Cambion Chronicles 1
versuchte ich zu argumentieren.
Mom stützte die Hände in die Hüften und fuhr mich an: »Ich bin nicht in Not. Ich muss meine Ansprüche nicht senken, nur damit ich Gesellschaft habe.«
Mia salutierte mit dem Löffel in Moms Richtung. »Genau, Mrs M. Sie sind immer noch ein Sahneschnittchen.«
Mom verbeugte sich. »Danke, Mia. Und der letzte Typ hatte üblen Mundgeruch und Goldzähne. Darüber hätte ich ja noch hinwegsehen können, aber er musste ja unbedingt die Fotos seiner acht Kinder zücken.«
Ich hörte auf zu kauen. »Wow, sag mal ›Alimente‹!«
Mit hängenden Schultern ging Mom zum Kleiderschrank, um sich umzuziehen. »Der ganze Abend war ein Reinfall. Vielleicht bin ich einfach dazu bestimmt, Single zu bleiben.«
»Jeder ist dazu bestimmt, für eine Weile Single zu sein«, rief Mia. »Als Zeit der Selbsterfahrung und der Weiterentwicklung. Wenn Sie glauben, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um zu neuen Ufern aufzubrechen, dann tun Sie das, Mrs M. Und lassen Sie sich nicht von einem lausigen Speeddating runterziehen.«
Ich griff mir eine Handvoll Popcorn. »Mann, du bist ja heute eine sprudelnde Quelle der Weisheit.«
Mia hob stolz ihr Kinn. »Tja, in meiner Langzeitbeziehung habe ich so einiges gelernt.«
»Du meinst in deiner langen Zeit von Kurzzeitbeziehungen mit Dougie«, korrigierte ich.
»Und wenn schon.« Mia knuffte mich in den Arm. »Mrs M., Sie könnten zum Beispiel in einen Verein eintreten oder zu Banketts gehen.«
»Mom«, rief ich. »Werd aber bloß nicht zu einer von diesen Frauen im Supermarkt, die abgeschnittene Shorts und keinen BH tragen, nur um Männer anzulocken.«
Mom zog ihren Kopf aus dem Kleiderschrank. »Funktioniert das?«
» Mom! «
»Ich weiß. Du hast ja recht. Ich will bloß keine alte Dame mit einem Haufen Katzen werden«, wimmerte Mom.
»Wirst du nicht«, beruhigte ich sie. »Ich bin die Letzte, die Tipps für Dates parat hat, aber nach allem, was ich erlebt habe, geschieht es ganz von allein. Wenn du Liebe willst, such nicht danach. Weißt du noch, wie du nach der Fernbedienung gesucht und die Ohrringe gefunden hast, die du vor drei Wochen verloren hattest? Wenn du nicht daran denkst, taucht es einfach auf.«
Mia beugte sich zu mir herüber und starrte mich in bester Detektivmanier an. »Also läuft da was zwischen dir und Caleb?«
Ich ließ mich in die Kissen fallen und balancierte die Eispackung auf meinem Bauch. »Nein. Wir reden nur.«
Mias Augen wurden schmal. »Ja, klar.«
»Beziehungen sind nichts für mich. Und für ihn auch nicht. Wir hängen nur zusammen rum«, erklärte ich.
Mom kam im seidenen Schlafanzug zurück. Bevor ich noch einen Happen nehmen konnte, schnappte sie mir Eispackung und Löffel aus der Hand. »Solange Caleb nicht auf dumme Gedanken kommt, habe ich nichts dagegen, mein Schatz. Er scheint mir ein netter junger Mann zu sein – und sehr charmant.« Ihr Blick ging beim Gedanken an Caleb ins Leere.
Ich starrte an die Decke. »Und er frisst wie ein Scheunendrescher.«
Ein Lächeln erblühte auf Moms Gesicht. »Oh, ich liebe Männer mit einem gesunden Appetit.«
Ich machte ihr Platz und fragte: »Mom, woher weiß man, ob ein Junge einen mag – ich meine, so richtig?«
Mom strich mir über den Kopf. »Na ja, Schätzchen, er sieht dir in die Augen und nicht in den Ausschnitt.«
»Er nutzt jede Gelegenheit, um dich zu berühren, deine Hand zu halten, dir Fusseln vom T-Shirt zu klauben, dir eine Wimper aus dem Gesicht zu streichen«, fügte Mia hinzu.
Mom nickte zustimmend. »Vor allem will er Zeit mit dir verbringen. Das versteht sich ja von selbst.«
»Und wenn er viel zu tun hat?«, fragte ich.
»Wenn ein Kerl dich will, dann stehst du im Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit. Wenn er sagt, dass er sich gerade um viele Dinge kümmern muss, dann heißt das bloß, dass er sich nicht um dich kümmern will«, antwortete Mom mit dem Mund voller Eiscreme.
Mia knuffte mich in die Schulter. »Ich glaube kaum, dass du dieses Problem mit Caleb hast, wenn du darauf hinauswillst.«
»Ich habe nicht von ihm geredet«, blaffte ich.
»Nee, is klar«, sagten Mom und Mia wie aus einem Mund und verdrückten ihre Eiscreme weiter ohne mich.
14
»A lso, ich hab mit Courtney G. geredet, ja? Und sie so: ›Ich wusste gar nicht, dass Garrett Drogen nahm.‹ Und ich so: ›Echt nicht?‹, und sie so: ›Nee‹, aber sie war ganz komisch und guckte mich nicht an, also hab ich Courtney B. gefragt. Und sie so: ›Ja, ich wusste, dass er
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