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Cagot

Cagot

Titel: Cagot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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ernähren? Es gab keine andere Möglichkeit, das war sein Beruf. Und da lag momentan sein Problem. Er war freier Journalist und lebte von guten Storys - nur war ihm gerade seine beste Story überhaupt weggenommen worden. Und sonst hatte er nichts zu tun und nichts zu schreiben. Keine anderen Aufträge. Was sollte er heute, morgen, nächste Woche tun? Wieder dazu übergehen, kurze Meldungen über Bagatelldelikte zu schreiben?
    In Ermangelung einer besseren Idee googelte er »Hexenmorde«, nur um zu sehen, ob es irgendetwas Neues gab. Für alle Fälle.
    An diesem Morgen waren die Neuigkeiten nicht gerade prickelnd, verglichen mit dem Aufsehen, für das Fazackerlys Ermordung in der vergangenen Woche gesorgt hatte. Es gab nur ein paar ergänzende Meldungen zu dem Fall. Eine amerikanische Website verwurstete die bizarren Vorfälle zum Ergötzen ihrer sensationslüsternen Leser. Simon stellte fest, dass der amerikanische Journalist einen guten Teil seines Artikels wortwörtlich übernommen und die Fazackerly-Zitate schamlos geklaut hatte. Dieses Schwein.
    Er trank einen Schluck Wasser. Und dann kam ihm eine Idee. Eine richtig gute Idee sogar. Wer wollte ihn daran hindern, weiter allen Anhaltspunkten und Spuren nachzugehen, auch wenn er nicht mehr für die Zeitung schrieb? Zu seinem Privatvergnügen konnte er so viel schreiben und recherchieren, wie er wollte. Und wer sagte denn, dass er, selbst wenn er bei dieser Story vom journalistischen Tagesgeschäft ausgeschlossen war, am Ende nicht sogar ein Buch schreiben könnte? Natürlich! Das war’s. Und dann würde er sogar etwas an der Sache verdienen. Er konnte also durchaus arbeiten und seine Frau und seinen Sohn ernähren und seine Schulden an sein Gewissen - und die Bank - bezahlen, ohne es sich mit seinem Redakteur oder der Polizei zu verscherzen.
    Simon beugte und dehnte seine Finger. Dann ging er im Internet auf die Suche.
    Dabei bediente er sich eines Tricks, der sich schon oft bewährt hatte, wenn er an einer vertrackten investigativen Story arbeitete und nach neuen Anhaltspunkten suchte. Er warf aufs Geratewohl alle möglichen damit zusammenhängenden Schlagworte ins Internet und in Online-Newsfeeds, jonglierte mit Zitaten und sah, was dabei herauskam.
    Zwei Stunden lang spielte er so mit Worten. Er probierte es mit allen möglichen Kombinationen von schottisch, Mord und Nairn bis GenoMap, Fazackerly und baskisch.
    Nichts.
    Er probierte es weiter.
    Syndaktylie, Hexe, Cagot, Erbe, Mord, Kain, Kanaan … Nichts.
    Er nahm einen letzten Anlauf mit einer ganzen Reihe von Wörtern: Knotung, französisch, Nazi, Verbrennen, Deformation, Folter, Genetik, Mord, Gascogne, Erbe …
    Und … da! Ja. Er hatte Glück: zwei Nachrichten, zwischen denen möglicherweise ein Zusammenhang bestand. Zwei.
    Die erste war ein Mordfall in Quebec. Eine kanadische News-Website enthielt eine kurze Zusammenfassung. Drei Wochen zuvor war eine sehr alte Frau in ihrem Haus am Stadtrand von Montreal ohne ersichtlichen Grund erschossen worden. Es war vor allem die letzte Zeile der Meldung, die Simon aufhorchen ließ. Die Frau war offensichtlich Baskin und als junges Mädchen in einem Konzentrationslager interniert gewesen. In Gurs. Im französischen Baskenland. Der Mord stellte die Polizei vor ein Rätsel, da aus dem Haus des Opfers, das als sehr wohlhabend galt, nichts gestohlen worden war.
    Hier musste ein Zusammenhang bestehen. Und selbst wenn dem nicht so sein sollte, musste er der Sache weiter nachgehen. Nachdem er sich auf einem Block alle Punkte notiert hatte, wandte er sich der nächsten Meldung zu. Sie war vor einigen Wochen von zwei Newsfeeds veröffentlicht worden.
    Die Überschrift lautete: »Ominöse Erbschaft in Zusammenhang mit millionenschwerem baskischem Geheimnis«.
    Von dem beigefügten Foto blickte ein etwa dreißigjähriger Mann namens David Martinez, der mit einem verlegenen Lächeln eine Landkarte in die Kamera hielt. In der Meldung hieß es, auf der Karte seien mehrere Orte im Baskenland eingezeichnet. Außerdem konnte man dort lesen, dass der Großvater des jungen Mannes gestorben war und ihm, vollkommen überraschend, zwei Millionen Dollar hinterlassen hatte.
    Simon stand wie unter Strom, als er die Meldung las. Sein Verlangen nach einem Drink war schlagartig verflogen. Jetzt wollte er nur noch wissen, was es damit auf sich hatte: eine Verbindung zu den Basken, eine unerklärliche Erbschaft, ein extrem alter Mann, Tausende von Kilometern entfernt, mittlerweile tot.
    Der

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