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Cafe con Leche

Cafe con Leche

Titel: Cafe con Leche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agathe Hanses
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Miño gestaut worden und die Stadt versank
im Wasser. Die alte, romanische Kirche San Nicolás ist damals abgetragen und in
dem jetzigen neuen Ort wieder aufgebaut worden. Und wenn du runter schaust,
kannst du die Reste der alten Brücke aus der Römerzeit noch sehen. Na, habe ich
aufgepasst?”, grinse ich.
    Chris
lacht. „Ja, ja, Mama. Ein guter Vortrag. Dann lass uns mal zur Herberge gehen!”
    Wir
steigen die vielen Stufen hoch hinauf. Dann sind wir in der kleinen Stadt und
suchen unsere Herberge, die, wie mir scheint, natürlich auf der höchsten
Erhebung des Ortes liegt. Das ist der letzte Anstieg für heute, denke ich.
Nichts mehr! Schweiß tropft von meinem Kopf. Arme und Beine sind mit Schweiß
bedeckt. Mein Haar ist nass. Erst einmal duschen und dann sehen wir weiter.
Chris bezahlt diesmal. Mit zehn Euro sind wir dabei. Im Schlafraum breiten wir
unsere Schlafsäcke auf dem Bett aus, dann wird ausgiebig geduscht. Anschließend
packen wir die durchgeschwitzte Wäsche unterm Arm. Heute ist Schnellwaschgang
angesagt. Kurze Zeit später hängt unsere Wäsche sauber auf der Leine. Es geht
ins Städtchen, das sehr malerisch aussieht. Fast wie in einem kleinen Schweizer
Skiort. Arkaden, in denen kleine Geschäfte und Bars untergebracht sind, tun
sich links und rechts von der Durchgangsstraße auf. Viele Pilger sitzen unter
den Arkaden, trinken ihren Kaffee und unterhalten sich angeregt. Wo kommen die
nur alle her? Unterwegs sind uns doch gar nicht so viele begegnet!
    Da
wir keine Kulturbanausen sind, suchen wir die San-Nicolás-Kirche. Sie gehört
dem Jakobinerorden an und hat einen schönen Zinnenturm. Über dem Eingangsportal
schmückt eine große Rosette die Fassade. Auf der Eingangstür und an der Seite
sind Verzierungen, die wohl menschenähnliche Figuren darstellen sollen. Von
Weitem wirkt die Kirche in ihrer Bauart eher wie ein Bollwerk. Hinein können
wir nicht, denn sie ist verschlossen. Sei’s drum! Vielleicht muss man sich hier
auch vor Kirchenräubern schützen.
    Die
Straße weiter runter strömt uns ein verführerischer Duft aus einem Supermarkt
entgegen. Hier gibt es sogar Brötchen und süßes Gebäck zu kaufen! Frisch aus
dem Backofen! Mmh, was für ein Duft! Wir können nicht widerstehen und gehen
hinein. Wie praktisch! Da können wir ja gleich unseren Einkauf für heute
tätigen. Mir knurrt der Magen. An der Käsetheke dürfen wir vom Schafskäse
probieren. Eine leckere Köstlichkeit! Obwohl er nicht gerade billig ist, gönnen
wir uns ein Stück. Salat, Tomaten, Thunfisch, Käse, ein kleines Päckchen
Margarine und Brötchen. All das liegt in unserem Einkaufswagen, als wir zur
Kasse gehen.
    Zurück
in der Herberge, geht es in die riesengroße Küche, in der aber kaum Geschirr,
geschweige denn Besteck zu finden ist. Macht nichts! Messer und Gabeln haben
wir dabei. Chris bereitet den Salat und schmiert Brötchen, derweil ich
schreibe. Diesmal sitze ich aber nicht bis in die Nacht vor meinem Tagebuch.
Wir sind die Ersten, die den Schlafsaal aufsuchen. Den Käse genießen wir in
unseren Pilgerbetten mit Blick auf den Stausee. Welch ein Luxus!
    „Chris,
wir sind unter die Hundert-Kilometer-Grenze gekommen! Wenn alles gut geht, sind
wir in vier Tagen in Santiago de Compostela. Kannst du dir das vorstellen? Nur
noch vier Tage? Irgendwie ist das für mich unvorstellbar. Weißt du noch, wie
schrecklich es für uns in den Pyrenäen war?”, schwelge ich in der Erinnerung.
„Herrje! Und es dir immer nach dem Zelten so schlecht ging? Wir haben
siebenhundertzwanzig Kilometer hinter uns. Wahnsinn!”
    „Ich
hätte nie gedacht, dass wir so ganz ohne Blasen den Weg schaffen. Die zwei
kleinen Blasen, die ich hatte, sind nicht der Rede wert. Erinnerst du dich noch
an den Pilger in Astorga, der gar nicht mehr laufen konnte? Weißt du noch, wie
der sich humpelnd zur Herberge geschleppt hat?”
    „Ja,
klar! Aber Brian hatte auch schlimme Blasen! Der hat sich doch auch in
Ponferrada verarzten lassen.”
    „Und
die Massage! Was war das für eine Wohltat. Ich spüre sie immer noch!”, singt
Chris und wir lachen. So sitzen wir noch einige Zeit in unseren Betten,
genießen den leckeren Schafskäse und schwelgen in Erinnerungen. Dann bricht die
Nacht für uns an, obwohl es draußen noch nicht ganz dunkel ist.
    „Gute
Nacht, Christine.”
    „Gute
Nacht, Mama.”
    Glückselig
schlafe ich ein.
    In
der Nacht werde ich des Öfteren wach. Wieder kreisen meine Gedanken um das Amt
und um unser wenig Geld. Mir kommt der

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