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Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Titel: Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
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Er nahm ihre Hand, die sich klein und warm in dem eng anliegenden Handschuh anfühlte. „Sich verlieben macht nicht glücklich. Sagen Sie, haben Sie sich jemals verbrannt?“
    Sie blickte ihn argwöhnisch an. „Ja.“
    „Tat es weh?“
    „Ja.“
    „Weshalb, meinen Sie, sagt man, jemand sei in Liebe ,entbrannt“? Wenn Sie tatsächlich in Liebe entbrannt wären, würden Sie es merken. Sie würden weinen.“
    „Unsinn. Weshalb sollte ich weinen?“
    Jamie ignorierte die Regeln der Schicklichkeit und strich mit seinen Fingerknöcheln über ihre Wange. Seine Kühnheit schien sie so zu schockieren, dass sie sich weder bewegte noch sprach. Ihre Haut fühlte sich zart und seidenweich an. Plötzlich hatte er das Verlangen, sie in Versuchung zu führen. Doch er tat es nicht, sondern ließ seine Hand wieder sinken.
    „Weil es zu sehr schmerzen würde, wenn Sie wirklich liebten, meine liebe Miss Cabot.“

3. KAPITEL
    I n der Dumbarton Street 32 in Georgetown stolperte Abigail beinahe, weil sie es so eilig hatte, ihr Zimmer zu erreichen. Sie, Helena und ihr Vater waren spät heimgekommen, und sie fühlte sich ganz und gar nicht wohl. Abigail schaffte es gerade noch, ihrer Schwester und ihrem Vater eine gute Nacht zu wünschen, bevor sie sich in ihr Zimmer im zweiten Stock zurückzog. Die enge Treppenstiege des im Georgianischen Stil erbauten Stadthauses schien ihr nie steiler als nach einer durchtanzten und mit sinnlosen Gesprächen verbrachten Nacht.
    Sie und Helena hatten sich vor dem Schlafengehen noch gegenseitig die Mieder und die Korsetts aufgeschnürt, um Dolly nicht wecken zu müssen. Viele vornehme Damen dachten sich nichts dabei, ihr Personal zu jeder Tages- und Nachtstunde aufzuwecken, doch das wäre den Cabot-Schwestern nicht im Traum eingefallen.
    Die Haushälterin hatte einen großen Krug voll Wasser auf den Waschstand gestellt, das jetzt noch lauwarm war. Abigail warf ein wenig Bittersalz in die Schüssel und goss dann Wasser hinein. Mit einem erleichterten Seufzer schnürte sie ihren Stiefel auf und zog ihn aus. Befreit steckte sie ihren rechten Fuß ins Wasser und schloss die Augen. Die Schmerzen in dem Fuß waren ihr so vertraut wie die Einsamkeit, die sie manchmal beschlich.
    Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und starrte ärgerlich auf den ausgezogenen Stiefel, den sie tagein, tagaus trug, solange sie denken konnte. Als sie noch klein war, hatte sie immer darum gebetet, aus diesem hässlichen, verdrehten Glied möge ein zierliches, hübsches Füßchen werden, das zu ihrem linken passte.
    Seitdem sie erwachsen war, hatte sie es aufgegeben, um das Unmögliche zu beten. Sie war nun einmal mit dieser Missbildung geboren worden und würde auch damit sterben. In der Zwischenzeit verbarg sie eben ihr Geheimnis unter dem Rocksaum. Müde betrachtete sie den Fuß im Wasser.
    Ihre Mutter war gestorben, gleich nachdem sie Abigail, ein viel zu kleines Baby mit einem fehlgebildeten Fuß, zur Welt gebracht hatte. Das Kind musste ein fürchterlicher Fluch gewesen sein für Beatrice Gavin Cabot, die für ihr Vermögen, ihren Stolz auf ihre Ehe mit dem ehrgeizigen jungen Senator und ihre Freude über ihre erstgeborene Tochter Helena bekannt war. Welche Qual musste es für ihre Mutter gewesen sein, ein missgebildetes Baby im Arm zu halten, während sie selbst verblutete. Für Abigail war diese Tragödie unauflösbar mit ihrer Unvollkommenheit verbunden. Damit lebte sie Tag für Tag, ein Schatten, der sie auf Schritt und Tritt begleitete.
    Doch solche Gedanken waren ebenso ärgerlich wie müßig; also schob sie sie beiseite und hob den Fuß aus dem warmen Wasser.
    Sie streifte ihr Gewand und die Unterwäsche ab, hängte alles in den Ankleideraum und zog ein bodenlanges Schlafkleid mit dazu passendem Nachtmantel an. Schnell schlüpfte sie in ihre Hausschuhe und verließ das Zimmer so leise wie möglich. In den weichen Hausschuhen konnte sie ihr Hinken nicht so gut verbergen wie in dem Maßstiefel, doch sie hatte ja auch nur einen kurzen Weg vor sich. Am Ende des Flurs öffnete sie einen niedrigen, engen Durchgang und stieg die Stufen zum Dach hinauf.
    Das mitternächtliche Refugium hieß sie willkommen. Hier fühlte sie sich immer wohl, denn dieser Ort gehörte ausschließlich ihr. Der Nachthimmel hatte Abigail schon seit frühester Jugend fasziniert. Mit fünf Jahren, als sie schlimme Albträume durchlitt, hatte sie es sich angewöhnt, sich nachts ans Fenster zu setzen und zu den Sternen hinaufzuschauen. Später in

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