Camel Club 03 - Die Spieler
die Anordnung von ganz oben. Aber es hat offensichtlich mehr damit auf sich. Erheblich mehr. War Solomon unschuldig? Und falls ja, warum wurde dann befohlen, ihn zu liquidieren?«
»Verflucht noch mal, John, lass es gut sein. Die Vergangenheit ist vorüber.«
Einen Millimeter neben der Arterie schnitt Stone in die Haut. Ein Tropfen Blut quoll heraus. »War Solomon unschuldig?« Himmerling schwieg. Er saß mit geschlossenen Lidern da; sein Brustkorb hob und senkte sich rasch. »Max, wenn ich die Schlagader durchtrenne, bist du in nicht mal fünf Minuten verblutet. Und ich stehe daneben und schaue zu.«
Himmerling schlug die Augen auf. »Fast vierzig Jahre lang habe ich Geheimnisse gehütet. Ich fange jetzt nicht an, welche auszuplaudern.«
Stones Blick schweifte durchs Zimmer und verharrte auf den Bildern auf dem Kaminsims. Sie zeigten einen Knaben und ein kleines Mädchen.
»Enkelkinder?«, fragte Stone mit Schärfe in der Stimme. »Muss nett sein.«
Als Max in dieselbe Richtung blickte, begann er zu zittern. »Du … du wirst doch nicht …«
»Ihr Scheißkerle habt alle auf dem Gewissen, die ich liebte. Warum sollte es euch besser ergehen? Dich mach ich zuerst kalt.« Stone deutete auf die Fotografien. »Und anschließend sie. Und es wird nicht schmerzlos ablaufen.«
»Du Drecksack!«
»Ja, du hast recht. Ich bin ein Drecksack, den die CIA rekrutiert, bezahlt und durch die Weltgeschichte geschickt hat. Das weißt du doch so gut wie jeder von uns, nicht wahr?« Noch einmal heftete Stone den Blick auf die Fotos. »Deine letzte Chance, Max. Ich frage dich kein drittes Mal.«
Und so ließ Max Himmerling sich zum ersten Mal seit vier Jahrzehnten ein Geheimnis abringen. »Solomon war kein Verräter. Er wusste etwas, aber nicht alles. Gewisse Leute hatten Sorge, er könnte noch mehr herausfinden und schließlich die Wahrheit ans Licht zerren.«
»Welche Leute? Gray? Simpson?«
»Keine Ahnung.«
Stone ritzte Himmerlings Haut ein zweites Mal. »Max, ich verliere gleich die Geduld.«
»Es war Gray oder Simpson. Ich habe nie erfahren, wer von beiden.«
»Und was war das Geheimnis?«
»Darüber wusste nicht mal ich Bescheid. Es betraf einen Einsatz Solomons und der Russin Lesya gegen die Sowjetunion. Und jetzt ist die ganze Geschichte wieder hochgekocht. Ich kann mir nicht erklären, warum.«
»Noch eine Frage. Sie zu beantworten dürfte dir leichtfallen. Wer hat die Aktion gegen mich angeordnet?«
»John, bitte …«
Brutal packte Stone den Mann an der Kehle. »Wer?«
»Ich kann nur sagen«, röchelte Himmerling, »du hast die gleiche Wahl zwischen zwei Namen wie vorhin.«
Also Gray oder Simpson. Nicht, dass Stone überrascht gewesen wäre.
Er steckte das Messer weg. »Du weißt, was passiert, wenn du jemandem verrätst, dass ich hier war«, sagte er. »Dann kommt es Gray zu Ohren, und der schöpft Verdacht, dass du mir Informationen gegeben hast. Und du kannst ihn nicht belügen. Er kennt Methoden, selbst aus den härtesten Kerlen die Wahrheit rauszupressen – von dir gar nicht erst zu reden. Und kannst du dir denken, was passiert, wenn er erfährt, was du mir erzählt hast, Max?« Stone hob eine imaginäre Pistole an Max’ Kopf und betätigte den imaginären Abzug. »Ich wünsche dir noch einen schönen Abend.«
»Hättest du wirklich meine Enkelkinder umgebracht?«, fragte Max mit zitternder Stimme.
»Sei froh, dass es überflüssig geworden ist.«
KAPITEL 64
Als Stone fort war, atmete Max Himmerling erleichtert auf, doch der Seufzer erstickte ihm in der Kehle. Die Wachen! Ihnen würde klar sein, dass jemand ins Haus eingedrungen war, und dann informierten sie …
In aller Eile packte er eine Tasche. Schon vor Langem hatte er sich – für alle Fälle – auf die unheilvolle Situation vorbereitet, fliehen zu müssen. Zehn Minuten später eilte er zum Ausgang, den Reisepass ausgedruckt, den falschen Ausweis in der Jackentasche. Das Läuten des Telefons hemmte seine Schritte. Sollte er sich melden? Sein Pflichtbewusstsein sprach dafür. Er nahm den Hörer ab. Die Stimme am anderen Ende der Leitung war ihm sehr vertraut.
»Hallo, Max. Was haben Sie ihm gebeichtet?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
»Sie sind ein blitzgescheites Kerlchen, Max, aber ein schlechter Lügner. Ich mache Ihnen keinen Vorwurf. Bestimmt hat er Sie bedroht, und wir wissen beide, was für ein gefährlicher Mann er ist. Also, was haben Sie ihm erzählt?«
Diesmal spuckte Himmerling alles aus.
»Danke, Max. Sie
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