Café Luna: Verbotenes Glück
Jahren natürlich leicht. Sagen würde sie das ihrer tapferen Tochter dagegen nicht. Oder – noch nicht. Vielleicht später, viel später.
„Wie seid ihr damals eigentlich in Kontakt miteinander geblieben?“, fragte Luisa, als könnte sie Gedanken lesen.
„Er rief hin und wieder an“, erzählte Anna. „Ich schickte ihm manchmal Bilder von dir in die Firma. Ab und zu kam er vorbei, wenn wir auf einem Spielplatz waren, um dich zu sehen. Und hin und wieder – eher selten – trafen wir uns zum Spazierengehen.“
Luisa horchte auf. „Ihr habt euch also weiterhin getroffen?“
„So würde ich das nicht nennen“, winkte Anna ab. „Wir kamen getrennt voneinander an, liefen vielleicht eine Stunde nebeneinanderher. Schweigend meistens, denn es war zu viel geschehen, als dass Worte hätten helfen können …“
Luisa nickte zustimmend. Sie konnte sich genau vorstellen, wie sich das angefühlt haben musste. Die Mittagspause in der Kantine mit Konstantin kam ihr in den Sinn.
„Aber als ich Robert kennenlernte“, redete Anna weiter, „haben Max und ich beschlossen, auch damit aufzuhören. Wir wollten uns zwar sehen, aber … es wäre nicht fair gewesen. Keinem gegenüber.“
Ja, Luisa wusste, was ihre Mutter meinte. Aber trotzdem vermisste sie Konstantin so! Am meisten fehlte ihr die Möglichkeit, sich mit ihm auszutauschen. Mit ihm zu reden, ihm zuzuhören, Dinge mit ihm zu besprechen, seine Meinung zu hören. Ob die gemeinsame Mittagspause am Montag irgendetwas daran ändern würde?
„Konstantin?“, Claus staunte nicht schlecht, als sein Sohn in der Tür zu seinem Atelier stand. Besonders gut sah er nicht aus mit den tiefen Augenringen und der alles andere als vornehmen Blässe. „Was ist los mit dir?“ Konstantin seufzte schwer und schwieg. Was sollte er auch auf so eine Frage antworten. Dass er, indem er Maren heiratete, nur seinem Pflichtgefühl, nicht aber seinem Herzen folgte? Dass er am liebsten verantwortungsloser wäre, als er war? Und dass er es unfair fand, sich zwischen Moral und Glück entscheiden zu müssen? Claus spürte, dass etwas mit seinem Sohn nicht stimmte, und traf eine Entscheidung. Er stand auf, zog seinen Malerkittel aus und wies auf die Tür. „Von mir aus schweige, bis du reden möchtest. Aber bis dahin werden wir nicht hier oben in meinem Krähennest sitzen, sondern raus in die Sonne gehen.“ Er schloss die Tür hinter sich ab und schob Konstantin in Richtung Treppe.
Ben saß vorfreudig an seinem Esstisch und verzierte geschickt ein kleines Päckchen. Er hatte sich das Gehirn zermartert, was er wohl Luisas Freundin schenken könnte. Immerhin wusste er nichts von dieser Molly, außer dass sie Luisas beste Freundin war. Nun, Luisa war eine tolle Frau, logisch, dass auch ihre Freundinnen nett sein mussten. Um ehrlich zu sein, wollte er auch gar nicht so sehr Molly beeindrucken als vielmehr Luisa selbst. Ihr Grillnachmittag war toll gewesen, Ben konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so viel Spaß gehabt hatte. Luisa war wirklich super. Er band einen Doppelknoten und lächelte vor sich hin. Mal sehen, wie sie reagieren würde. Er hatte tatsächlich ein kleines Päckchen Süßholz in einer Drogerie aufgetrieben. Nun ließ er gekonnt die Schere über das türkise Geschenkband flitzen, das sich sofort wie wild kringelte. Dann legte er letzte Hand an das Holzschildchen, das er heute Nachmittag gesägt und mit einem Stiel versehen hatte, der dazu gedacht war, in die Erde gesteckt zu werden. „Schmeichler bitte hier lang“ stand darauf, und auf der Rückseite hatte er die Pflanzanleitungen des Strauches vermerkt. Nun band er es an das Päckchen und betrachtete sein Kunstwerk zufrieden. So, nun war nur noch ein Problem zu lösen: Was brachte er Luisa mit?
Luisa kämpfte genau in diesem Moment mit ganz anderen Fragen. Molly und sie standen nachdenklich vor ihren jeweiligen Kleiderschränken. Miteinander verbunden durch das Telefon – ein Hoch auf die Wunderwelt der Technik. Bereits seit einer geschlagenen Stunde hatte Luisa nun versucht, ihrer unschlüssigen Lieblingsfreundin Ratschläge zu erteilen, aber nichts schien gut genug für heute Abend.
„Wären wir in einem Film“, fand Molly und seufzte tief, „dann gäb’s jetzt wenigstens einen Splitscreen, man sähe uns beide, wir hätten eine offene Sektflasche im Kühler auf dem Nachtschrank stehen, und vor unseren Haustüren warteten diverse schöne Männer in ihren Cabrios.“
Luisa ließ sich rückwärts auf
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