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Café Eden - Roman mit Rezepten

Titel: Café Eden - Roman mit Rezepten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Kalpakian
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genommen hatten. Ihn hatte die Leidenschaft der Mormonen für Genealogie gepackt, sodass auch noch die Toten getauft werden konnten, die Joseph Smiths Lehren nicht gekannt hatten. Diese Passion machte ihn unempfindlich gegenüber Kittys Wutanfällen, die durch das ganze baufällige Haus schallten, das sie von der nahezu bankrotten Minengesellschaft gemietet hatten.
    Es stand mit anderen Häusern mit Blechdach, von denen einige gar nicht mehr bewohnt waren, auf einem steilen Hügel. Die Wände waren so dünn, dass der Wind hindurchpfiff und sie im Winter entsetzlich froren, weil sie mit dem Küchenherd natürlich nicht das gesamte Haus heizen konnte. Eden und Ada schliefen wieder zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen, und Ernest hatte sein Lager in der Küche aufgeschlagen. Im Sommer schlief er auf dem Sofa, dem ersten Möbelstück, das Gideon von seinem kleinen Lehrergehalt gekauft hatte. Anschließend kam ein Radio hinzu, weil er glaubte, damit Kitty eine Freude zu machen. Später kaufte er stolz eine dickbäuchige Waschmaschine mit Mangel, und als sie geliefert wurde, gebärdete er sich, als habe er ein Rennpferd erworben. Damit wollte er Eden eine Freude machen, denn da Kitty sich entzog, blieben alle Haushaltspflichten an ihr hängen.
    Die älteste Tochter in einer Familie von Tagträumern zu sein, ist die Hölle. Gideon war hoffnungslos. Ernest war faul, Ada unfähig. Und Eden begann die alltäglichen Notwendigkeiten des Lebens hassen zu lernen. Sie musste für alles sorgen, sonst passierte nichts. Wenn sie nicht daran dachte, Toilettenpapier zu kaufen, hatten alle schwarze Hinterteile, weil sie sich mit Zeitungspapier abwischten. Und auch das tägliche Kochen war ihre Aufgabe. Meistens hatte sie Brei auf dem Herd stehen, weil man dazu nur Hafer und Wasser oder Milch brauchte. Man konnte ihn gesüßt kalt oder warm essen. Und sie griff auf die frühere Maßnahme ihrer Mutter zurück, altes Brot in Milch einzuweichen.
    In dem Augenblick jedoch, in dem sie das gemietete Haus verließ, war Miss Eden Louise Douglass jemand ganz anderer. Miss Eden Louise Douglass war das klügste Mädchen auf der Fairwell High. Sie konnte Klavier spielen. Sie konnte Schreibmaschine schreiben. Sie konnte gut Auto fahren. Sie war sehr hübsch. Im Aussehen kam sie auf ihre Großmutter, groß, breitschultrig, dunkle Haare, grüne Augen und gute Haut. Sie hatte ihre glatten Haare kurz geschnitten, wirkte aber nicht so streng wie Ruth, sondern eher weich und gerundet. Emjay Gates jedenfalls fand sie sehr anziehend. Emjay Gates war in sie verliebt, und sie akzeptierte seine Verehrung.
    Eden war ehrgeizig. Sie erklärte, eines Tages für eine große Tageszeitung schreiben zu wollen. Martha Gelhorn und Dorothy Thompson - diese furchtlosen Korrespondentinnen, die um die ganze Welt reisten - ersetzten Ernest March und Blanche Randall in Edens Pantheon der Helden. Sie beschloss, ein Leben voller Abenteuer, Herausforderungen und Reisen führen zu wollen. Für den Anfang - schließlich musste sie Erfahrungen sammeln - ging sie schon einmal zum Redakteur des Fairwell Enterprise und fragte nach einem Teilzeitjob.
    Mr. Redbourne sagte: »Ich stelle keine Highschool-Mädchen ein.«
    Â»Ich kann Schreibmaschine schreiben«, erwiderte Eden. »Und zwar schnell. Und ich kann Telefondienst machen.«
    Der Redakteur lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte über die Straße zu den offenen Türen des Buck’s Head Hotel. Da die Prohibition vorbei war, war die Bar jetzt offen. Ned Redbourne ging gerne dorthin. »Was sagt denn dein Vater dazu?«
    Â»Ich frage meinen Vater nicht. Warum sollten Sie es dann tun?«
    Â»Na ja, die meisten mormonischen Mädchen...« Er zog die Augenbrauen hoch.
    Â»Leiten Sie eine Kirche oder eine Zeitung, Mr. Redbourne?«
    Â»Ich zahle dir die Hälfte von dem, was ich dem Jungen da drüben bezahle.« Er nickte zu einem jungen Mann, der hinten an einem Schreibtisch saß und Schreibmaschine schrieb.
    Â»Ich nehme an.«
    Die Enterprise erschien zweimal in der Woche und bestand nur aus vier Seiten, aber in der kleinen Redaktion roch es wundervoll nach Druckerschwärze, Tinte, Öl, Metall, Holzdielen, billigem Papier und Zigarettenrauch. Die Heizkörper machten Krach und brachten gar nichts. Eden schrieb die Todesanzeigen, wenn die Leute die traurigen Nachrichten brachten. Drei Monate

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