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Cafe con Leche

Cafe con Leche

Titel: Cafe con Leche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agathe Hanses
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wärmer, doch der Kaffee
tut gut. Die Zigarette natürlich auch. Ich warte, aber es kommt nichts. Sie
sagt gar nichts! Croissants sind auch noch da. So ist unser Frühstück fast
perfekt. Nach dem Frühstück rauche ich noch eine Zigarette, dann starten wir.
Es ist halb sieben Uhr!
    „Wir
sind ja heute früh dran”, sage ich zu Chris, um die Stille zwischen uns zu
durchbrechen. „Heute Nacht habe ich darüber nachgedacht, dass es doch besser
ist, eher zu starten. Dann scheint die Sonne noch nicht so stark und wir kommen
besser voran. Nachmittags habe ich dann auch mehr Zeit zum Schreiben.”
    „Ja
Mama, dann mal los! Auf nach Puente La Reina!”
    Höre
ich da vielleicht einen sarkastischen Unterton bei meiner Tochter?
    „Christine!”,
sage ich. „Du hast mir gesagt, jeder geht so, wie er kann. Ich würde liebend
gerne mit dir an allen anderen vorbei rauschen, aber leider schaffe ich das
nicht. Lass sie doch alle an uns vorbei rauschen. Aber bis Santiago ist es noch
weit. Den einen oder anderen werden wir bestimmt noch wieder sehen. Bis jetzt
habe ich mich doch wacker gehalten! Keine Blasen an den Füßen, keine wesentlichen
Schmerzen...”
    Chris
startet, ohne meine Worte zu kommentieren. Oh, oh! Ein kleines Lob hätte ich
mir von meiner Tochter doch gewünscht. Immerhin sind wir schon an die
fünfundsiebzig Kilometer gelaufen. Das ist so weit, wie von uns bis nach
Dortmund. Ich sollte wohl bis Dortmund laufen. Nie und nimmer! So behalte ich
meinen Stolz für mich. Schuldgefühle wegen der Raucherei habe ich diesmal
nicht. Schweigend gehen wir eine Zeitlang daher. Die Landschaft ändert sich.
Kornfelder sind zu sehen. Die Gegend ist trocken und staubig. Und wie nicht
anders zu erwarten, führt der Weg stetig bergauf. Schatten, wie am Erro-Pass
haben wir nicht. Hier gibt es kaum Bäume. Auf den Hügeln sehe ich in weiter
Ferne viele Windkrafträder stehen.
    „Noch
über diesen Berg”, sagt Christine in die Stille hinein.
    Oh,
mein Kind hat gesprochen! Vielleicht will sie mich ermuntern, nicht stehen zu
bleiben, denn mein lautes Keuchen ist ja nicht zu überhören.
    „Das
Schlimmste für heute haben wir dann hinter uns”, fährt sie weiter fort. Auf der
Anhöhe sind Silhouetten von Wanderern und Tieren aus Metall zu sehen. Die Tiere
sind an Stangen befestigt.”
    Von
Weitem sieht das für mich wie große Kreuze aus.
    „Woher
weißt du das?”, frage ich erstaunt.
    „Steht
alles hier im Heftchen”, höre ich und sie hält es mir mit Schwung entgegen.
    Na,
kein Unterton ?, denke ich. Kein... Da werde ich auch
schon aus meinen Gedanken gerissen.
    „Dann
mal auf zum Gipfelsturm!”, und weg ist sie.
    Wusste
ich’s doch !, denke ich. Was wäre meine Tochter ohne
die kleinen Sticheleien? Was wäre ich ohne meine kleinen Sticheleien? Der Weg
ist fast unbegehbar. Ich laufe auf Geröll und rutsche ständig über die losen
Steine. Viele Pilger tummeln sich auf diesem engen Pfad. Der Anstieg ist schon
steil und anstrengend für mich. Oft muss ich stehen bleiben, damit irgendwer an
mir vorbei hecheln kann. Durch das ständige Stehenbleiben komme ich ganz aus
dem Tritt. Ich werde stinkig und wünsche mir, auch so flott, wie die anderen,
daher marschieren zu können. Und während ich so in mich hinein mecker , kommt schon mein inneres Stimmchen um die Ecke.
    Sei
so, wie du bist, und lauf so, wie du kannst! Nimm es doch einfach mal an, dass
du deinen eigenen Schritt hast, und jammer nicht immer herum, wie schnell du
sein möchtest !, flüstert es mir zu.
    Ist
aber gar nicht so einfach !, antworte ich ihm im
Stillen. Ich möchte auch behände, so wie die anderen, daher gehen können! Und
musst du mich immer nerven? Kannst du mich nicht einfach mal meckern lassen?
    Ruhe!
Meine innere Stimme hat das letzte Wort. So gehe ich langsam und keuchend
weiter. Trotzdem wäre ich gerne auch so flott, wie die anderen!
    „Hallo!
Buen camino”, spricht mich ein etwas älterer Herr an, der mir entgegen kommt.
    „Sie
wollen nach Santiago?”, fragt er auf Deutsch.
    Oh,
ein Deutscher auf dem Camino. Das ist ja schön! „Ja, meine Tochter und ich
wollen es bis Santiago de Compostela schaffen. Anschließend wollen wir noch
weiter bis nach Finisterre, um dort in den Atlantik zu steigen. Das haben
früher die Pilger im Mittelalter gemacht, um ihre Seele zu reinigen. Ich finde
den Brauch schön!”
    „Da
haben Sie noch einen weiten Weg vor sich. Ich war schon dort und jetzt laufe
ich wieder zurück.”
    „Nach
Deutschland?”, frage

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