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Cafe con Leche

Cafe con Leche

Titel: Cafe con Leche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agathe Hanses
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sie.
    „Nacht
Christine”, murmel ich. Dann bin alleine in der Küche. Es ist angenehm still.
Ich kann in Ruhe schreiben. Es ist schon tief in der Nacht, als ich zu Bett
gehe. Der Schlafraum ist von Schnarchen erfüllt. Schnarchtöne vielerlei Arten
sind zu vernehmen. Trompetenschnarchen, abgehacktes Schnarchen, rhythmisches
Schnarchen, Schnarchen mit Pfeiftönen... Ich drehe mich von einer Seite auf die
andere. Versuche es mit Om, aber ich schlafe nicht ein. Irgendwann nehme ich
meinen Schlafsack und suche die Küche auf. Dort liegen schon zwei Leute auf dem
Fußboden. Mir ist es egal, ich lege mich leise dazu. Ein hartes Lager, dafür
ist es aber ruhiger, als drüben im Orchestersaal.
    Draußen
ist es still. Die Stadt und die Störche schlafen.
     
     
     
    3. Juli 2008

Logroño
— Nájera
     
    Geräusche sind in der
Küche zu hören. Es ist halb fünf Uhr morgens. Ich werde wach. Wolfgang, mit dem
ich gestern noch einen Kaffee getrunken habe, packt seinen Rucksack. Mir tun
sämtliche Knochen vom harten Liegen weh. Ich schleiche mich zu Bett und schlafe
ein. Eine halbe Stunde später ist Hektik im Schlafsaal und mein Kurzschlaf ist
hinüber. Ich packe mein Tagebuch und setze mich wieder in die Küche. Da kann
ich wenigstens rauchen. Gegen halb sieben steckt Chris ihren Kopf durch die
Tür.
    „Ach
hier bist du! Ich such dich schon!”
    „Bei
dem Geschnarche konnte ich nicht schlafen, da bin ich halt geflüchtet.”
    „Mama”,
sagt Chris zu mir. „Du schnarchst auch so laut.”
    „Aber
das höre ich nicht, wenn ich schlafe”, ist meine schnelle Antwort.
    Meine
Freundin Traute hat sich, während wir mal gemeinsam in Urlaub waren, nach einer
Nacht mit mir in einem Zimmer, ein Einzelzimmer genommen. Meine Schnarcherei
wollte sie sich nicht mehr antun.
    „Nach
dem Pilgern werde ich eine Schlafklinik aufsuchen”, erwidere ich.
    „Ich
pack schon mal meine Sachen”, sagt sie und geht zurück in den Schlafsaal.
    Währenddessen
mache ich mir einen Kaffee und notiere die Erlebnisse vom gestrigen Tag. Die
anderen sind schon gegangen. Chris kommt wieder zurück.
    „Wie,
du schreibst jetzt? Ich denke, wir wollen los!”, sagt sie erstaunt. „Bis Nájera
sind es dreißig Kilometer!”
    „Ich
will noch eben von gestern schreiben. Du weißt doch, sonst vergesse ich das.”
    Wie
aus heiterem Himmel haben wir Stress.
    Chris,
die losgehen will, ich, die noch ein paar Sätze niederschreiben will.
    „Dann
gehe ich halt alleine”, sagt sie wütend.
    „Mein
Gott, Christine! Ein bisschen Toleranz tut dir auch gut”, kontere ich gereizt.
„Wenn das nicht sofort nach deinem Willen geschieht, bist du ruckizucki
eingeschnappt. Ich schreibe das noch schnell fertig und dann können wir los.”
    Ein
Gebrumme, sie dreht sich wortlos um, die Tür knallt ins Schloss und dann ist
sie auch schon weg.
    Können
wir uns denn nicht einmal vernünftig unterhalten? Muss denn immer diese blöde
Streiterei sein? Ich hatte mir fürs Pilgern vorgenommen, ein stressfreieres
Verhältnis mit ihr zu bekommen. Aber bis jetzt streiten wir uns immer noch über
Kleinigkeiten.
    Verärgert
sitze ich da und schreibe den gestrigen Tag nieder, rauche noch eine und dann
bin auch ich unterwegs. Von meiner Tochter ist nichts zu sehen. Wenigstens
wissen wir, wo wir übernachten wollen! Dann treffen wir uns ja wohl in Nájera
wieder.
    So
in Gedanken versunken, schlage ich am Stadtausgang den falschen Weg ein. Ein
älterer Herr spricht mich an.
    „No,
no! No camino!” Er zeigt auf eine Abzweigung, die ich nehmen soll.
    „Gracias”,
bedanke ich mich, erleichtert darüber, nicht in die Irre zu laufen. Der Weg
führt über den Campus. Studenten joggen, Leute mittleren Alters joggen, alte
Leute joggen.
    Die
sind ja hier ganz schön in Form!
    „Hola,
buen camino. Wo ist deine Tochter?”
    Wolfgang
ist nun neben mir.
    „Ach,
die wollte heute mal alleine gehen. Wir treffen uns in Nájera.”
    Hat
der vielleicht unseren Zwist mitbekommen?
    „Du
bist aber tolerant!”
    „Ja,
ja”, antworte ich ziemlich wortkarg.
    Wenn
du wüsstest! Von wegen Tolerant!
    „Mal
sehen, ich weiß nicht, wie weit ich heute gehe”, sagt er. „Vielleicht nur bis
Navarrete. Vielleicht gehe ich auch bis Nájera. Also, dann noch buen camino.”
    So
zieht er dahin.
    Nadelbäume
mit vielen kleinen Zapfen stehen am Weg. Als ich mich ihnen näher ,
sehe ich, dass es keine Zapfen sind, sondern kleine Schnecken, die an den
Zweigen hängen. Ein älterer Herr hat eine Plastiktüte in der

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