Cafe con Leche
Schlafsack hängen wieder vorne.
Chris wechselt den Akku und es tut sich wieder nichts. Blink, blink, blink,
leuchtet uns die rote Lampe an.
„Was
sind das denn für sch… Akkus?! Wie können die sich von selbst leer ziehen?
Jetzt haben wir schon zwei dabei und nun sind beide leer. Vielleicht müssen wir
darauf achten, dass wir beide jeden Abend aufladen!”, sage ich ziemlich
gereizt.
„Mama
komm! Lass uns weiter gehen. Wir werden sicherlich noch an mehreren
Kilometersteinen vorbei kommen. Dann können wir immer noch Fotos machen.”
Manchmal
bin ich doch froh, dass Christine einlenkt und nicht ins gleiche Horn tutet! Es
geht steil bergan und mein Keuchen bleibt auch diesmal nicht aus. Ich sage
nichts, denn schlimmer, als so manch andere Steigung, die wir hinter uns haben,
kann es gar nicht werden. In Ferreiros kaufen wir uns in einem kleinen Lädchen
eine Cola. Bis Portomarín sind es nur noch neun Kilometer. Es geht leicht
aufwärts. Portomarín ist von einer Anhöhe aus zu sehen. Als wir in das kleine
Örtchen Vilachá kommen, betreten drei ältere Dorfseñoras lautstark die
Dorfgasse. Jede hat eine Kappe in der Hand. Sie laufen schwatzend und lachend
zum Dorf hinaus.
Wohin
wollen die denn hier in dieser Einöde hin ?, fragen wir
uns. Vielleicht zehn Kilometer in die Felder und wieder zurück? Wir sind
amüsiert über das Bild, wie die drei Señoras so schwatzend und voller Elan vor
uns herlaufen und fangen an zu lachen. Morgens um neun Uhr ist die Welt in den
spanischen Dörfern noch in Ordnung! Da geht man halt ein paar Kilometer in die
Felder und dann wieder zurück ins Dorf, wo für uns der Hund begraben ist. Wir
schwenken von der Dorfgasse wieder in den Camino ein und begegnen drei Männern,
die in ihren Gärten ohne Kopfbedeckung zugange sind.
Aha!
Die drei Frauen bringen die drei Kappen zu den drei Männern, damit diese ihr
Haupt vor der heißen Sonne schützen können! Ich muss prustend loslachen.
Christine stimmt mit ein. Wir lachen und lachen, dass wir kaum ein hola,
geschweige denn, ein buenos días hervorbringen. Mir ist das fast schon
unangenehm, doch ich kann nicht aufhören zu lachen. Die Männer schauen uns
verstört nach, während wir, laut lachend weiter gehen.
Na!
Zwei alberne Weiber, die schon in der Früh so lachen? Das ist schon komisch!
Vielleicht haben die ja schon einen Sonnenstich!
Nun
ja; ich hoffe nicht, dass sie denken, wir lachen sie aus. Aber diese
Begebenheit hat wirklich etwas Komisches an sich.
Wir
machen nochmals kurz Rast. Chris holt den kleinen Gaskocher aus dem Rucksack
und dann gibt es erst mal einen Kaffee mit leckeren Keksen, die wir mit
Bananenscheiben belegen. Christines Idee! Hab ich das schon erwähnt?
Die
Sonne wärmt uns wieder. Bis jetzt haben wir mit dem Wetter Glück. Zwei Tage
mieses Wetter, einmal Gewitter, zweimal Nieselregen. Ansonsten nur
Sonnenschein! Der liebe Gott ist mit uns!
Nach
einer halben Stunde Rast sind wir wieder unterwegs. Von Sarria bis hier hin ist
die Landschaft sehr baumreich und erinnert mich an unser Sauerland. Hier gibt
es viele Eichen- und Kastanienwälder. Alles ist hügelig. Manchmal auch steil.
Die Flora gibt fettes Gras, Weiden, Klee, Muttergotteskelche, Efeu, Margriten
und vieles mehr. All das wächst auch bei uns. Wie zu Hause, denke ich. Nur ist
hier alles viel üppiger! Wir laufen über Feld- und Waldwege, was sehr angenehm
ist. Manchmal geht es über die Landstraße weiter. Doch dort ist nicht viel
Verkehr. Kleine Straßen und Wege kreuzen den Camino und wir müssen besonders
auf die gelben Pfeile achten, um nach Portomarín zu finden. Viele Pilger haben
wir heute noch nicht gesehen. Dafür aber Kühe, die hier noch durch die Dörfer
getrieben werden. Was mir jedoch auffällt, ist, dass mehr Pilger mit kleineren
Rucksäcken unterwegs sind. In Sarria haben wir ein Pärchen getroffen, das von
dort nur die letzte Etappe nach Santiago gehen will. Für diese Etappe brauchen
sie halt nicht so viel Gepäck. Gegen vierzehn Uhr erreichen wir Portomarín bei
strahlendem Sonnenschein. Der Stausee von Belesar liegt majestätisch vor uns.
Es führt nur ein Weg in den Ort hinein. Wir müssen über eine lange, breite
Brücke. Die einzige Verbindung für uns, sowie auch für alle Autofahrer, die
über den Stausee in den Ort hineinführt. Was für ein Panorama! Mit Wehmut denke
ich an die leeren Akkus.
„Unter
uns liegt das alte Portomarín”, sage ich zu Chris, während wir auf der Brücke
stehen. „In den 60er Jahren ist der
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