fertig ist, springt auf und ist schon draußen.
„Zack,
zack, Mama! Komm!”, höre ich sie lachend sagen.
Ich
bezahle und
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