Café Luna: Verbotenes Glück
eines nicht gebrauchen konnte heute Abend, dann war es das! Stefan, Annas rechte Hand im Laden, spielte voller Begeisterung Theater und versuchte seine Chefin schon geschlagene drei Jahre dazu zu bewegen, ihn einmal dabei zu bestaunen.
„Angeblich eine Bearbeitung eines Hörstückes. Kannst du dir das vorstellen? Ich meine, sind Hörstücke nicht dafür gemacht, dass man sie nur hört und nicht sieht? Gibt es denn nicht ohnehin schon genug Theaterstücke?“ Anna hörte sich wirklich verzweifelt an, aber Luisa hatte beim besten Willen keinerlei Energie mehr übrig.
„Sei nicht böse, Ma, aber ich kann nicht“, unterbrach sie ihre Mutter kurzerhand. „Bei uns in der Firma ist gerade … die Hölle los, ein anderes Mal, okay?“
„Es wird kein anderes Mal geben! Nicht, wenn ich ein Wörtchen mitzureden habe!“
„Wie auch immer, lass uns am Wochenende essen oder so, einverstanden? Vielleicht können wir ja heute Abend mal telefonieren?“
„Luisa? Ist alles in Ordnung mit dir?“
Luisa riss sich zusammen. Anna war nicht umsonst ihre Mutter, sie hörte sofort, wenn etwas nicht stimmte. „Ach, es ist gerade nur ein bisschen viel auf einmal“, wiegelte Luisa schnell ab. „Viel Spaß heute Abend, ich muss auflegen!“ Sie unterbrach das Gespräch. So gut es immer tat, mit ihrer Mutter zu reden, noch konnte sie nicht über das Geschehene reden. Sie hatte noch einen ganzen Arbeitstag vor sich. Sie durfte jetzt nicht an Konstantin denken. Sie musste sich auf die Probleme in der Firma konzentrieren!
Hoch konzentriert war auch Daniel, der gleich drei Sachen auf einmal machte. Mit der rechten Hand bearbeitete er wie ein Wilder seine Computermaus und vollführte so ein „Delete“-Stakkato auf dem Bildschirm. Mit der linken goss er sich einen dreifachen Midleton, seinen Lieblingswhiskey, ein. Währenddessen zischte er aufgebracht in den Telefonhörer, den er sich zwischen Schulter und Ohr geklemmt hatte. „Ich dachte, wir seien uns einig gewesen, dass Sie mich nicht hier im Büro anrufen! Und auch die Mails an meine Firmenadresse sollten wir in nächster Zeit unterlassen!“
„Jetzt mal keine unangebrachte Panik“, Valerie von Heidenthals Stimme am anderen Ende der Leitung klang amüsiert. Ein laszives Lachen folgte. „Sie tun ja fast so, als hätten wir eine Affäre! Dabei geht es doch nur um Geld. Vergessen Sie nicht, dass Sie in meiner Schuld stehen!“
Doch Daniel war zu abgelenkt, um darauf einzugehen. „Sie haben keine Ahnung, was hier los ist!“, raunte er in den Hörer, nicht ohne die Tür zu seinem Vorzimmer fest im Blick zu behalten. „Meine feine Halbschwester scannt gerade mithilfe unseres verfluchten IT-Fritzen sämtliche Accounts, Passwörter, vermutlich auch Telefonleitungen. Und ich kann mir lebhaft vorstellen, was sie denkt, wenn sie herausfindet, dass Sie und ich … Außerdem möchte ich verhindern, dass meine Großmutter erfährt, dass ich mir ausgerechnet bei Ihnen Geld geliehen habe.“ Daniel brach ab und lauschte angespannt in Richtung der Tür. Er war sich sicher, etwas gehört zu haben.
„Dass sie von unserer ganz besonderen Verbindung erfährt?“, ergänzte Valerie gurrend seinen Satz und fügte in geschäftsmäßigem Ton hinzu: „Also gut, Daniel, nehmen Sie Ihr Handy, das ist mir auch lieber. Claus wird mir langsam, aber sicher auch etwas zu aufmerksam. Setzen Sie sich in Ihr Auto. Ich rufe Sie in fünf Minuten wieder an.“
„Zehn“, entgegnete Daniel, der noch immer mit dem Vernichten von Dateien beschäftigt war.
„Gut, zehn“, gab Valerie überraschend nach und legte auf.
Tatsächlich hatte Daniel recht mit seinen Vermutungen. Sämtliche Passwörter und Zugangscodes zu ändern kostete den gemütlichen Herrn Bongart nicht mehr als eine halbe Stunde. Luisa konnte nur staunen, wie er mit seinen etwas dicklichen Fingern über die Tastatur flitzte. Ein Klaviervirtuose war nichts dagegen! Währenddessen gelang es ihm doch tatsächlich, noch hier und da ein paar Notizen zu machen mit dem Kugelschreiber, der normalerweise hinter seinem Ohr steckte.
„So“, er lehnte sich zufrieden zurück. „Der Bürotrakt ist nun neu verschlüsselt, jeder Mitarbeiter hat einen eigenen Zugangscode. In Zukunft kann man also genau sagen, wer wann da war.“
„Außer, jemand hält einem Kollegen die Tür auf“, wandte Luisa ein. Herr Bongart nickte langsam. „Stimmt, aber daran können wir auf die Schnelle nichts ändern. Ebenso wenig wie an der dummen Angewohnheit, sich nicht
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