Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
Vom Netzwerk:
Smaalie, eine gewaltige Felsspalte direkt neben der Kirche, die bis zum tobenden Meer hinabreichte, das sich wand wie ein Epileptiker in einer blauen Zwangsjacke; der Regen hatte aufgehört, und es hatte aufgeklart.
    »Sie sind also nicht religiös, Inspektor?«
    »Gut beobachtet.« Sandersons Lächeln war sarkastisch. »Meine Eltern waren allerdings streng gläubig, und deshalb kam ich auf eine kirchliche Schule. Die beste Maßnahme, einem auch noch den letzten Funken Religiosität auszutreiben.«
    Simon nickte. »Bei mir war es genau umgekehrt. Meine Eltern waren … Atheisten. Wissenschaftler und Architekten.« Ein unerwünschter Gedanke schoss durch seinen Kopf: das Helium und der Wasserstoff. Er fuhr rasch fort: »Sie haben mir nie irgendeine Form von Glauben aufgezwungen. Daher habe ich diesbezüglich jetzt… eher vage Anschauungen.«
    »Seien Sie froh.« Der DCI starrte auf eine schmutzig weiße Gestalt. Ein Schaf war auf den Friedhof getrottet. »Mein Gott, was ist bloß los hier? Überall diese Schafe. Wo man hinschaut, Schafe. Ich wüsste wirklich gern, wofür diese blökenden blöden Scheißviecher eigentlich gut sein sollen?«
    Sanderson legte dem Journalisten eine Hand auf die Schulter und schaute ihm in die Augen.
    »Qinn. Da ist etwas, was Sie wissen sollten. Falls Sie immer noch über diesen Fall berichten wollen.«
    »Ja?«
    »Es hat noch einen Mord gegeben. Heute Morgen. Ich habe es telegraphiert bekommen. Wir sind sicher, es besteht ein Zusammenhang.« Er runzelte die Stirn. »Deshalb kann ich es Ihnen erzählen.«
    »Wo?«
    »In der Nähe von Windsor. Ein alter Mann, er hieß Jean Mendia. Deshalb ist Tomasky heute Morgen schon zurückgeflogen. Um schon mal die Lage zu sondieren.«
    Der nasale Gesang in der Kirche war verstummt.
    »Lassen Sie mich raten. Das Opfer stammt aus Südfrankreich? War deformiert?«
    Sanderson schüttelte den Kopf.
    »Ein französischer Baske, das ja. Aus der Gascogne. Aber nicht deformiert, das nicht. Und auch nicht gefoltert.«
    Bevor Simon die nächste Frage stellen konnte, fügte Sanderson hinzu: »Die Gründe, weshalb wir von einem Zusammenhang ausgehen, sind sein Alter - sehr alt -, er war Baske, und es wurde nichts gestohlen. Dem ersten Anschein nach ein völlig sinnloser Mord.«
    »Das wäre jetzt schon der dritte …«
    »Ja.«
    »Wer um alles in der Welt macht so etwas? Und warum?«
    »Das weiß Gott allein. Vielleicht sollten wir das Ihn mal fragen.« Er drehte sich um.
    Der Gottesdienst war zu Ende. Die Kirchentür ging auf, und heraus kamen mehrere alte Frauen, die altmodische Hauben trugen und sich auf Englisch und Gälisch unterhielten.
    Sie hatten Edith Tait rasch entdeckt. Sie war deutlich rüstiger, als Simon erwartet hatte; obwohl sie schon siebenundsechzig war, hätte sie als Fünfzigjährige durchgehen können. Aber das Leuchten in ihren Augen wurde rasch stumpf, als sie ihr sagten, wer sie waren und warum sie mit ihr sprechen wollten.
    Mit einem Mal erweckte Edith Tait den Eindruck, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Doch dann knöpfte sie ihren Tweedmantel noch fester zu und ging mit ihnen in die leere Kirche zurück, wo sie sich in eine Kirchenbank setzten.
    Sie war nicht die Zeugin, die sie sich erhofft hatten. Sie gab an, in der fraglichen Nacht ein seltsames Geräusch gehört zu haben - aber sicher war sie sich nicht. Möglicherweise hatte sie in den frühen Morgenstunden das Surren eines kleinen Boots gehört - aber beschwören hätte sie es nicht können.
    Auch sonst gab es nichts, was Edith Tait mit Sicherheit sagen konnte - aber das war schwerlich ihre Schuld. Sie tat ihr Bestes - und das Ganze war nur zu offensichtlich nicht leicht für sie. Am Ende ihrer Aussage entfuhr ihr ein leiser Schluchzer, den sie mit ihren blassen Händen zu unterdrücken versuchte. Dann nahm sie die Hände wieder von ihrem Gesicht und sah den Journalisten an.
    »Es tut mir furchtbar leid. Aber mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen. Sie war eine gute Freundin von mir, müssen Sie wissen. Eine sehr gute Freundin. Es tut mir wirklich leid, Mister … Gentlemen. Sie sind den weiten Weg gekommen, um mit mir zu reden. Aber was ich nicht gesehen habe, habe ich nun einmal nicht gesehen.«
    Simon tauschte einen wissenden Blick mit Sanderson. Sie hatten so gut wie alles versucht. Es gab nur noch eine Frage, die vielleicht gestellt werden sollte.
    »Wann und warum kam Julie Charpentier ausgerechnet nach Foula, Edith? Das ist hier ein ziemlich abgelegener

Weitere Kostenlose Bücher