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Calpurnias (R)evolutionäre Entdeckungen

Titel: Calpurnias (R)evolutionäre Entdeckungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Kelly
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Ponyreiten gab es ein Krocketturnier, Hufeisenwerfen, Toffeefädenziehen und Apfelfischen. Sogar Wunderkerzen, Flaschenraketen, Hüte aus Krepp-Papier, Luftschlangen und kleine Geschenke für die Gäste gehörten dazu.
    Zu essen gab es bergeweise hauchdünne Sandwiches und Würstchen in Brötchen, kaltes Aspik und heißen Schinken, der mit Aprikosenkompott serviert wurde, dünn geschnittenes kaltes Roastbeef mit höllisch scharfem Meerrettich, um den die Kinder einen Bogen machten. Es gab mehr Biskuitrollen und Eis, als man überhaupt essen konnte, außerdem Pekannuss-Kuchen und Zitronenbaisertorten. Zu guter Letzt folgte noch eine vierstöckige Schokoladentorte, auf deren Rändern jeweils der Name eines der Geburtstagskinder in weißer Zuckerglasur geschrieben stand, und ganz oben brannten neunundvierzig Kerzen für uns alle zusammen – zwölf für mich, vierzehn für Lamar, fünfzehn für Sam Houston und acht für Sul Ross. Es gab ein regelrechtes Flammenmeer, und falls wir auch in Zukunft unsere Geburtstage zusammen feiern sollten, würden wir uns wegen der Kerzen etwas anderes einfallen lassen müssen oder eine sehr viel größere Torte brauchen.
    Anfangs lief alles noch sehr schicklich ab, doch nach einer Weile brach unvorhergesehenes Chaos aus, als Ajax sich ein Brötchen mit Wurst schnappte und verschlang, während er in Windeseile davonrannte, gefolgt von einer Meute begeisterter Kinder.
    Meine Verantwortung bestand an diesem Tag einzig und allein darin, Sul Ross im Auge zu behalten und darauf zu achten, dass er sich nicht mit solchen Mengen Geburtstagskuchen vollstopfte, bis ihm schlecht wurde. Ein hoffnungsloses Unterfangen! Sul Ross wurde an jedem Geburtstag schlecht, weil er zuviel Kuchen aß, ob ich auf ihn aufpasste oder nicht.
    Vater und Mutter gaben die liebenswürdigen Gastgeber, und auch Großpapa stand bei den Erwachsenen und trank zur Geselligkeit ein Glas Bier mit. Er kündigte ein gemeinsames Geburtstagsgeschenk für uns an, das aber wegen einer unvorhergesehenen Verzögerung erst im Laufe der kommenden Woche aus Austin eintreffen werde. Das führte natürlich zu allen möglichen Spekulationen, doch Großpapa war nicht bereit, Näheres zu verraten. Schließlich zog er sich zu einem erfrischenden Schläfchen in die Bibliothek zurück.
    Travis und Lamar und Sam Houston umkreisten Lula Gates wie Planeten die Sonne und fielen ihr mit ihren ständigen Fragen auf die Nerven. »Mehr Eiscreme, Lula?« – »Soll ich dir noch ein Stück Kuchen holen, Lula?« – »Gefällt dir das Fest, Lula?«
    Keiner fragte mich, ob ich vielleicht irgendetwas wollte. Andererseits war ich durchaus in der Lage, mir selbst meinen Kuchen zu holen, und ob. So ein tüchtiges, unerschrockenes Mädchen wie ich!
    Lula stand bei ihrer Mutter. Auf der Nase hatte sie winzig kleine Schweißtropfen, das Haar hing ihr offen über den Rücken und funkelte in der Sonne wie ein silbrig-goldener Wasserfall.
    Mrs. Gates lächelte erst Travis an und dann Lamar. Aha, dachte ich, sie hofft, sich einen der Tate-Jungs für ihre Lula zu angeln, welchen, das ist ihr anscheinend völlig gleich.
    »Callie«, sagte Mrs. Gates, »wir reden gerade über die Ausstellung. Wie kommst du mit deinen Handarbeiten voran? Wenn ich meine eigene Tochter einmal loben darf, muss ich doch sagen, sie überrascht mich neuerdings mit ihren Fähigkeiten.«
    »Ah«, sagte ich.
    »Wir hoffen, dass sie eine Auszeichnung bekommt für ihre Richelieustickerei. Allerdings macht sie auch mit ihren Spitzen große Fortschritte.«
    »Tja«, sagte ich, und mehr fiel mir zu diesem Thema absolut nicht ein. Die Kluft, die sich in unserer Unterhaltung auftat, wurde immer weiter, bis Travis sich einmischte.
    »Callie Vee strickt mir Socken zu Weinachten, Mrs. Gates. Stimmt’s, Callie?«
    »Ja, stimmt, Socken.«
    »Es ist bestimmt schön, Wollsocken zu haben, wenn es kalt wird«, sagte Travis. »Meinen Sie nicht auch? Hoffentlich werden sie rechtzeitig fertig.«
    Mrs. Gates lächelte ihn an. »Ach, Travis, bestimmt sind sie bis Weihnachten fertig. Socken sind doch im Nu gestrickt, hab ich recht, Callie?«
    Wetten Sie lieber nicht drauf, hätte ich am liebsten gesagt.
    Aber Mrs. Gates redete immer weiter. »Lula hat so ein Paar Socken an einem Nachmittag fertig.«
    »Wirklich?« Travis sah mich verwirrt an. Darüber musste er erst einmal nachdenken.
    Die Unterhaltung ging in eine Richtung, die mir gar nicht gefiel. »Lula«, lenkte ich ab, »hast du Lust, auf Sunshine zu reiten? Du

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