Cafe con Leche
erwidert
Dennis.
„Um
1118 nach Christus vereinigten adelige Ritter ihre geistigen Ideale mit denen
der Mönche, was vorher undenkbar war. Als sie dann im Ersten Kreuzzug nach
Jerusalem zogen, bot König Balduin II von Jerusalem diesen ersten, geistlichen
Rittern, Quartier in seinem Palast an. Der Flügel, in dem die Ritter beherbergt
wurden, stand auf den Grundmauern des ehemaligen salomonischen Tempels. Das war
der Beginn der Tempelritter. Heute steht auf diesen Grundmauern die Moschee
Al-Aqsa.”
Ich
bin über so viel Wissen erstaunt. Habe ich doch auch schon von den sagenumwobenen
Tempelrittern gehört, jedoch mir keine weiteren Gedanken darum gemacht. Wir
applaudieren Dennis für diesen kurzen, aber verständlichen Beitrag. In Würde
verbeugt er sich. Wir müssen lachen. Dann setzen wir uns Richtung Acebo in
Bewegung. Es ist immer noch kalt und mich fröstelt. Die Sonne, die schon längst
am Himmel steht, versteckt sich hinter den Bergen. Und da es immer noch bergab
geht, bekommen wir keinen einzigen Sonnenstrahl mit. So laufen wir im Schatten
weiter, obwohl die Gipfel der Berge schon längst im Sonnenschein liegen. Der
Weg wird enger und es geht steil bergab. Dennis, Brian und Bertrang sind
schneller als wir. Sie wollen schon mal vorlaufen.
„Wir
treffen uns dann in Ponferrada. Die Herberge ist nicht zu verfehlen. Es gibt
dort nur eine”, sagt Dennis. „Wir sehen uns! Buen camino.”
Die Baumwipfel
scheinen im Sonnenlicht zu brennen
Dann entschwinden die
Drei hinter der nächsten Biegung. Heute herrscht reger Verkehr auf dem Camino.
Ständig werden wir von Pilgern überholt, was auf diesem engen Pfad teilweise
schwierig ist. Manchmal müssen wir alle im Gänsemarsch hintereinander laufen.
Ich werde nervös, denn ich laufe vorneweg und alles hinter mir muss sich meinem
Schneckentempo anpassen.
Bleib
gelassen !, sagt mein inneres Stimmchen. Manchmal ist
halt viel los und alles drängt sich. Achte auf dich und sieh zu, dass du auf
dieser schluchtartigen, engen Strecke nicht mit dem Fuß umknickst. Lass dich
nicht hetzen!
Du
immer mit deinen klugen Ratschlägen! Wie soll ich denn gelassen gehen, wenn mir
das Keuchen der anderen im Nacken sitzt!?
Jeder
so, wie er kann! Mein Stimmchen hat wohl immer das letzte Wort!
Es
geht noch steiler herunter. Nun werde ich immer schneller und muss meinen
Schritt bremsen, um nicht zu stürzen. Der Weg sieht wie ein ausgetrocknetes,
schmales Flussbett aus. Eine tiefe Rinne, zwei Fuß breit. Ich muss schon
aufpassen, wohin ich trete. Lose Steine, Geröll, Schotter! Jeden Schritt spüre
ich in meinem Rücken. Der Weg wird fast unbegehbarer. Links unter mir sehe ich
eine Landstraße. Das Gestrüpp der Böschung ist niedergetreten. Da bin ich ja
wohl nicht die einzige Pilgerin, der hier die Idee
kommt, doch lieber die Straße zu nehmen. Ich bleibe stehen und warte auf Chris.
„Ich
gehe die Landstraße weiter”, sage ich ihr, als sie bei mir ist. „Sieh mal, hier
sind wohl auch schon andere Pilger die Böschung herunter gegangen. Ich möchte
nicht mehr in dem Pulk mitlaufen. Das ist mir einfach zu hektisch. Mein Rücken
meldet sich auch. Kommst du mit?”
Chris
zögert, entschließt sich dann aber auch, die Landstraße zu gehen.
„Das
Laufen auf der Straße ist für mich auch Pilgern”, sage ich kleinlaut zu Chris,
denn ich habe das Gefühl, dass Pilgern für sie striktes Laufen auf dem Weg
bedeutet.
Sie
erwidert nichts und so gehen wir beide in Ruhe über die Landstraße weiter und
erreichen das kleine Örtchen Acebo. Ich habe Kaffeedurst, doch wir wollen so
viel wie möglich diesen Morgen schaffen. Heute Mittag wird es sicherlich wieder
unerträglich heiß. Da werden wir froh sein, wenn wir schon einiges an Kilometer
hinter uns haben. So geht es schnurstracks weiter nach Molinaseca, das wir
gegen Mittag erreichen. Dieser wunderschöne Fremdenverkehrsort wurde in den
achtziger Jahren von der UNESCO zum Weltkulturerbe erkoren. Bei uns hieße
dieser Ort sicherlich Bad Molinaseca. Viele Touristen tummeln sich in dem
kleinen Städtchen. Der Meruelo fließt durch den Ort und hat einen einladenden,
seichten Badesandstrand. Einige Leute haben es sich dort mit Picknickkörben und
Decken bequem gemacht. Andere nehmen ein kühles Bad. Auch Pilger tummeln sich
im Wasser. Wir suchen am Marktplatz ein Café auf. Unser Tisch steht direkt an
einem kleinen Kanal, der sich wohl durch die Stadt schlängelt. Es dauert keine
fünf Minuten, da steht Dennis plötzlich
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