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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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Erdgeschoss verriet mir, wohin sie alle verschwunden waren, also folgte ich den Stimmen bis vors Esszimmer und blieb hinter dem Türrahmen stehen.
    Mir bot sich ein Bild der reinsten Familienidylle: Die stolze Mutter umsorgt ihre Söhne. Die Szene glich Calebs wertvollsten Erinnerungen bis aufs Haar – sie hätte eine der vielen sein können, die in mich übergegangen waren, als ich von ihm trank. Die Brüder sonnten sich in der Aufmerksamkeit, die so viele Erinnerungen an ihre eigene Mutter weckte. Ich fühlte mich wie ein Gast in meinem eigenen Haus, der in ein sehr privates Stelldichein hineinplatzt.
    »Hier, Caleb. Und jetzt isst du schön alles auf. Du musst wieder zu Kräften kommen.« Mom stellte ein Tablett voller Pfannkuchen, Spiegeleier und Resten vom Thanksgiving-Essen vor ihm ab. Seine beiden Brüder beugten sich hinüber und beäugten das üppige Angebot, wichen aber zurück, als Mom weitersprach: »Und ihr zwei wagt es ja nicht, sein Essen anzurühren. Wartet, bis ich den Rest geholt habe.«
    Haden lächelte unschuldig, während Michael – wie immer, wenn eine Frau anwesend war – seinen Blick abwandte.
    »Danke, Mrs Marshall. Das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen.« Caleb wollte das Pflaster an seiner Stirn befühlen, aber ein leichter Klaps auf die Hand hielt ihn zurück.
    »Kein Wort mehr. Ich liebe Männer mit gesundem Appetit.« Sie wuschelte ihm durch die Haare und ging in die Küche.
    Mit diesen Typen hatte sich Mom was aufgehalst. Die Rosses waren durch die Bank ganz einfach gierige Mistkerle. Kaum hatte sie ihnen den Rücken zugedreht, stürzten sich die Brüder auf Calebs Teller und klauten ihm den gebratenen Speck und die Honigkekse.
    Das arme Kuchenmonster hatte keine Chance und aß langsam, was von seiner Mahlzeit übrig blieb. Die Gabel zitterte in seiner Hand, während er versuchte, das Essen unfallfrei in seinen Mund zu befördern. Es würde eine Weile dauern, bis er vollkommen wiederhergestellt war, aber sein Lachen deutete schon auf Genesung hin. Beim Anblick seines Grübchenlächelns bekam ich richtig Heimweh, und ich wollte die Lippen schmecken, die dieses Lächeln formten.
    Ohne seinen Kopf zu heben, sagte Caleb: »Setz dich doch zu uns, Sam.«
    Im Handumdrehen wurde es totenstill im Raum. Besteck klapperte auf Tellern. Mein Herz stolperte beim Klang meines Namens. Natürlich wusste er, dass ich in der Nähe war. Vor ihm konnte ich mich nie sehr lange verstecken.
    Ich trat aus meinem Versteck und ging ins Esszimmer. »Morgen.«
    Den Blicken aus den drei violetten Augenpaaren wich ich aus und setzte mich ans andere Ende des Tisches.
    Mom kam mit einem weiteren Teller Essen aus der Küche. »Morgen, Schätzchen. Wie fühlst du dich? Ausgeschlafen?«
    »Ja, Mom.« Ich sah über den Tisch zu dem einzigen Augenpaar, das mich nicht mehr anglotzte. »Wie geht es dir, Caleb?«
    »Könnte besser sein, aber ich bin froh, dass es nicht schlechter ist.« Er nahm einen Bissen von seinen Pfannkuchen, und ich versuchte, die Kälte in seiner Stimme zu ignorieren.
    Michael schlug Caleb auf die Schulter, was ihn fast vom Stuhl kippen ließ. »Keine Sorge, ich habe ihm ein paar Schmerzmittel gegeben, die ihn wieder fit machen. Bald wird er gar nichts mehr spüren.«
    Caleb schien schon im Moment nichts mehr zu spüren.
    »Tja, da wir nun alle wieder frisch und klar im Kopf sind …«, Haden machte eine Pause und sah zu Caleb, der auf seinem Stuhl hin- und herschwankte, »… oder wenigstens annähernd, können wir ja jetzt darüber sprechen, was geschehen ist.«
    Haden, Michael und Mom warteten darauf, dass ich loslegte. Ich holte tief Luft. Ob irgendetwas von dem, was ich sagen wollte, verständlich sein würde, wusste ich nicht, aber ich musste es loswerden. Ich redete und redete, meine Brust hob und senkte sich angestrengt, und ich hoffte, meine Zuhörer würden bei dem Wortsalat überhaupt durchblicken. Als ich fertig war, barg ich den Kopf in meinen Armen. Ich spürte, wie sie mich anklagend anstarrten. Am schlimmsten war Calebs Blick.
    Michael ergriff als Erster das Wort. »Willst du uns einen Bonbon ans Hemd kleben?«
    »Einen was?«
    »Ich meine, machst du Witze? Du sagt, das Ding da draußen hätte sich mit Nadine gepaart? Igitt!«
    »Samara, wie lange wusstest du schon davon?«, fragte Mom.
    »Seit dem Tag, als ich nachsitzen musste.« Ich käute die Ereignisse wieder und ließ keins der schmutzigen Details aus. Als ich erwähnte, wie ich am Tag darauf ins Krankenhaus gegangen war,

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