Cafe con Leche
durchschreite.
Fotos
mit ihr oder mit mir unter Palmen. Fotos von einer kleinen Bar, an der ich eine
Zigarettenpause mache und mir die Jacke überziehe, weil die Sonne um zehn Uhr
die Wolkendecke noch immer nicht durchbrochen hat. Fotos von mir, wie ich an
einer großen, dicken, Aloe vera stehe, die mir fast bis zum Kinn reicht.
Heute
bekommt die Natur ihr Fotoshooting!
Fotoshooting für die
Natur auf dem Weg nach Arca O Pino
Irgendwo, kurz vor
Santa Irene, bleiben wir an einer Schrifttafel stehen. Der Text ist in Englisch
geschrieben und richtet sich an die Pilger. Ich lese das Wort Goethe. Was hat
Goethe denn mit dem Camino zu tun ?, frage ich mich.
Chris holt noch mal die Kamera heraus und dann ist auch das letzte Foto auf
dieser Etappe im Kasten.
Ein schriftliches
Anliegen an alle Pilger
Ich übersetze es mit
meinen eigenen Worten:
Die Route
Der Camino de Santiago
ist eine außerordentliche Erfahrung. Europa wurde beim Gang nach Santiago de
Compostela erschaffen, wie Goethe schrieb. Es ist Gewinn, Gastfreundschaft und
Freundlichkeit der Menschen kennen zu lernen. Eine spezielle Verbindung
zwischen Geist, Körper und Natur zu erhalten; genau wie dein Wissen über lokale
Traditionen zu erweitern. Dies sind einige Leistungen, die du bekommen kannst,
wenn du dieser Route folgst.
Die innere Einstellung
zur Umwelt
Der Camino de Santiago
führt den ganzen Weg durch die Natur. Er spendet dir Wasser, Schatten, frische
Luft und schöne Plätze zum Rasten. Respektiere den Wert der Umwelt und vermeide
die Zerstörung.
Interessante,
kulturelle Plätze
Die Ruta Xacobea, der
französische Weg, ist ein sehr ergiebiger Weg, der viele Kunstformen, Gebäude,
Architektur, Kunsthandwerk und vieles mehr, entlang Europa bietet. Wir
empfehlen Ihnen die touristisch, interessanten Plätze
zu besuchen und sich für die örtlichen Traditionen zu engagieren.
Ich bin von dem Text
ergriffen. Besonders der mittlere Teil hat mich angesprochen. Respektiere den
Wert der Umwelt! Mir kommen mal wieder die Pyrenäen in den Sinn. Dort habe ich
unsere Mülltüte über zehn Kilometer mit mir geschleppt, weil ich in den Bergen
nirgends eine Mülltonne fand. Einmal war ich sogar versucht, mich des
Müllbeutels zu entledigen und ihn in einer kleinen Felsnische am Wegesrand zu
deponieren. In Gedanken rechnete ich hoch, wenn jeder Pilger, so wie ich es
machen wollte, hier seinen Müll liegen ließe... Ich sah vor meinem geistigen
Auge eine riesengroße Müllkippe. Für mich hieß das in diesem Moment: Schlepp
deinen Müll weiter! Das war der längste und nervigste Weg meines Lebens, mit
einer Mülltüte in der Hand! Ich habe so manchen Unrat am Wegesrand liegen
gesehen, der achtlos von Pilgern weggeworfen wurde. Das hat mich schon traurig
gestimmt. Den Weg mit Bedacht zu gehen, ist doch bestimmt das Anliegen eines
jeden Pilgers. Da kann auch jeder mit Bedacht seinen Müll bis zur nächsten
Mülltonne mitnehmen. Der Gastherr freut sich sicherlich darüber!
Nachdem
Chris nun unser letztes Foto für heute gemacht hat, geht es weiter. Arca, was
auf der Landkarte unter Arca O Piño zu finden ist, aber auf dem
Ortseingangsschild O Pedrouzo heißt, liegt uns zu Füßen. Ein kleiner Anstieg
über die Dorfstraße, dann haben wir unsere Herberge erreicht. Die Albergue
liegt direkt am Orteingang. Wir brauchen diesmal nicht zu suchen und keine
steilen Hänge mehr zu erklimmen. Ein deutsches Ehepaar sitzt auf einer der zwei
Bänke, die vor dem Haus stehen. Die Tür ist noch verschlossen. Es ist halb
zwölf Uhr und um dreizehn Uhr ist erst Einlass. Unglaublich! Wir sind die
zweiten Ankömmlinge! Meistens erreichen wir die Herbergen erst ab sechzehn Uhr.
Dann sind schon viele Pilger angekommen, aber heute sind wir ausnahmsweise mal
keine Schnecken. Heute sind wir die Rennpferde! Das muss ich gleich unbedingt
im Tagebuch vermerken!
„Wenn
ihr eure Rucksäcke abstellt, müsst ihr sie genau hinter unsere stellen”, sagt
der deutsche Pilger. „Hier ist es Usus, dass alle Rucksäcke in Reih und Glied
bis zur Straße hoch, hintereinander aufgestellt werden.”
„Das
ist ja wie an einer Bushaltestelle in England”, sage ich scherzhaft zurück.
„Dann wollen wir den Brauch auch nicht brechen”, und stelle meinen Rucksack
direkt hinter seinem.
Christine
tut das gleiche. Wir setzen uns auf die Bank. Der Wolkenschleier ist immer noch
nicht aufgerissen. Obwohl ich unterwegs oft über die brütende Sonne
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