Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
hey, hör einfach zu.« Sie tätschelte die ganze Zeit meine Haare, damit ich ihr auch ja zuhörte, dabei war sie es, die dauernd den Faden verlor. »Er ist schon süß, aber komm schon, Sam, wir wissen doch beide, dass Dougie viel heißer ist.«
Ach ja?, dachte ich.
»Aber diese Augen, weißt du … «, fuhr sie fort. »Die sind irgendwie magisch. Warte … nee, nicht magisch. Hippo…hypnotist… hypnotisch. Ja, genau. Ich kann’s nicht beschreiben. Als ob man hineinschaut in … «
»Ins Bodenlose«, soufflierte ich.
»Ja. Hosenlos. Das hab ich gesucht.«
Ich nahm ihr den Becher aus der Hand und stellte ihn auf ein Tischchen. »Okay, Mia, du hast für heute genug getrunken. Komm, wir setzen uns hin, bevor du dir noch den Hals brichst auf diesen Absätzen.«
Der große Augenblick kam immer näher. Mit einem Bier in der Hand, sprang Robbie auf den Couchtisch und verkündete: »Noch zwei Minuten bis Mitternacht!«, was mit einem Jubelausbruch quittiert wurde. Inzwischen trug er nur noch Hut, Jackett und Boxershorts und gab den Blick auf seinen käsigen Oberkörper für alle frei, die den Anblick ertragen konnten. Drei kichernde Mädchen rissen ihn zu Boden und knutschten ihn ab.
Die Uhr tickte, und alle rannten herum und suchten einen Partner. Mia blieb übrig. Ich sah zu Dougie hinüber, der sich gerade zu Olivia beugte, die ihm etwas ins Ohr flüsterte. Ich konnte Mia nicht einfach so stehen lassen. Das war die schlimmste Nacht des Jahres, um allein zu bleiben. Das war mir bisher nie so richtig klar geworden.
»Geh zu Caleb«, rief sie über den Lärm hinweg.
»Nein, schon gut. Ich bleib hier.«
»Äh, Sam, du bist süß. Echt, total. Aber ich werde dich nicht um Mitternacht küssen. Ist doch Unsinn, wenn wir beide ohne Mann dastehen, also geh schon. Ich komm klar.« Sie tätschelte wieder meinen Kopf. Langsam ging mir das Gestreichel auf die Nerven.
Ich suchte am DJ -Stand nach Caleb, doch er war nicht da. Er war sicher losgezogen, um mich zu suchen. Es war einfach zu voll, also hüpfte ich hoch, um über die Köpfe der Tänzer hinwegzusehen. Das Partyvolk begann zu zählen. »Neununddreißig … achtunddreißig … siebenunddreißig … «
Ich versuchte, mir einen Weg durch die Menge zu bahnen, aber das war vergebliche Liebesmüh. Langsam geriet ich in Panik.
»Dreizehn … zwölf … elf … «
Ich drehte um und drängelte mich zum Sofa durch. Mia saß immer noch dort, traurig und verlassen, und hielt ihren Becher im Schoß. Aus dem Nichts stand plötzlich Dougie vor ihr, nahm ihren Drink und stellte ihn beiseite. Er zog sie hoch und umfasste ihr Gesicht mit den Händen.
»Drei … zwei … eins! Frohes neues Jahr!« In dem Augenblick, als er sich zu ihr beugte und sie küsste, berührten sanfte Finger mein Kinn und drehten meinen Kopf. Lippen legten sich auf meine, und ich musste nicht erst nachsehen, wem sie gehörten.
Ich kannte diese Lippen, kannte ihre Berührung und den Duft. Ich schloss einfach die Augen und schlang meine Arme um seinen Hals. Tröten und Rasseln ertönten, Glitzer fiel von der Decke, und ein Hochgefühl überkam uns in einer sanften Welle. Ich war wie gefangen in einer Schneekugel voller Konfetti und wünschte mir, dieser Augenblick würde ewig anhalten. Alles war so, wie es sein sollte, auch wenn ich wusste, dass es nicht von Dauer war. Doch zu diesem Zeitpunkt, an diesem Ort, trunken vor Lebensfreude, wollte ich glauben, dass es immer so sein konnte.
Nach der Party umarmten sich alle und gingen. Taxis wurden gerufen und Autoschlüssel an die nüchtern Gebliebenen weitergegeben. Mia war vollkommen blau und konnte auf keinen Fall selbst nach Hause fahren, was Dougie auch nachdrücklich durchsetzte. Caleb blieb noch, um seine Ausrüstung zusammenzupacken, und versprach mir, ins Hotel nachzukommen. Da ich mit Olivia zur Party gekommen war, schluckte ich meinen Stolz hinunter und ließ mich von ihr mitnehmen.
Die Fahrt zurück zum Hotel verlief angespannt, und nichts als der Motorenlärm durchschnitt die Stille. Gunnar saß hinter dem Steuer, Olivia und ich auf unseren jeweiligen Seiten auf dem Rücksitz. Ich warf ihr immer wieder verstohlene Blicke zu und versuchte, ihre Haltung zu imitieren und wie sie die Beine übereinanderschlug. Bei ihr sah die Anmut ganz natürlich aus, während mir fast der Schweiß ausbrach bei dem Versuch, damenhaft zu wirken.
Irgendwann hatte ich genug von der feindseligen Stimmung und sagte: »Ich habe gesehen, was du
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