Cambion Chronicles 1
Tisch.«
Ich nahm mein Wasser und ergriff seine Hand. Als wir den Tisch erreichten, saß ein muskulöser Typ auf dem Platz der Brünetten. Nadine beugte sich zu ihm, und kaum hatte sie seine Lippen berührt, strömten weiße Nebelfäden aus seinem Mund. Als der Mann den Kuss zu erwidern versuchte, stieß sie ihn weg. Benommen vor sich hinstarrend schoss der Typ aus der Nische und verschwand in der Menge.
Nadine lehnte sich an und schwelgte in der Erinnerung an ihre Mahlzeit. Sie atmete tief ein und hielt die Luft an, bis die Vene an ihrem Hals sichtbar zu pochen anfing. Mit geschlossenen Augen atmete sie wieder aus.
»Und, alles klar bei dir, Sam?«, fragte sie und sah mich aus halb geschlossenen Augen prüfend an. Ein leuchtender Streifen grünen Lichts schoss durch ihre Lider.
»Alles okay.«
»Gut. Caleb, komm mit. Wir drehen eine Runde«, sagte sie, bevor Caleb sich setzen konnte.
Er hielt inne. »Eine was?«
»Wir mischen uns unters Volk und trinken. Das Geheimnis besteht darin, von jedem nur wenig zu nehmen, wie bei einer Vorspeisenplatte. Wenn du regelmäßig was knabberst, brauchst du keine ganzen Mahlzeiten. Da dein Geist am Verhungern ist, wirst du heute noch mehrere Runden drehen. Diesmal komme ich mit, aber beim nächsten Mal gehst du allein.«
Er drehte den Kopf von mir zur Tanzfläche und wieder zurück. »Ich will Sam nicht allein lassen.«
Ich scheuchte ihn fort. »Geh nur. Ich bleibe hier sitzen.«
»Ganz sicher?«
»Alles gut. Ich hab meine Keule.« Ich tätschelte meine Handtasche.
Er gab mir einen Kuss auf die Wange und verschwand in der tanzenden Menge. Die Trennung verschaffte mir etwas Zeit zum Nachdenken. Und es gab so einiges, worüber ich nachdenken musste.
Caleb mochte mich, sehr sogar, und er wollte das wirklich nicht tun. Ich war einverstanden gewesen mitzukommen und hatte genau gewusst, was passieren würde. Aber warum war ich eifersüchtig? Caleb und ich waren kein Paar, nicht offiziell. Und ich war mir nicht sicher, ob ich mit ihm zusammen sein wollte, wenn ich mit so was regelmäßig klarkommen musste. Was wäre das für eine Beziehung? Was wäre, wenn ich ihn dabei überraschte, wie er irgendeine Tussi abschlabberte? Ausflippen würde ich, verdammt noch mal!
Mein innerer Monolog lief auf Folgendes hinaus: Ich würde ihm niemals ausreichen. Ich konnte ihn niemals satt machen. Diese negativen Gedanken nagten an mir, bis Nadine und Caleb zum Tisch zurückkehrten. Nach ihrem kleinen Ausflug wirkten sie aufgedreht und seltsam erfrischt.
»Puh, das hat Spaß gemacht.« Nadine fächelte sich mit einer Serviette Luft zu.
»Ich habe mich noch nie so … satt gefühlt«, fügte Caleb hinzu.
»Tja, eine weitere Runde wird wohl reichen. Warte ein bisschen, und dann gehst du noch mal rein«, schlug Nadine vor.
Calebs Augen strahlten wie die eines Kindes, das mit seinem neuen Spielzeug angibt. »Es ist wunderbar. Ich trinke, ohne sie zu küssen. Und ich dachte die ganze Zeit, ich müsste die Energie aus dem Mund ziehen.«
»Prima. Wenigstens holst du dir dabei keinen Herpes«, murmelte ich.
»Und, wie geht’s dir dabei?« Er schien nervös, vielleicht wartete er darauf, dass ich hysterisch wurde und ihm mein Wasser ins Gesicht schüttete.
»Bestens!« Meine Antwort klang lebhafter als erwartet.
Caleb kaufte mir das keine Sekunde ab. »Wir können nach Hause gehen, wenn du willst. Ich weiß, dass das eine blöde Situation für dich ist.«
»Nee, ist schon okay. Außerdem habe ich versprochen, dir beim Abrichten von Capone zu helfen, und das habe ich ernst gemeint. Also bleibe ich. Es zählt nur, dass es dir besser geht und niemand anders verletzt wird.«
»Danke, Sam. Du ahnst gar nicht, wie viel mir das bedeutet. Ich bin froh, dass du hier bist und mir Rückendeckung gibst.« Er küsste meine Hand.
Als Caleb den Tisch verließ, sah Nadine mich an. »Du weißt schon, dass er dich liebt, ja?«
Ich blickte mich im Club um.
Sie sah mich unverwandt an. »Dich, Sam. Dich .«
»Woher weißt du das?«
»Tja, mal sehen. Er kann jede Frau haben, die er will, aber er ist am liebsten mit dir und deinen verrückten Freunden zusammen. Er lässt sich von dir rumkommandieren. Er kann seine Finger nicht von dir lassen. Er hat dir sein Geheimnis erzählt – und diese Ehre wird nur möglichen Ehegatten zuteil – und auf der Tanzfläche wollte er die ganze Zeit wieder an den Tisch zurück. Also, wenn das keine Liebe ist, dann weiß ich auch nicht.«
»Warst du jemals verliebt?«,
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