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Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End

Titel: Call the Midwife - Ruf des Lebens: Eine wahre Geschichte aus dem Londoner East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Worth
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Treppen hinauf und hinunter, lungern im Treppenhaus herum und warten, bis sie an der Reihe sind. Stellen Sie sich auch die arme Frau vor, die ihre Jüngsten zum Einkaufen mitnehmen oder die Kinder zur Schule bringen oder allein in den Keller hinuntergehen muss, um ein paar Eimer Wasser für die Wäsche heraufzuholen.
    Viele dieser Familien standen bis zu zehn Jahre lang auf den Umsiedlungswartelisten der Stadtverwaltung und die größten Familien hatten die geringsten Chancen auf eine andere Unterkunft, da die Verwaltung (gemäß der Gesetzgebung des Housing Acts ) zehnköpfige Familien nicht in Vierzimmerwohnungen unterbringen durfte, und das, obgleich die Verhältnisse in den zwei Zimmern, die sie noch bewohnten, bereits als menschenunwürdig eingestuft worden waren.
    Das war die Umgebung, die Pfarrer Joe Williamson vorfand, als er in den 1950er-Jahren Seelsorger der Gemeinde St Paul’s in der Dock Street wurde. Er widmete sich sein restliches Leben lang mit ganzem Einsatz, mit seinem starken Willen und vor allem mit all seiner Gottesfurcht der Aufgabe, Ordnung in dem Stadtteil zu schaffen und den Familien des East Ends zu helfen. Später ließ er auch den jungen Prostituierten, die er von ganzem Herzen liebte und bemitleidete, Hilfe und Schutz zukommen. Er war es, der im Church House am Wellclose Square das Heim für Prostituierte ins Leben rief, das Mary aufnahm, an dem Tag nachdem ich sie an der Bushaltestelle aufgelesen hatte. Ich besuchte sie dort mehrere Male und während dieser Besuche erzählte sie mir ihre Geschichte.
    »Zakir legte mir seinen Mantel um die Schultern, denn es wurde allmählich kühl, und er trug meine Tasche. Er legte den Arm um mich und führte mich durch die Menge der Arbeiter, die gerade die Docks verließen. Er geleitete mich wie ein wahrer Gentleman über die Straße und ich muss sagen, dass ich mich an der Seite eines so gut aussehenden jungen Mannes wie die bedeutendste Frau Londons fühlte.«
    Er brachte sie in eine Seitenstraße der Commercial Road, die zu weiteren Seitenstraßen führte, jede enger und schmutziger als die vorherige. Viele der Fenster waren vernagelt, andere waren kaputt und wieder andere so verschmutzt, dass man unmöglich hindurchsehen konnte. Es waren nur wenige Menschen zu sehen und in den Straßen spielten keine Kinder. Sie blickte an den hohen, schwarzen Gebäuden hoch. Oben flogen Tauben von Sims zu Sims. Einige der Fenster hatten Vorhänge und sahen aus, als hätte sie jemand zu putzen versucht. Vor einem oder zweien hing sogar Wäsche auf einem der kleinen Balkone. Alles wirkte, als dränge die Sonne niemals in diese engen Sträßchen vor. Überall lag Dreck und Abfall: in den Ecken, im Rinnstein und an Geländern aufgetürmt, er verstopfte Hauseingänge und verengte die kleinen Gassen. Zakir führte Mary fürsorglich durch all den Schmutz und sagte ihr, sie solle aufpassen oder hier und da einen großen Schritt machen. Die wenigen Leute, denen sie begegneten, waren ausnahmslos Männer, er zog Mary beschützend zu sich, wenn sie vorübergingen. Einen oder zwei von ihnen kannte er offenbar und sie sprachen in einer fremden Sprache miteinander.
    Mary sagte: »Ich dachte, er müsse sehr schlau und gebildet sein, wenn er eine Fremdsprache kann. Er hat sicher eine sehr teure Schule besucht, dachte ich.«
    Sie erreichten eine breitere, längere Straße: Cable Street. Zakir sagte zu ihr: »Das Café meines Onkels ist gleich da drüben. Es ist das beste und belebteste der ganzen Straße. Wir können zusammen essen – nur du und ich. Wäre das nicht toll? Meinem Onkel gehört das ganze Haus und er vermietet Zimmer. Ich bin mir sicher, dass er auch für dich eins findet. Dann musst du nicht mehr am Kanal schlafen. Vielleicht kann er dir auch einen Job im Café geben, spülen oder Gemüse schneiden. Oder er lässt dich an die Kaffeemaschine. Würdest du gerne die Kaffeemaschine bedienen?«
    Mary war begeistert. In einem beliebten Londoner Café für die Kaffeemaschine zuständig zu sein, hatte sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Sie drückte sich voller Dankbarkeit an Zakir und himmelte ihn an. Er drückte ihre Hand.
    »Von nun an wird alles gut«, sagte er. »Ja, das habe ich im Gefühl.«
    Mary war zu überwältigt, um etwas sagen zu können. Sie war von ganzem Herzen verliebt. Sie betraten das Café. Innen war es dunkel, denn die Fenster waren verdreckt und die Gardinen, aufgehängt auf halber Höhe, waren fast schwarz vor Schmutz.

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