Cambion Chronicles 1
wollte einfach nicht verschwinden. Das waren nicht die Merkmale eines heißen Fegers, sondern eher die eines abgemagerten Waisenkindes, das dringend eine Patenschaft brauchte.
»Also, wenn du den Kerl nicht magst, wieso fährst du dann mit ihm in den Europia-Park?«, fragte Mia und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
»Er hat gesagt, er weiß, was mit diesem Mädchen auf dem Parkplatz passiert ist, und er hat Freikarten.«
»Glaubst du, er hatte was damit zu tun? Vielleicht ist er ein Drogendealer und hat ihr schlechtes Zeug verkauft.«
»Das glaube ich nicht. Aber irgendwas stimmt nicht mit dem Kerl.«
Mia blickte mich ungläubig an. »Und du willst mit ihm wegfahren? Super Plan, Sam.«
»Darum bist du ja hier. Du musst mitkommen.«
Sie fuhr überrascht zurück. »Was?«
»Ich brauche Verstärkung und eine Zeugin für einen möglichen Mord. Mein Handy hat GPS , wenn wir also getrennt werden, könnt ihr wenigstens meine Leiche finden.«
»Und wenn er dir das Handy wegnimmt?«
Ich flitzte zu Moms Nachttisch hinüber, öffnete die Schublade und zog das Rasiermesser heraus, das sie unter der Bibel aufbewahrte. »Dann werde ich ihn wohl oder übel aufschneiden müssen.«
»Das kannst du nicht mit in den Park nehmen.«
»Ich kann es in meinem Schuh verstecken.«
Mia seufzte. »Wenn das so ist, Dougie hat auch einen Schlagring.«
Ich sah sie finster an. »Blöd nur, dass er nicht zuschlagen kann.«
Während meiner Schnitzeljagd nach dem perfekten Outfit hatte Mia mich über die Vorkommnisse am Virginia Beach auf den neuesten Stand gebracht. Als Dougie dort ankam, sah er, wie Mia Garrett Davenport umarmte. Obwohl Mia darauf beharrte, dass es eine rein freundschaftliche Umarmung gewesen sei und sie keinerlei sonstiges Interesse an dem strammen Footballer hätte, konnte das Dougie nicht davon abhalten, vollkommen durchzudrehen.
Eigentlich hatte es für Dougie nicht schlecht ausgesehen, hätte sich nicht das halbe Football-Team besorgt über den Zustand seines verletzten Kameraden gezeigt und eingegriffen.
Aus irgendeinem Grund wirkten blindwütige Eifersucht und eine Schädelprellung auf Mia sexy, und so war sie nun wieder mit Dougie zusammen.
»Hack nicht auf meinem Freund rum. Er hat nur meine Tugendhaftigkeit verteidigt.« Mia stemmte die Hände in die Hüften.
»Vielleicht solltest du dich nach einem besseren Bodyguard umsehen«, gab ich zurück. »Kommst du nun mit oder nicht?«
»Ja. Ich muss aber erst noch zu Hause vorbei und meine Saisonkarte holen. Wir treffen uns dann nachher dort.«
»Wo?«, fragte ich.
»Vor der Festhalle. Wenn ich gleich losgehe, müsste ich um zwei dort sein. Schaffst du es eine Stunde ohne mich?«
»Ich glaube schon. Ich brauche nur etwas Beistand, für den Fall der Fälle. Ich glaube kaum, dass er dumm genug ist, in der Öffentlichkeit was anzustellen. Außerdem hat Mom mir beigebracht, wie man aus einem fahrenden Auto springt.«
»Beine anziehen und abrollen.« Mia lächelte.
»So sieht’s aus.« Ich nickte und brachte sie zur Tür.
Als ich auf den Parkplatz von Buncha Books fuhr, sah ich Caleb an seinem Jeep stehen und einen Eclair essen.
Ich rollte auf einen freien Stellplatz drei Reihen weiter und stieg aus. Ich ließ mir Zeit beim Hinübergehen und unterzog ihn währenddessen einer sorgfältigen optischen Prüfung. Er sah ziemlich gut aus in Zivil: einfaches weißes T-Shirt, sandfarbene Cargo-Shorts und Sneakers. Die Hitze hatte ihn vermutlich dazu gebracht, endlich seine Gesichtsbehaarung zu roden. Ohne diese Charles-Manson-Stoppeln sah er fast aus wie ein Junge, und ich hatte freie Sicht auf sein kantiges Kinn und die vollen, geschwungenen Lippen.
Als er mich entdeckte, schob er sich die Sonnenbrille ins Haar. Er sah mich einen Moment unverwandt an, bevor er auf die Uhr blickte. »Zwölf Uhr achtzehn.«
»Du hattest doch wohl nicht erwartet, dass ich pünktlich komme, oder?«
Caleb lächelte und sah auf seine Füße. »Wärst du sauer, wenn ich ›doch‹ sagen würde?«
Ich nickte.
»Doch. Ich weiß nicht, ich bin nur … «
»… an Frauen gewöhnt, die alles stehen und liegen lassen und angerannt kommen, um dir die Stiefel zu lecken«, unterbrach ich ihn.
»Nein. Nicht die Stiefel.« Er lutschte sich den Zuckerguss von den Fingern.
Ich warf ihm einen mörderischen Blick zu und fragte: »Sagst du mir jetzt, was mit dem Mädchen war?«
»Du bist ja ganz schön neugierig. Bist du sicher, dass da nichts läuft zwischen euch?«
»Nein, ich kann nur
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