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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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ja.« Petersen nahm einen Schluck von seinem Tafel. »Sie fliegen aus Deutschland hier runter und lassen so richtig die Sau raus. Behaupten, sie würden es nicht wirklich ernst meinen, nur ein bisschen provozieren wollen. Aber einigen ist es sehr wohl ernst damit. Nicht wenige von denen stammen von alten Nazis ab, die nach dem Krieg nach Namibia geflohen sind. Andere kommen aus Kolonialistenfamilien - sie sind schon seit 1933 begeisterte Hitler-Anhänger.« Er wischte sich mit dem Handrücken den Bierschaum vom Mund. »Und was hat Sie hierher verschlagen?«
    Die teutonischen Gesänge waren verstummt; viele der Gaudi-Nazis verließen die Bar, und jedes Mal, wenn die Tür aufging, schwappte ein Schwall kalter Luft herein.
    »Wir suchen jemanden … der uns ins Damaraland bringt. Wir wollen uns dort mit jemandem treffen. Aber das scheint… gelinde gesagt… nicht ganz einfach zu sein.«
    Der Deutsche verzog keine Miene.
    »Ins Damaraland wollen Sie?«
    »Ja.«
    Er sah David forschend an.
    »Na, dann könnte das heute Ihr Glückstag sein.«
    »Wieso?«
    »Ich kann Sie mitnehmen. Vielleicht. Ich fahre morgen nämlich mit ein paar Naturschützern da rauf, um nach den Ellies zu sehen.«
    »Nach was?«
    »Nach den Wüstenelefanten. Das ist es, was ich beruflich mache. Ich habe die Farm meinem Bruder überlassen. War mir zu langweilig.« Er lachte leise. »Ich arbeite mit Umweltschutzorganisationen und Regierungsbehörden zusammen. Organisiere Safaris für Touristen. Ich habe mehrere Allradfahrzeuge. In Namibia ist es nicht immer ganz einfach, von einem Ort zum andern zu kommen.«
    Amy lächelte. »Das haben wir bereits gemerkt.«
    Petersen nickte und lachte und holte sich ein Bier. Er stellte ein paar Fragen und dann noch ein paar - und schließlich stand er auf, legte ein paar namibische Dollars auf den Tisch und winkte dem Kellner.
    »Also dann, abgemacht! Freut mich, wenn ich Ihnen helfen kann. Hört sich nämlich ganz so an, als ob Sie dringend Hilfe brauchten.« Er wandte sich zum Gehen, blieb aber am Ausgang noch einmal stehen. »Sie werden allerdings früh aufstehen müssen. Um sieben brechen wir auf. Ist ‘ne ziemlich lange Fahrt da rauf.«
    »Und … wo treffen wir uns?«
    »Am Herero-Denkmal. Sie können uns nicht übersehen - wir sind die Typen mit den DEP-Landrovern.«
    David und Amy sahen sich an, während Petersen in die Nacht hinaus verschwand. Glück gehabt. Sie seufzten erleichtert, zahlten und nahmen sich ein Taxi ins Hotel zurück. Aber ihre Zuversicht war nicht von langer Dauer.
    Als sie an der Rezeption vorbei zum Aufzug gingen, kam Raymond aus seinem Kabuff und stellte sich ihnen in den Weg.
    »Hallo.«
    »Was gibt’s, Raymond?«
    Der Geschäftsführer des Hotels wirkte noch besorgter als sonst: Um anzudeuten, dass sie leise sein sollten, fuchtelte er mit dem Zeigefinger vor seinem Mund herum. Dann winkte er sie in eine dunkle Ecke des Foyers.
    »Bitte«, zischte Raymond aufgeregt. »Bitte kommen Sie. Bitte hören Sie zu.«
    »Was ist denn, Raymond?«
    »Da sind Leute! Die suchen nach Ihnen!«
    »Wer?« Amy sah ihn bestürzt an.
    Raymond zuckte mit den Achseln. Im Hotel war es dunkel und sehr still. »Ein kleiner Mann. Ziemlich dick. Mit Bart. Spanischer Akzent.«
    Amy flüsterte in Davids Richtung: »Doch nicht… Enoka?«
    »Was hat er gesagt? Dieser Mann?«, entfuhr es David grob.
    »Nicht viel. Nur, dass er nach zwei Weißen sucht. Die Beschreibung traf auf Sie zu. Ich habe ihm nichts von Ihnen erzählt… aber er sucht nach Ihnen. Er hatte ein Tattoo auf der Hand. Wie ein … Hakenkreuz.«
    »Enoka.« Amy nickte resigniert.
    Enoka.
    Nahm dieser Horror denn nie ein Ende? Die verstörenden Bilder stiegen wieder in Davids Bewusstsein auf: Miguels unterwürfiger Begleiter, der sich aus der Hexenhöhle verdrückte. Und dann Miguel. Wie er Amy vergewaltigte. Oder doch nicht vergewaltigte?
    Amy steuerte bereits auf den Lift zu. »Komm, schnell!«
    Sie zogen sich in ihr Zimmer zurück und verriegelten die Tür. Schweigend legten sie sich in voller Kleidung aufs Bett und versuchten, etwas zu schlafen.
    Als David wach wurde, hatte er nur Erinnerungsfetzen an einen schlechten Traum im Kopf, ähnlich dem bitteren Nachgeschmack einer Schlaftablette. Ein Traum mit sexuellen Elementen. Ein Traum von Amy und Miguel. Er war froh, dass er sich nicht an die Einzelheiten erinnern konnte.
    Der Nebel hatte sich vollständig aufgelöst. Sie packten ihre Sachen, blickten aufs Meer hinaus - das jetzt in der Sonne

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