Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cafe con Leche

Cafe con Leche

Titel: Cafe con Leche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agathe Hanses
Vom Netzwerk:
Stille.
    Ich
weiß, dass Chris sich oft mit ihren Gefühlen schwer tut, und gebe ihr einen
dicken Kuss auf die Wange. „Ist schon gut, Chris! Ich weiß, dass ich manchmal
recht launisch sein kann.”
    Die
Spannung zwischen uns ist verflogen. Wir genießen die Rast! Nach einer viertel
Stunde brechen wir wieder auf. Der steile Anstieg ist geschafft und ich bin es
auch! Schweiß rinnt mir nicht nur die Stirn, sondern auch die Beine runter.
Diese mörderische Hitze! Doch ich stöhne nicht. Es ist bestimmt nicht
motivierend für meine Tochter, ständig eine jammernde Mutter neben sich zu
haben. Ich keuche und stöhne innerlich. Irgendwann wird auch noch Hontanas
kommen, denke ich mir. Wasser haben wir genügend mit. Es kann nichts passieren!
     
     
     

    Es zieht sich bis
Hontanas
     
    Felder, Felder! Nichts
als Felder sind zu sehen. El sol lässt keine Wolke zu.
Kein Wind, der uns eine frische Brise ins Gesicht wehen könnte. Wir sind
alleine auf weiter Flur. Nur die unendliche Stille begleitet uns. Kein
Stimmchen ist zu vernehmen, kein Schweinehund, der da mal wieder knurrt. Nur
Chris und ich sind für diesen Moment in der großen, weiten Welt alleine. Obwohl
ich meine Beine spüre, genieße ich diesen Moment.
    Dann
hören wir in der Ferne auch schon Motorengeräusch und nähern uns wieder der
Zivilisation. Und dann steht das Ortseingangsschild vor uns und lacht uns mit
seinen mit großen Buchstaben an. Hontanas lesen wir. In der Albergue herrscht
reger Verkehr. Ich bin doch verwundert, wo all die Pilger herkommen. Unterwegs
haben wir kaum welche gesehen. Unsere Betten stehen direkt an der Tür zum
Waschhof, die stark frequentiert wird, da jeder seine Wäsche waschen möchte.
Aber das stört mich nicht. Ich falle auf mein Bett und freue mich, angekommen
zu sein. Später erzählt Christine mir, dass auch sie unterwegs das gleiche
Gefühl hatte wie ich. Hornillos, die Hügel und Hontana schienen ihr, trotz
aller Anstrengung auch nicht näher zu kommen. Später kochen wir in der kleinen
Küche Nudeln und um zwanzig Uhr liege ich im Bett. Die Rucksäcke sind gepackt,
morgen wollen wir wieder um fünf Uhr aufstehen. Wir beide sind zu recht disziplinierten Frühaufsteher geworden. Die Belohnung
lohnt sich. Wir schaffen mehr Kilometer am Tag. Ach, was ist die Welt doch
wieder schön!
     
     
     
    9. Juli 2008

Hontanas
— Frómista
     
    Diese Nacht habe ich
unruhig geschlafen. Im Schlafsack war es mir einfach zu warm. Dennoch komme ich
gut aus den Federn, wecke Christine und wir beginnen den Tag mit belegten
Baguettes und einer Tasse Kaffee. Heute sind wir die Ersten, die zur Tür hinaus
gehen! Es ist fünf Uhr. Mit der Stirnlampe auf dem Kopf geht es hinaus in die
Dunkelheit. Der Himmel ist sternenklar. Ich ziehe meine Jacke an, denn es ist
doch recht kühl. Die Sonne erwacht und lässt die Hügel im roten Licht
erscheinen.
     
     

    Sonnenaufgang auf dem
Camino
     
     
    Um sieben Uhr sind wir
schon in San Antón. Mein Hut baumelt brav am Rucksack! Wir wollen es heute bis Frómista
schaffen. Die Pfeile sind gut sichtbar und es geht zügig voran. Der nächste
Ort, den wir erreichen, mag vielleicht zwanzig Häuser haben. Im Ort entdecke
ich eine Post und ein Briefkasten hängt davor. Ich halte an und krame meine
Postkarten, die ich schon seit fünfzig Kilometer mit mir herumschleppe aus dem
Rucksack. Briefkästen sind hier rar. Selbst in der Innenstadt von Burgos habe
ich vergeblich danach gesucht. Und hier in diesem kleinen Ort gibt es eine
Post, einen Fußballplatz, eine Turnhalle und ein riesiges Haus mit vielen
Türmchen, das das Rathaus ist. Chris und ich kommen nicht mehr aus dem Staunen
heraus. Die Spanier tun was für ihre Dorfgemeinde! Ach, das hätte ich fast vergessen.
Am Ortsausgang gibt es auch noch ein kleines Freibad. Und all das in einem
Hundert-Seelen-Dorf! Gegen neun Uhr morgens lacht El sol schon wieder in ihrer
vollen Pracht vom Himmel und ich setze mir den Hut auf. Der Wind der Meseta begleitet uns und tut gut. Gegen Mittag kommen
wir in Castrojeriz an und suchen ein kleines Restaurant auf, um uns zu stärken.
Wir setzen uns nach draußen und Chris studiert die Höhenkarte. „Das geht aber
gleich ganz schön steil nach oben”, sagt sie.
    „Ach,
Christine, du weißt doch, dass ich das gar nicht wissen will. Ich habe mich so
und so darauf eingestellt, dass es bis Santiago immer hoch und runter geht.
Wenn ich mir dann auch noch die Höhenkarte anschaue, bin ich ja schon morgens
geknickt. Dann gehe ich

Weitere Kostenlose Bücher