Cafe con Leche
auf einem Flughafen”, sagt Chris.
„Und
guck dir mal die Busse an! Wie die Greyhoundbusse in Amerika. Da fährt einer
sogar bis Madrid.”
Mit
dem Ticket, das wir nicht beim Busfahrer, sondern an einem Schalter kaufen
müssen, geht es weiter nach Logroño. Die Klimaanlage im Bus ist schon fast zu
kalt, und wie das wohl in Spanien so üblich ist, fehlt auch die Musik nicht.
Die Landschaft saust an uns vorbei und ich sage zu Chris: „Guck mal, wie die
Weinberge an uns vorbei sausen. Das geht aber wesentlich flotter, als laufen!”
Plötzlich
höre ich hinter mir, wie sich zwei Leute angeregt über den Camino unterhalten.
Ich drehe mich um. Aha! Zwei Pilger!
„Guck
mal, Chrissi, wir sind nicht die einzigen Pilger, die den Bus nehmen”, flüstere
ich ihr zu, als wolle ich sie davon überzeugen, keine Straftat begangen zu
haben. Nun genieße ich die Fahrt umso mehr. In Logroño angekommen, suchen wir
die Información turística auf und fragen nach einer günstigen Herberge.
„Gibt
es eine Karte vom Camino?”, fragt Chris.
Sie
bekommt eine, aber es ist nur ein Teil des Caminos zu sehen.
„Wir
möchten gerne eine Karte, worauf der Camino Francés von Roncesvalles bis
Santiago zu sehen ist”, sage ich auf Englisch.
„Das
tut mir leid”, sagt die Dame. „Die Wegstrecken sind nur in einzelne Abschnitte
den Provinzen oder Regionen Nordspaniens auf der Karte dargestellt. Da ist
erstens die Provinz Navarra, die kurz vor Logroño endet.
Dann
La Rioja, mit der Hauptstadt Logroño.
Von
der Provinz Castilla y Leon, die in der Nordmeseta liegt, gibt es eine Karte.
Die großen Städte dort sind Burgos, Palencia und die Hauptstadt León. Auf dem
letzten Abschnitt Ihrer Wegstrecke kommen Sie von Portomarín bis Santiago de
Compostela durch die Provinz Galicien.“
„Aha,
jetzt verstehe ich! Das ist hier so, wie bei uns mit den Bundesländern”, sage
ich zu Christine, erfreut darüber, nun zu wissen, wohin und wodurch meine Füße
mich tragen.
Die
Dame kreuzt noch einige Herbergen auf dem Stadtplan an. Wir bedanken uns für
die ausführliche Information und gehen los. Es beginnt zu tröpfeln.
„Da
haben wir aber Glück, das es nicht schüttet”, sagt Christine. „So weit kann die
Herberge auch nicht sein.”
Mit
dem Stadtplan in der Hand hat sie die Herberge schnell gefunden. Sie ist die
bessere Navigatorin! Obwohl es schon Nachmittag ist, gibt es noch zwei Betten
für uns. In unserem Schlafzimmer mit fast vierzig Leuten riecht es stickig.
„Das mieft ja ganz gewaltig hier”, sage ich zu Chris und öffne das Fenster.
Draußen
ist es laut, denn die Herberge liegt mitten in der Stadt. Autos knattern durch
die enge Gasse. Hier gibt es eine Küche, was gut ist. So können wir unser Essen
selbst zu bereiten und müssen nicht ins Restaurant. Nach dem Duschen geht es in
den Supermercado. Vor einem kleinen Lebensmittelgeschäft steht ein Sack mit
Körnern. Eine Taube pickt lustig darin herum.
„Jetzt
stell dir mal vor, die verrichtet ihr Geschäft in den Körnern! Ich glaube, bei
uns dürften die Säcke nicht so offen draußen stehen.”
Chris
ruft nur: „Bah! Mama!”
Ich
lache. Heute Abend essen wir Nudeln und Chris macht einen Salat dazu. Tomaten,
Thunfisch, Schafskäse und Paprika schauen mich verlockend an. Hat sie gut
gemacht! Wir sitzen in der Küche, denn dort darf man auch rauchen. Nach dem
Abendessen hole ich mein Tagebuch, denn ich bin bestimmt schon zwei Tage in
Verzug.
„Hörst
du auch das Klappern, Mama?”
„Ich
höre nichts”, sage ich in Gedanken vertieft.
Chris
tritt auf den Küchenbalkon hinaus.
In Logroño wird
geklappert
„Sieh mal! Komm mal
her! Da sind ganz viele Störche auf dem Kirchturm”, ruft sie aufgeregt.
Mein
Interesse ist geweckt. „Wo sind Störche?”
„Da
oben, auf dem Kirchturm. Komm doch mal her!” Chris fuchtelt wie wild mit ihren
Händen durch die Luft. Ich gehe auf den Balkon und da sind sie. Ganz viele
Störche.
„Die
sehen ja toll aus. Und schau dir nur die riesengroßen Nester an”, sage ich
erstaunt und andächtig wie ein kleines Kind. Ich habe noch nie bei uns Störche
gesehen. So stehen wir eine Zeitlang da und beobachten sie. Kommt ein anderer
dazu geflogen, wird geklappert, was das Zeug hält! Der Regen wird stärker und
wir gehen wieder rein. Es ist schon spät und Chris ist müde.
„Ich
muss noch Hausaufgaben machen”, sage ich zu ihr, bevor sie zu Bett geht, und
zeige auf mein Tagebuch.
„Nacht,
Mama”, sagt
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