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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Felsbrocken und hackte Holz und gewann das Tauziehen. Es hatte schon was, das kann ich nicht leugnen; er war schon damals so etwas wie eine … lebende Legende. Alle sprachen von ihm, dem Wolf, dem Riesen aus Etxalar, dem Sohn des berühmten Jose Garovillo. Ein Kerl mit übermenschlichen Kräften. Ein Jentilak aus dem Wald von Irauty. Sein Oberkörper war nackt, als ich ihn bei diesen Wettkämpfen sah, und ich war damals dreiundzwanzig - sie war rein körperlich, diese Anziehung. Es tut mir furchtbar leid. Wirklich. Entschuldige bitte, es tut mir wirklich leid.«
    Er fragte sich, warum sie sich entschuldigte; er fragte sich, bei wem sie sich entschuldigte. Er ließ sie einfach reden und hörte ihr zu; ihre Worte mischten sich mit dem Motorengeräusch und dem Blitzen der Sonne.
    »Dann merkte ich, dass er clever war, aber … aber zugleich ein Mörder, unglaublich brutal. Auf der einen Seite war diese ungeheure Kraft, dieser berühmte große Typ, der Jentilak, aber als Person hatte er etwas sehr … Zwiespältiges, mit richtig sadistischen Zügen. Im Bett war es sehr gut, anfangs jedenfalls. Das lässt sich nicht leugnen, und es tut mir leid. Er hat mich gefesselt. Ich habe ihn gebissen. Einmal hat er mir Schnitte beigebracht, auf der Kopfhaut, mit einem Messer. Wir haben alle möglichen Sexspiele gemacht, mit einem Messer. Ich bin dabei gekommen.«
    Sie blickte die ganze Zeit unverwandt nach vorn, die Augen auf den hügeligen Horizont geheftet. »Doch irgendwann hatte ich es dann über. Ziemlich schnell sogar. Den perversen Sex, die Gewalt. Er ist total gestört, mental, emotional, in jeder Hinsicht. Pathologisch. Jedes Mal, wenn wir wirklich leidenschaftlichen Sex hatten, fiel er hinterher immer in diesen tiefen Schlaf, fast wie ins Koma. Keine Ahnung, woran das liegen könnte.«
    An dieser Stelle sah sie David zum ersten Mal an. »So war das. Ich musste es tun. Es war die einzige Möglichkeit, die ich gesehen habe … um ihm zu entkommen. Er hätte dich bestimmt umgebracht. Vielleicht auch mich. Nur deshalb habe ich mich von ihm ficken lassen. Weil ich dachte, das wäre vielleicht unsere Rettung. Es tut mir wirklich leid. Wenn du möchtest, kannst du jetzt anhalten und mich aussteigen lassen. Ich kann auch per Anhalter weiterfahren.«
    Es war ihr anzusehen, welche Mühe es sie kostete, ihre Tränen zurückzuhalten. David spürte, wie sein Ärger nachließ. An seine Stelle trat Mitgefühl, ein mit ihr geteiltes blindes Entsetzen darüber, was sie durchgemacht haben musste. Sie hatte das alles tatsächlich nur getan, um ihn und sich zu retten; es war eine Vergewaltigung gewesen. Eine Art von Vergewaltigung jedenfalls. Vielleicht keine richtige. Aber sie hatte ihm das Leben gerettet.
    »Du brauchst nicht mehr darüber zu reden«, sagte er. »Du brauchst nie wieder darüber zu reden.« Und das meinte er auch. Amy schüttelte mit zitterndem Mund den Kopf, während sie durch das Autofenster weiter auf die stillen grünen Täler der Gascogne hinausblickte.
    »Ich will aber darüber reden. Ich wusste von dem Moment an, als er in die Höhle kam, dass er … etwas in der Art tun würde. Dieses lüsterne Grinsen. Er stand auf Sex im Freien, auf das Risiko, dabei erwischt, von anderen gesehen zu werden. Wir haben es früher schon mal in der Hexenhöhle miteinander getrieben. Deshalb wusste ich auch sofort, wo wir waren. Er war sexuell immer schon unersättlich, wie ausgehungert.«
    »Das tut mir alles furchtbar leid, Amy.«
    »Dir braucht das doch nicht leidzutun. Es war keine Vergewaltigung. Es war nur widerlich. Ich habe ihn mal geliebt und kann mir das nie mehr verzeihen. Aber er hätte dich umgebracht. Wahrscheinlich hätte er dich vorher auch noch gefoltert. Und deshalb …«
    »Ist er …« David wusste nicht, wie er es ausdrücken sollte. »Ist er krank? Ich meine, er ist nur zu offensichtlich ein widerliches Schwein, aber wie es scheint, auch noch ein bisschen mehr als das.«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ist er psychotisch. Dieser Tic hat mir immer schon zu denken gegeben. Und dazu dieser tiefe Schlaf und die unersättliche Libido … normalerweise wollte er mindestens fünfmal am Tag mit mir schlafen. Egal wo. Und dazu diese perversen Spielchen …« Sie verzog das Gesicht. »Du weißt schon - fesseln, beißen, schneiden. Und Schlimmeres.«
    »Mhm…«
    Er streckte die Hand nach ihrer aus; er berührte sie, ohne sie zu sehen, denn er hielt den Blick weiter auf die kurvenreiche Straße gerichtet. Ein paar Minuten lang

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