Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
Viertelstunde bekam ich von ihm nur kurz angebundene Antworten, und er würdigte mich kaum eines Blickes. Ich versuchte es mit der Methode »Huch! Ich habe was fallen lassen, sieh dir meinen Hintern an, während ich es aufhebe«. Ich versuchte es mit dem Ansatz »Ich lehne mich über den Tisch, damit du mir in den Ausschnitt gucken kannst«. Nicht zu vergessen meine absolute Lieblingsperformance »Sieh zu, wie ich mein Haar schüttle und ganz langsam Lipgloss auftrage«.
Doch ich hatte mir den falschen Moment zum Flirten ausgesucht. Die Musik war Calebs große Leidenschaft, und es war fast unmöglich, ihn aus der kreativen Zone zu zerren. Es war ohnehin nicht einfach, mit Kaffeeflecken und getrockneter Milch auf dem Shirt sexy zu wirken. Bevor ich über meinen nächsten Schachzug nachdenken konnte, stand er abrupt auf und sammelte seinen Kram ein, auch die Süßigkeiten.
»Meine Pause ist vorbei. Bis später, Sam.«
»Ich habe letzte Nacht von dir geträumt«, platzte ich heraus. Ich hatte keine Ahnung, warum ich das sagte – ich geriet einfach in Panik.
Er blieb in der Tür stehen und sah mich an. Mit einem Lächeln, das Butter zum Schmelzen bringen konnte, sagte er: »Ich träume jede Nacht von dir.«
Da waren sie wieder: die Schmetterlinge im Bauch, das Schwindelgefühl und die Erinnerung daran, wie nah wir uns waren. Ich klammerte nicht, ich war kein Schreckgespenst, und Grenzen waren mir wichtig. Ich wollte nicht in jedem wachen Moment mit Caleb zusammen sein, aber ich musste wissen, dass zwischen uns noch alles in Ordnung war. Wie verfahren unsere Situation auch war, unsere Gefühle füreinander hatten sich nicht geändert. Stabilität. In diesem Moment reichte mir das.
Sein Lächeln verblasste, als er sich zum Gehen wandte und Ruiz sah, der im Flur an der Wand lehnte. Der Mann hatte eindeutig zu viel Zeit. Er versuchte es gar nicht mehr zu verbergen – er klebte Caleb an den Hacken wie seine Sportsocken. Etwas musste geschehen, und zwar schnell. Ich war mir nur nicht ganz sicher, was. Außerdem war ich zu beschäftigt damit, wegen des Vierteldollars ohnmächtig zu werden, den Caleb genau vor mich gelegt hatte, als ich nicht hingesehen hatte.
Gerade als ich dachte, meine Schicht könnte nicht noch schlimmer werden, fand ich bei meiner Rückkehr ins Café Dougie vor, der bei Olivia saß.
Als er mich entdeckte, hob er das Kinn. »Was geht, SM . Unterhalte mich gerade mit Olivia hier. Ich wusste gar nicht, dass Nadine eine Schwester hatte.«
»Ja, die Welt ist ein Dorf«, murmelte ich und wartete mit dem Ausflippen, bis ich hinter der Theke stand.
Das war doch nicht zu fassen. Von allen Jungs, die sie in dieser Stadt hätte haben können, fand Olivia ausgerechnet den mit dem Warnschild um den Hals interessant. Da Mia und Dougie sich nun endgültig getrennt hatten, hatte ich eigentlich kein Recht, etwas dagegen einzuwenden. Und wenn ich Olivia sagte, sie solle sich zurückhalten, wäre sie nur noch mehr hinter ihm her. Es gefiel mir nicht, wie sie sich immer wieder anstarrten, als wären sie die beiden Einzigen im Raum. Dougie war sofort ihrem Zauber verfallen, und ich konnte nicht zulassen, dass er in meine Welt gezogen wurde.
Unter dem Vorwand, die Tische im Café abzuräumen, ging ich alle zwei Minuten vorbei. Olivia saß mit überkreuzten Beinen da und zupfte mit ihren schlanken Fingern an ihrem halb gegessenen Hörnchen herum, während sie in ihrem Roman blätterte.
Dougie ließ sich nicht davon stören, dass sie las, und er schien auch den Gorilla hinter Olivia nicht weiter bedrohlich zu finden. So hungrig war der arme Kerl. »Sag mal, wie lange bleibst du noch in der Stadt?«, fragte er.
Sie klopfte sich mit dem Finger geziert an die Lippen, als müsse sie nachdenken. »Bis nach Neujahr. Warum?«
»Oh. Cool. Gehst du zur Silvesterparty?«, fragte er.
»Woher weißt du von der Silvesterparty?«, fuhr ich dazwischen und ließ damit meine Tarnung mit der vorgeschobenen Arbeit auffliegen.
Ohne die Augen von seiner Beute zu nehmen, griff Dougie in die Tasche und zog sein Smartphone heraus. Sekunden später erschien Jason Laos Blog auf dem Bildschirm und schrie mir in Großbuchstaben entgegen: DU WILLST EINE FREIKARTE FÜR DIE SILVESTERPARTY GEWINNEN ? Retweete den Hashtag #RobbieFord VA
War wohl nichts mit exklusiv.
»Also, wenn du noch da bist, dann komm doch vorbei. Seine Partys sind der Hammer«, sagte er zu Olivia.
»Klingt gut.« Sie lächelte und biss sich auf die Lippen.
»Tja,
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