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Cafe con Leche

Cafe con Leche

Titel: Cafe con Leche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agathe Hanses
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kein
Gewitter !, denke ich mir. Dann werden wir wohl möglich
noch pitschenass. Ich krieche aus meinem Schlafsack nach draußen, denn das
Donnern wird immer wüster. Christine ist auch aufgewacht.
    Was
ist los?”, fragt sie mich.
    „Mach
dir keine Sorgen”, sage ich ihr. „Irgendwo scheint ein Gewitter zu sein. Das
zieht aber wohl nicht zu uns rüber. Du kannst beruhigt weiterschlafen.”
    Wir
können aber beide nicht weiterschlafen. Es ist wieder einer der kalten Nächte
in Nordspanien. Wir frieren und nichts ist für mich schlimmer, als im Bett oder
hier im Schlafsack zu frieren. Nach unseren Zeltabenteuern hatten wir uns fest
vorgenommen, nur noch in Herbergen zu übernachten und nun liegen wir hier
draußen in der Dunkelheit und Kälte. Chris holt ihre Stirnlampe, um sehen zu
können. Wir krabbeln aus dem Zelt. Mirco, der im Freien neben uns schläft, hat
einen guten Schlaf. Er bewegt sich noch nicht einmal bei diesem Krach. Das
Getöse wird immer wüster. Über Burgos scheint die Luft zu brennen.
Feuerwerkskörper explodieren in der Luft. Die Donnerschläge hallen zu uns
rüber. Enschede, wo vor ein paar Jahren eine Feuerwerkskörperfabrik in die Luft
flog, kommt mir in den Sinn. Das Gleiche wird sich doch wohl nicht in Burgos
wiederholen? Immer mehr Feuerwerkskörper fliegen in die Luft. In ihrem Schein
sind die wabernden Rauchschwaden zu erkennen. Mein Gott, was ist da wohl los?
Nach ungefähr einer viertel Stunde hört der Spuk der kräftigen Detonationen auf.
Ich werde morgen einen Einheimischen fragen, was da wohl in Burgos los war.
Frierend kriechen wir in unsere Schlafsäcke zurück. Ich bin kurz eingeschlafen,
da weckt Christine mich.
    „Mama,
ich habe wieder solche Bauchschmerzen und mir ist wieder soo schlecht.”
    „Ach
Chris, was ist denn schon wieder?”, frage ich und will nicht so recht wach
werden. Genauer gesagt, ich will ihre Bauchschmerzen nicht wahr haben. Ich
möchte lieber weiterschlafen. Nicht wieder so eine Nacht, wie in den Pyrenäen
und in Zariquiegui! Ich komme nicht umhin, wieder aus dem Schlafsack zu
kriechen und in der Dunkelheit nach der Stirnlampe zu tasten. Dann knipse ich
das Licht an. Jammernd, fast schluchzend, sehe ich sie in ihrem Schlafsack
sitzen.
    „Wieso
ist dir denn wieder so schlecht? Du hast doch nichts Außergewöhnliches
gegessen.”
    „Ich
weiß nicht”, bringt sie noch hervor, dann muss sie bitterlich weinen.
    Es
tut mir nun so leid, sie so elend und zitternd vor Kälte dort sitzen zu sehen.
Ich gebe ihr ein zweites, langärmeliges Hemd von mir, damit ihr wärmer wird.
Den dicken Pullover habe ich in meinem Übermut in Pamplona mit ins Paket nach
Deutschland gepackt. Da wusste ich noch nichts von den kalten Nächten hier
oben. Christine atmet wieder viel zu schnell. Ich versuche, sie zu beschwichtigen.
    „Sehr
wahrscheinlich bist du zu sehr von der heutigen Anstrengung erschöpft. Wir sind
fast vierzig Kilometer gelaufen. Und das bei so einer Hitze! Dann hatten wir
uns auch noch auf die Herberge eingestellt, die gar nicht mehr existiert. Du
bist total überanstrengt! Wenn wir morgen nach Burgos kommen, quartieren wir
uns in einer kleinen Pension ein, damit du dich wieder erholen kannst. Das Geld
werden wir schon noch dafür übrig haben. Jetzt versuchst du einfach, langsamer
zu atmen. Lass uns zusammenkuscheln, dann wird uns bestimmt wärmer.”
    So
liegen wir zusammen und Christine wird in meinen Armen zusehends ruhiger. Egal
wie alt meine Kinder sind, denke ich. Wenn es ihnen nicht gut geht, werde ich
wieder die Mutter von früher, die ihren kleinen Kindern auf die Wunden pustete
und heile, heile Gänschen singt. Und das schöne ist, meine Kinder können das
noch gut annehmen. Hin und wieder getätschelt zu werden, ist auch Balsam für
große Seelen!
    Christine
schläft nun. Ich werde immer wieder wach, weil ich friere. Die Nacht wird lang.
     
     
     
    7. Juli 2008

Orbaneja
— Burgos
     
     
    Endlich
wird es hell. Mirco ist schon aufgestanden und packt seine Sachen zusammen. Er
schaut zu uns rein, wünscht uns noch einen buen camino und ist dann weg. So
geht jeder wieder seinen eigenen Weg.
    Wir
packen unsere klammen Sachen ein und gehen zur Bar hinunter. Dort entschließe
ich mich ganz spontan, Ballast in Orbeneja-Riopico zu lassen. Heringe und die
nasse Zeltplane werden im wahrsten Sinne in die Mülltonne gekloppt.
    Weg
damit! Ich will keine Nacht mehr frieren! Ich will nicht mehr, dass meine
Tochter solch einer psychischen und körperlichen

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