Callista 01 - Palpatines Auge
genügendem Aufwand und ausreichender Anstrengung ließ sich jede Schwierigkeit überwinden, glaubte sie, ganz gleich, was es sie selbst kosten mochte.
Und schon bislang hatte sie, wie Luke wußte, einen verheerend hohen Preis entrichtet.
Er erinnerte sich an die Wochen, nachdem bei Nichos der unerklärliche degenerative Verfall des Nervensystems diagnosemäßig feststand; entsann sich, daß Cray auf Yavin jeden Morgen zum Training erschienen war, obwohl sie sich jeden Abend bis spät in die Nacht mitgebrachten Schnelllernverfahren unterzog, an Erschöpfung und Zermürbung litt; weder ihm noch sonstwem hatte sie anvertraut, daß sie sich Hypnose- und Drogenbehandlungen unterzog, um sich schleunigst den gesamten Bestand des benötigten Spezialwissens allumfassend anzueignen – um genug zu lernen, genug zu verstehen, damit sie, bevor es zu spät war, den Mann, den sie liebte, retten konnte.
Und auch an die Zeit nach Nichos' Einweisung in die Klinik erinnerte sich Luke, an die schlimmen abendlichen Besuche im Medizentrum auf Coruscant; an die Art und Weise, wie Cray Tag für Tag ihre Lieferanten gedrängt und drangsaliert hatte, schlaflos über ihren Entwürfen schwitzte, den Wettlauf mit der Krankheit aufnahm, während Nichos' Körper vor ihren Augen immer schwächer wurde und dahinsiechte.
Cray hatte ein Wunder bewirkt. Sie hatte dem Mann, den sie liebte, das Leben gerettet.
Jedenfalls in gewisser Hinsicht.
Aus ihm war ein Mensch geworden, der sich auf den kompletten Text eines Lieds aus seiner Kindheit besinnen konnte – doch dem jedes Gespür für den Sinn fehlte, der dabei weder Freude, Kummer noch Sehnsucht empfand.
»Luke?«
Er hatte die leichten, leisen Schritte im Korridor schon gehört, und gleichzeitig das verhaltene mechanische Surren der Servos C-3POs. Beide standen sie jetzt, der goldene Protokolldroide und der pfeffergraue Droide mit dem bleichen Männergesicht, an der Tür.
»Sind die Zufallszahlen, die ich generiert habe, dir irgendwie von Nutzen gewesen?«
An seiner linken silbrigen Körperseite sah man auf Arm und Schulter noch schwach die Reste von Wasserspritzern; möglicherweise hatte er sich zu nah an die Wasserfälle gewagt. Luke fragte sich, wie das mit der von ihm geliebten Frau gemeinsam gehabte Erlebnis der Schönheit dieses Naturwunders sich in seinen Speichern niedergeschlagen haben mochte.
»Es sind auf alle Fälle Koordinaten.« Mit dem Finger tippte Luke auf die Festkopie, die vor ihm auf dem kleinen Tischchen der Monitorzelle lag. »Und zwar Koordinaten für den Mondblumen-Nebel draußen in der Randregion, hinter System K749. Dort ist überhaupt nichts, hat es nie irgend etwas gegeben, aber… Trotzdem habe ich Umwaw Moolis gebeten, dafür zu sorgen, daß man mir ein Raumschiff leiht. Ich bin der Meinung, der Sache muß nachgegangen werden.«
Eine der schwierigsten Lektionen, die Luke im Gebrauch der Macht hatte lernen müssen, betraf die Umstellung, von ihm als altbewährt eingefleischten, nachweisbaren Realitäten abzulassen und statt dessen seiner Intuition zu vertrauen. Zum Glück stellten die Leute heutzutage im allgemeinen dem Mann, der den Sonnenhammer vernichtet hatte, keine Fragen mehr.
»Werde ich Sie begleiten, Master Luke?«
»Natürlich begleitest du ihn, 3PO.« Nichos trat einen halben Schritt zurück, um den Protokolldroiden zu mustern. »Genau wie ich. Und Cray. Von ihr hoffe ich's jedenfalls.« Er wandte den Kopf, und einen Augenblick später hörte Luke, noch ehe er Cray in die Beleuchtung des Monitorzelleneingangs kommen sah, im Korridor ihre raschen Schritte.
»Was hoffst du?« Sie schlang den Arm um Nichos' Taille und lächelte fast so zu ihm auf, wie sie es früher getan hatte. Allerdings entging Luke nicht die kaum merkliche Verzögerung, mit der Nichos seinerseits einen Arm um ihre Schultern legte. Wie Luke es vorausgesehen hatte, trug Cray ein schönes, schwarz-goldenes Kleid, sorgfältiges Make-up und einen hellen Schal im flachsblonden Haar.
»Daß du mit mir, Luke und 3PO zum Mondblumen-Nebel fliegst, um diese… diese mysteriöse Angelegenheit zu untersuchen. Dieser Ahnung nachzugehen, die er hat.«
»Ach, aber ich…« Sie unterbrach sich, hatte wahrscheinlich, nahm Luke an, einzuwenden beabsichtigt, sie müßte zusammen mit Tomla El die Rehabilitisierungs- und Rehumanisierungstherapie Nichos' fortsetzen. »Um was geht's da, Luke? Nichos hat mir heute morgen von eurer Arbeit mit Zufallszahlen erzählt.«
»Kann sein, daß gar nichts
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